Der BVB gewinnt weiter, überzeugt aber beim 1:0 gegen Werder Bremen dennoch nicht so richtig.

Aus dem Westfalenstadion
berichtet Andreas Römer

„Das sind Spiele auf die du freust – Freitagabend, Flutlicht, in Dortmund mit der einzigartigen Atmosphäre“, hatte Werder Trainer Ole Werner vor dem Spiel gesagt. Und Recht hat der Mann. Wieder einmal ausverkauft, 8.000 Werder-Fans sorgten ebenso für Stimmung wie über 70.000 Schwarzgelbe. Der BVB schoss im 56. Heimspiel hintereinander ein Tor und hat gefühlt seit Ewigkeiten kein Spiel mehr am Freitagabend zuhause verloren.

So wird man bestimmt Meister. Wieder einmal zeigt Borussia Dortmund nur ein durchschnittliches Fußballspiel, gewinnt aber gegen Werder Bremen mit 1:0 und thront zumindest für eine Nacht an der Tabellenspitze. In der letzten Saison verlor der BVB am achten Spieltag in Köln mit 2:3 und hatte 15 Punkte und bereits drei Niederlagen auf dem Konto. Heute ist der BVB seit 16 Liga-Spielen unbesiegt, holte den fünften Sieg in Serie und hat bereits 20 Punkte auf der Habenseite. Mit der Leistung vom Freitagabend wird es allerdings nicht zur Meisterschaft reichen.

Harmlose Gäste

Mühevoll war der Sieg gegen Werder, die nach vorn doch recht harmlos waren. Insgesamt fehlte dem Dortmunder Spiel die Leichtigkeit, der Plan, wie man den defensiv gut gestaffelten Hanseaten beikommen wollte. Im letzten Drittel fiel den Schwarzgelben einfach zu wenig ein. Die von Stürmer Füllkrug geforderten Flanken kamen nicht. Obwohl Wolf auf der rechten Seite zumeist über viel Platz verfügte, fand keine seiner Hereingaben einen Abnehmer in den eigenen Reihen. Und wenn dann doch mal Chancen da waren, wurden sie reihenweise vergeben. Malen scheiterte zweimal an Torhüter Zetterer, einen verstolperte er und einmal verfehlte er das Tor nur knapp. Auch Reus zielte ganz knapp daneben und Nmecha hatte kurz vor dem Ende drei Gelegenheiten, die alle verpufften.

Häufig trennten sich die Borussen zu spät vom Ball. Ja, keine hektischen Pässe, Ruhe bewahren, so lautet das Motto der letzten in der Liga recht erfolgreichen Wochen. Doch so kann sich der Gegner auch immer wieder in seine Abwehrformation zurückziehen, es wird eng und dann weiß man auf Borussenseite häufig auch nicht mehr weiter. So war es ein „zähes Spiel“, wie der eher schwache Füllkrug nachher feststellte.

Die nördlichsten Italiener

Geniale Pässe wie der von Can zum 1:0 sind die Ausnahme und doch sind es gerade diese, die jede Abwehr auseinandernehmen. Dass es am Ende ein verdienter Sieg war, daran muss man nicht zweifeln. Aber außer Acht lassen darf man dabei nicht, dass die Bremer nur nach hinten ganz gut waren, nach vorn aber gerade eine einzige Torchance hatten. Mit einer Fünferkette verteidigten die Gäste, die sich wie die nördlichsten Italiener zeigten. Hinten alles wegräumen, auch mal mit den Händen am Mann und schon frühzeitig gemütlich auf Zeit spielen.

Nur zwischen der 10. und 25. Minute wagten sich die Bremer etwas aus der Deckung, brachten den BVB ein bisschen in Verlegenheit. Hier spielten die Gäste schnell, mit nur einem Kontakt, wussten immer, wo der Mitspieler war oder sein musste. Richtig gefährlich wurde es aber dann doch nicht. Die BVB-Abwehr zeigte sich jederzeit sicher und wenn wie nach einem Dortmunder Eckball es mal bei Werder schnell ging, halfen andere, wie Malen gegen Kownacki oder Nmecha gegen Schmid.

Julian Brandt trifft in seinem 300. Bundesligaspiel.

Torschütze Julian Brandt, der von außen nach innen lief und den Ball von wunderbar über den Keeper lupfte, war wieder ein Aktivposten. Reus fiel ein bisschen im Vergleich zum Berlin-Spiel ab, dafür konnte Nmecha erstmals andeuten, warum ihn der BVB geholt hat, auch wenn es diesmal noch nicht mit einem Tor gereicht hat.

Zu dünn

Füllkrug bedauerte, dass das Tor nicht schon in der ersten Halbzeit fiel, dann hätte die Bremer früher ein bisschen mehr geöffnet und es hätte mehr Räume gegeben. Wenn der BVB in der recht wilden Schlussviertelstunde, als die Bremer ein bisschen mehr versuchten, um vielleicht doch einmal am Ausgleich zu schnuppern, die Chancen genutzt hätte, könnte es auch 4:0 ausgehen.  So bleibt ein „hochverdienter Sieg“ (Terzic), der mit 1:0 aber eben angesichts von Spielanteilen, Chancen und 23:5 Torschüssen zu dünn ist. Von den vier Spitzenteams in der Liga hat der BVB die wenigsten Tore erzielt. Die anderen liegen bei einem Spiel weniger mit fünf oder sechs mehr geschossenen Toren vorn. Aber okay – solche Spiele hat der BVB in den letzten Jahren oftmals zum Unentschieden verdaddelt. Insofern ist die Serie mit jetzt fünf Siegen durchaus etwas wert und die Mannschaft setzt sich weiter oben in der Tabelle fest.

Jetzt gilt es

Jetzt folgen anstrengende Wochen, die für den weiteren Saisonverlauf wichtig sind. Am Mittwoch darf man in Newcastle nicht verlieren, wenn man in der Champions League noch vom Weiterkommen träumen will. Danach geht es in der Bundesliga nach Frankfurt, kommen die Bayern und Newcastle ins Westfalenstadion. Dann muss Borussia zum Überraschungsteam nach Stuttgart. Dazwischen noch Pokal gegen Hoffenheim. In jedem Spiel würden sich die Fans über einen 1:0-Sieg freuen.

Text: Andreas Römer, Bilder: David Inderlied, Kirchner Media