In einem engagiert geführten Spiel zweier Aufsteiger bezwingen die Bundeshauptstädter den Nachwuchs aus Deutschlands Fußballhauptstadt. Ob akkustisch auf den Rängen oder dazwischen auf dem Rasen der ehrwürdigen Traditionsfußballstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Park: Dortmund beherrschte über weite Strecken das Geschehen. Insbesondere in der ersten Halbzeit zeigten sich die Schwarzgelben feldüberlegen, kamen aber zu zu wenigen Chancen, die dann fast alle vorbeigingen, oder abgeblockt wurden. Es dauerte bis zur Mitte der ersten Halbzeit, bevor es zum ersten Torschuss der Borussia kam. Taz zirkelte einen Freistoß haarscharf am linken Lattenkreuz vorbei. Drei Minuten später legte Taz dann für Tachie auf, der auf der anderen Seite genauso knapp daneben zielte. Weitere drei Minuten später wird ein Schuss von Pohlmann abgeblockt; die folgende Ecke köpft Kapitän Pfanne drüber.
Dann völlig überraschend die Führung in der 38. Minute für die himmelblaue Viktoria. Bei einem der wenigen Gegenangriffe der Berliner landet der Ball bei Drljaca, dessen Versuch den Ball nach vorne zu spielen verunglückt und landet bei Yilmaz, der Küc bedient. Dieser muss nur noch ein paar Meter lauf und lässt Dortmunds Torhüter keine Chance. Keine fünf Minuten später rückt die schwarzgelbe Offensive das Bild gerade: Pohlmann aus dem Mittelfel nach rechts zu Tachie, der zu Taz: Ausgleich zum 1:1 in der 42.
Lange hielt das Remis
Der zweite Durchgang zeigt Trainer Maaßens Truppe nicht so dominant. Chancen des BVB werden (noch) seltener, dafür kommt der Berliner Traditionsclub stärker ins Spiel. Mitte der zweiten Halbzeit dann Spielerwechsel, die Einfluss auf das Spiel haben: Viktorias Coach Benedetto Muzzicato bringt Beyreuther für den Vorlagengeber Yilmaz und Lucas Falcao für Seiffert in der 64.; sein Dortmunder Pendant Enrico Maaßen ersetzt Zagadou, der bei seiner Rückkehr eine starke Leistung zeigte, durch Coulibaly. Der junge Franzose, der verletzt von PSG zum BVB kam, hatte seinen ersten Auftritt im schwarzgelben Trikot. Zudem kam Bornemann für Tattermusch. Und die beiden himmelblauen Einwechselspieler zeigen sich sofort: Erst schießt Falcao einen satten Dropkick knapp links vorbei, eine Minute später touchiert ein Schuss von Beyreuther die Latte auf der rechten Seite.
Um die 80. Minute wechselt Maaßen dann Krebs für Viet und Makreckis für Hober, der bis dahin sehr viel für den Aufbau getan hat. Es scheint, als sei durch die Auswechslung von erst Zagadou und sodann Hober ein kleiner Bruch ins Spiel der Borussia gekommen zu sein. Jedenfalls taucht der dreifache deutsche Meister vermehrt vor dem gegnerischen Tor auf. Und in der 86. Minute setzte sich dann Joker Falcao stark durch, und schoss aus der Drehung schnörkellos zum 2:1. Kurz darauf hätte dann fast eine Kerze zum Ausgleich geführt, aber alles späte Dortmunder Anrennen brachte keinen zählbaren Erfolg mehr.
Tapfere, aber am Ende unglückliche Borussen
Insgesamt zeigte die Zweitvertretung des BVB eine ansprechende Leistung bei einem starken Rivalen. Hober, Zagadou und auch Taz spielten stark. Und auch der 18jährige Coulibaly, der beim Siegtreffer etwas unglücklich agierte, zeigte, dass die Borussia mit ihm einen Spieler mit viel Potential verpflichtet hat. Viktoria hat sich diesen Sieg mit Engagement und Effektivität verdient – aber beide Aufsteiger lassen in dieser Saison noch weitere starke Leistungen erwarten und werden noch prominent mitspielen. Die Zuschauerwertung ging aber klar an die Fans des Revierclubs. Über die ganzen 90 Minuten waren die mitgereisten und ortsansässigen Fans des Revierclubs lautstark zu vernehmen – ganz im Gegensatz zu den himmelblauen Anhängern unter den zweieinhalbtausend Zuschauern. Wenn die Berliner sich an der Stelle noch verstärken und ein Publikum bekommen, dass sie richtig pusht (und das hätten sie verdient), dann wäre diese Viktoria vielleicht auch ein Kandidat für die zweite Liga.
Ingo Berchter