Erst einmal konnte unsere Borussia den Supercup als Pokalsieger gewinnen – 1989, nachdem Nobby Dickel seine Knochen aufs Spiel gesetzt und die Borussia zurück in den Kreis der ersten Vereine des Landes geschossen hat. Aber bange machen gilt nicht zu Beginn einer Saison, in der einem vor nichts und niemand bang sein muss – außer vor der Verletzung von Leistungsträgern und dem Abgang von Erling Haaland. Und zum Start sprechen viele Gründe für einen schwarzgelben Erfolg:

2014: Der Käpt Kehli reckt den Pokal in den Himmel

1. Hunger, Hunger, Hunger: Jupp, diese Jungs wollen (guten) Fußball spielen, aber längst nicht nur. Die wollen auch Titel. Die wollen Teller, Schüsseln und Pokale in die Luft stemmen und keine Medaillen in die Hosentasche stecken. Appetit hatten sie alle schon vorher, aber ‚der Hunger kommt beim Essen‘, wie man im Pott sagt – und der Pokal gegen starke Leipziger war genau der richtige Appetizer um bei dieser Truppe Kohldampf zu wecken…

2. Keine Angst vor niemand: Respekt vor dem FCB ist Bundesligaspielern oft eingeboren – aber der aktuelle Kader hat Selbstvertrauen getrunken, gegessen und eingeatmet. Die Art und Weise, wie sie angstfrei den 7-Punkte-Rückstand gegen Frankfurt angegangen sind und sich anschließend noch den Pokal geholt haben hat gezeigt: Da ist kein Zittern und kein Zagen. Klar, mag man sagen, da hatten wir ja noch Sancho, aber jetzt haben wir:

3. Donny Malen: Der hochtalentierte Holländer hat bislang noch keine große Rolle gespielt, steht aber heute womöglich vor seinem Startelf-Debut. Der Neuzugang will in der BVB-Elf keineswegs nur mitspielen, sondern will ein Großer werden, wie andere vor ihm beim BVB. Dazu reicht es nicht aus Akzente zu setzen, das weiß der junge Mann, sondern man muss Spiele bestimmen. Und das werden wir heute von ihm zu sehen bekommen.

4. Die Fans: 25.000 Fans im Westfalenstadion vermögen mehr Stimmung – und Adrenalin – zu erzeugen als welche Anhänger auch immer in irgendeinem Stadion dieser Republik – oder als 100.000 Klatschpappenhalter auf dem Marienplatz bei der zigten Meisterschaft. In Dortmund ist es eben kein Spruch, wenn man vom 12. Mann spricht, manchmal meint man, es ist sogar der dreizehnte.

5. Der Käptn: Marco Reus hat sichtlich die Tanks wieder aufgefüllt. Die Pause hat ihm gutgetan, und er ist bereit nicht nur als erfahrener Spieler der BVB-Elf voranzugehen, sondern auch Lücken zu reißen, Takt zu geben und zu vollstrecken. Vielleicht wird man einen kompletteren MR11 als in dieser Saison noch nie gesehen haben.

6. Der Trainer: Auch wenn die Traditionalisten (wozu die Kirsche-Redaktion selbstredend zumindest teilweise gehört) Terzic nachtrauern (genauer gesagt allerdings wohl eher dem letzten Drittel seiner Amtsperiode): Rose ist ein guter, daran ändert auch die schwache Performance der kleinen Borussia zum Schluss der letzten Saison nichts. Der Neue hat einen guten Kontakt zur Truppe hergestellt, und hat das Vertrauen der Spieler. Er kann auf dem Kader fast spielen wie auf der Klaviatur eines Pianos und ist in der Lage an die Leistungen von Klopp und Tuchel anzuknüpfen. Anders als sein Gegenüber Nagelsmann wirkt er nicht wie der ‚Neue‘ – und auch er ist scharf auf diesen Titel … nicht nur auf diesen ….

7. Das Management: Watzke, Zorc, Kehl, Terzic stehen für Kompetenz, Unaufgeregtheit, Vertrauen und langen Atem. Olli Kahn steht zwar ohne jeden Zweifel auch für Fußballverstand, aber ob Waldorf und Statler bzw. Hoeneß und Rummenigge im Hintergrund einer Mannschaft den Rücken stärken können mag man bezweifeln.

8. Defense Defense … : Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Titel, so sagt man. Aber die Norditaliener haben ihr Abwehrbollwerk in den letzten Saisons systematisch auseinandergerissen – und noch nicht wieder neu zusammengesetzt. Die Verteidigung des BVB hat sich gegen die Eintracht nochmal die Hörner abgestoßen, aber gegen die Roten wird sie unter Führung von Manuel Akanji Akzente setzen und Aufmerksamkeit erregen. Rose wird der Mannschaft das Attacke-Gen dermaßen eingeimpft haben, dass man bei gegnerischem Ballbesitz gar nicht mehr zu sagen vermag, wer eigentlich zur Abwehr gehört und wer nicht. Lewandowski wird der erste sein, der zu spüren bekommt, wie es ist, wenn man sich in einer aufopferungsvoll kämpfenden Verteidigung festrennt wie ein Quarterback, der beim Versuch eines Laufspielzuges von der Defense plattgewalzt wird. Wer diese Erfahrung aber nicht machen wird ist

09. Haaland, Haaland, Haaland: Sein Name steht hier zu recht dreimal. Einerseits für die Tore und Assists. Andererseits für die zwei und drei Gegenspieler, die er durch seine bloße Präsenz auf sich zieht und damit seinen Mitspielern Räume schafft, Tore zu erzielen. Und drittens für die Tore, die er noch erzielen wird per Kopf, oder weil er nicht im Abseits stand, oder oder – weil er beständig bestrebt ist sich zu verbessern und nicht aufhört für seine Ziele und das Team zu ackern. Man könnte 09 Gründe nennen, warum wir den Cup gewinnen, die nur mit Haaland zu tun haben. Der Norweger wurde in der letzten Saison zum Spieler der Saison der Fans gewählt. Das gab viel Empörung bei Bauern-Anhängern und sogenannten Experten – als hätten nicht die Fans jedes Recht den weitestentwickelten Nachwuchsstürmer, den diese Liga je gesehen hat nach ihren Kriterien zum Spieler der Saison zu wählen. Aber Haaland wird seinen Anhängern durch Tore Reverenz erweisen und und seine Noch-Nicht-Anhänger verstummen lassen. Und heute Abend fängt er damit an.

An der Kirsche-Glaskugel diesmal:

Ingo Berchter