Der BVB bekommt langsam ein Werder-Trauma: Wie im Vorjahr scheitert man im Pokal an Bremen.

So hatte man sich das als Borussia-Fan wahrlich nicht vorgestellt. Da hat man dreimal hintereinander fünf Tore geschossen und fährt zu einem Abstiegskandidaten. Da sollte doch was gehen. Ging auch – aber nur für Werder Bremen. Die Hanseaten spielten wesentlich leidenschaftlicher, kämpferischer als die Borussen.

Dabei fing alles gut an. Mehr als zwei Minuten dauerte es, bis zum ersten Mal ein Bremer überhaupt den Ball berührte. Doch das sichere Passspiel der Schwarzgelben sah nett aus, war aber brotlose Kunst. Es entwickelte sich daraus mal so gar nichts, was nach Torgefahr roch.

Favre hatte Hitz statt Bürki ist Tor gestellt – wie im Pokal üblich. Guerreiro (nicht fit) wurde durch Schulz ersetzt und Haaland durfte sich auch zunächst ausruhen und Hazard startete. Die Dreierkette bildeten Akanji, Hummels und Zagadou.

Daran kann es aber nicht gelegen haben. Die Bremer waren einfach mehr bei der Sache, voll Leidenschaft und rannte einfach mehr. Und weil man sich vermutlich auf eigene fünf Tore verließ, machte man es den Werderaner mal wieder beim Toreschießen schön einfach. Erst verdaddelte Hakimi am eigenen Strafraum den Ball, Rashica zog mächtig ab. Hitz konnte nur abprallen lassen und Selke konnte lässig zum 1:0 einschieben. Auch das zweite Tor war nur unter Mithilfe der Schwarzgelben zu schaffen. Eine Bremer Ecke klärte Reus mit einem Querschläger direkt vor die Füße von Bittencourt, der aus 17 Metern das Runde tatsächlich oben ins Eckige haute. 0:2 aus Dortmunder Sicht.

Eigene Chancen? Ähh – ein Fallrückzieher nach einer Ecke von Hummels (!) und sonst? Ein Reus-Freistoß der aber nicht an der Mauer vorbeikommt. Das war tatsächlich alles. Kurz und knapp: Viel zu wenig, um diese aufgedrehten, von den eigenen Fans fanatisch nach vorn gebrüllten Bremer zu ärgern. Die hatten mit Selke sogar das 3:0 auf dem Fuß, Hitz konnte gerade noch retten.

Nach der Pause kam die Torgarantie: Haaland ersetzte den schwachen Hazard. Borussia versuchte nun in den Pokalmodus zu kommen, erhöhte die eigenen Anstrengungen. Doch knallen wollte es eben nicht. In der 66. Minute löste dann der erst 17-jährige Reyna Zagadou ab und nur eine Minute später zappelte der Ball endlich in der Bude. Eine schöne Kombination von Reus über Sancho und Brandt drückte Haaland über die Linie. Der Anschlusstreffer.

Doch wieder pennte man in der Abwehr und nur drei Minuten nach dem BVB-Tor führte Werder wieder mit zwei Toren. Oasako spielte genau in die Schnittstelle, Rashica war schneller als Hummels und versenkte den Ball humorlos links unten. Nur noch 20 Minuten blieben, um die erhofften vier Tore zu schießen. Naja, als Fan wäre man mit zunächst zwei schon zufrieden gewesen.

Leider vergaben die Schwarzgelben die dicksten Chancen. Reus scheiterte aus sechse Metern, Sancho legt sich nach schöne Pass von Haaland den Ball zu weit vor und Haalands Kopfball fischte Pavlenka so gerade noch aus dem Winkel. Nur Reyna zeigte, wie es geht. Am linken Strafraumeck tanzte er zwei Bremer aus und schlenzte den Ball rechts oben in den Winkel. Auch wenn es sich zum Tor des Monats eignet, war es eben nur der erneute Anschluss. Und die Borussen schafften es nicht, den letzten Ball im Tor zu versenken.

Am Ende ist man an einer total aufgedrehten Bremer Mannschaft gescheitert, die es irgendwie mehr wollte. Diese Spieler waren galliger, leidenschaftlicher und der BVB schien im sicheren Gefühl, man werden schon ausreichend Tore schießen, zu spät in den Kampfmodus gekommen, den du im Pokal brauchst. Wenigstens kann man sich in wenigen Tagen in der Meisterschaft im Weserstadion revanchieren – denn jetzt muss die Konzentration der Bundesliga gelten.

Andreas Römer (Text), David Inderlied (Fotos)