Borussia Dortmund schießt auch im dritten Spiel nach der Winterpause fünf Tore und fegt Union Berlin zu Null aus dem Westfalenstadion. Allerdings hatte die Mannschaft auch wieder eine Phase in der sie die Zügel schleifen ließ.

Na, was für eine Stimmung war das wieder im Stadion. Volle Hütte, auch zahlreiche Union-Fans dabei und im Regenwetter streckte sogar die Sonne kurz einen Blick raus aus der Wolkendecke, wollte den Start zum BVB-Heimspiel wohl nicht verpassen. Von beiden Fanseiten wurde auch der ehemalige Borusse Neven Subotic gefeiert. Echte Helden werden in Dortmund eben nicht vergessen.

Haaland startet

Immer ein Unruheherd: Erlng Haaland

Borussias neue Tormaschine Erling Haaland durfte tatsächlich von Beginn an ran. Dafür musste Hazard auf der Bank Platz nehmen. Ansonsten waren die gleichen Spieler zum Start auf dem Rasen, wie in den beiden vergangenen Spielen in Augsburg und gegen Köln. Ein bisschen Gemurre gab es von den einheimischen Fans noch, weil der BVB zuerst auf die Südtribüne spielen musste – macht er ja eigentlich lieber erst in der zweiten Halbzeit. Daran wird es aber nicht gelegen haben, dass es die erste Chance vor der Nordtribüne gab. Die Eisernen schlugen einfach mal einen Ball in den Strafraum und der segelt an Freund und Feind vor – nur Bülter wäre fast noch ran gekommen. Glück gehabt.

Doch danach hatte der BVB die ganze Sache im Griff, ging ziemlich locker mit 2:0 in Führung. Ganze fünf Minuten brauchten die Schwarzgelben, um die Richtung zu bestimmen. Zunächst wieder einmal Sancho. Erst vernaschte er Union-Kapitän Trimmel drang in den Strafraum ein, wurde dann aber geblockt. Doch Brandt setzte nach und Sancho kam erneut an den Ball, zog einfach ab. Den Ball fälschte Schlotterbeck ab und schon stand es 1:0. (13. Minute). In der 18. Minute gab Brandt eine Ecke von rechts herein. Die Abwehr klärte zu kurz und Brandt erhielt den Ball in Rechtsaußenposition erneut. Seine Flanke an den Fünfmeterraum erwischte Haaland und drückte das Ding über die Linie.

Torflaute vor der Pause

Ein Tor , eine Vorlage – Sancho hatte aber auch einige schwache Momente.

Sebastian Kehl fasste den dann folgenden Kick ziemlich passend zusammen: „Wir hätten noch ein paar mehr Tore schießen können, hatten aber auch eine Phase, in der wir nicht gut waren.“ Zunächst kam die Phase, in der Borussia sicher hätte mehr Tore schießen können, ja vielleicht sogar schießen müssen. Union Berlin versteckte sich nämlich nicht und versuchte durchaus, vorn etwas zu erreichen. Das brachte zahlreiche Konterchancen für die Heimmannschaft, die aber schlampig ausgespielt wurden. Statt zügig den Weg Richtung Tor zu suchen, hatte man das Gefühl, jeder wollte ein bisschen zaubern, den schönsten Pass spielen. So verpufften die Chancen reihen weise.

Nur war es nicht so, dass Union irgendwann mal zwingend war, aber eine Möglichkeit ergab sich dann doch noch kurz vor der Pause. Akanji segelte unter einem Freistoß auf dem Halbfeld durch und Schlotterbeck drosch den Ball aus fünf Metern freistehend über den Kasten. Das war kurz vor der Pause und natürlich rechneten die Fans mit weiteren Toren, wenn der Trainer sie in der Pause doch noch einmal einnordet.

Neven Subotic spielte gut an alter Wirkungsstätte.

Doch dann kam die Phase, in der der BVB „nicht gut war“. Aus der Pause kamen die Berliner nämlich deutlich engagiert und aggressiver. Die Borussen waren eher träge, ein bisschen nachlässig. Doch obwohl sie ein optische Übergewicht hatten brachten sie nur eine echte Chance zustande: Bülter kam völlig frei zum Schuss und verzog nur knapp. Einer der unkonzentriert zu sein schien und mehr als einmal patzte durfte nach 64 Minuten duschen gehen. Trainer Favre nahm Hakimi vom Platz und brachte Zagadou. In der Dreiererkette rückte Akanji nach rechts und Piszek weiter nach vorn auf die Hakimi-Position.

Fulminante acht Minuten

Dieses Signal schienen alle anderen Spieler verstanden zu haben. Plötzlich war der BVB wieder da. Haaland erlief einen langen Ball stolperte über Torhüter Gikiewicz und es gab Elfmeter. Selbst der Videokeller in Köln fand keine Einwände, obwohl auch die Zeitlupe nicht richtig zeigte, ob Haaland tatsächlich berührt wurde. Reus war es letztlich egal, links platziert verwandelte er zum 3:0 nach 68. Minuten. Und diesmal dauerte es nicht fünf, sondern nur zwei Minuten bis das nächste Tor fiel. Sancho wieder über links, bediente Witsel, der aus fünf Meter den Ball unter die Latte knallte. Bei aller schöner Vorbereitung und Vollendung muss man auch mal sagen, dass die Berliner das richtig schlecht verteidigt haben.

Sieben Tore in drei Spielen – irre!

Den Schlusspunkt setzte dann wieder Haaland in der 76. Minute. Vorbereitet wurde das mal wieder von Sancho, der Brandt in den Strafraum schickte. Brandt bediente mit der Hacke Haaland, der aus vollem Lauf unter Gikiewitz hindurch zum 5:0 einschoss. Auch der schien nicht unhaltbar zu sein. Haaland war’s egal und den 81.000 auch. Der Norweger durfte danach auf die Bank und Reyna erhielt noch ein paar Spielminuten. Und das Spiel plätscherte noch zehn Minuten dem Ende entgegen.

Mit etwas mehr Konzentration und Konsequenz hätte das heute noch höher ausgehen können. Mit der scheinbar obligatorischen fußballerischen Pause der eigenen Mannschaft hätte Borussia aber auch wieder ein oder auch mehr Tore fangen können. Man mag sich nicht vorstellen, wie die Nerven zu zittern begonnen hätten, wenn Bülter zum Anschluss getroffen hätte. Andere, stärkere Mannschaften – vielleicht schon der nächste Gegner Leverkusen – werden so eine Schwächephase wohl besser zu nutzen wissen als das Köln oder Berlin getan haben. Aber die Null steht endlich mal wieder. Und nun sind es nur noch drei Punkte bis zur Tabellenspitze.

Andreas Römer (Text), Stephan Münnich (Fotos)