Der BVB verliert in Freiburg – und das schien für den SC ziemlich einfach zu sein. Was muss sich bei Borussia ändern?

Vor einem Jahr setzte es am zweiten Spieltag ein unerwartetes 0:2 in Augsburg. Jetzt gab es eine enttäuschende Niederlage in Freiburg. Was ist los mit dem BVB? Zwar gelang zum siebenten Mal ein überzeugender Saisonauftaktsieg, doch es folgte die zweite Pleite an einem zweiten Spieltag. Und das nicht einmal unverdient.

Die Verantwortlichen bei Borussia behalten nach außen die Ruhe und reden von „erwartbaren Problemen“ nach einer „schwierigen Vorbereitung“. Doch wie erklären sie damit den überzeugenden rauschartigen Fußball beim 5:2 gegen Frankfurt? Nein, der SC Freiburg hatte einfach gut im Supercup-Spiel aufgepasst, die Schwächen der Borussen genau studiert und die Stärken der Bayern kopiert.

Zu viele, zu einfache Fehler

Mo Dahoud
Mahmoud Dahoud konnte nicht alle defensiven Lücken schließen.

So waren die Jungs von Trainer-Streich sehr laufstark und haben vor allem hinten alles dicht gemacht. Haaland sah gegen Schlotterbeck kein Land. Eine einzige Torchance nach weit über einer Stunde ist für den Norweger schon ein bisschen wenig. Vorn spielte den Gastgebern die BVB-Raute in die Karten. Mit nur einem Sechser boten sich immer wieder Räume, die die Freiburger nutzen konnten. Bellingham interpretierte seine Rolle sehr offensiv und wühlte oft vorn im Strafraum, statt sich auch ein bisschen nach hinten zu orientieren.

Ganz schlecht waren die Fehler der Schwarzgelben. Beide Gegentore scheinen in der Nachbetrachtung vermeidbar. So war der Freistoß vor dem 1:0 schon einem blöden Stockfehler geschuldet. Der Ball springt zu weit weg und beim Nachsetzen wird der Gegner gefällt. Dass die Drei-Mann-Mauer der Freiburger dann nicht die Absicht hatte, den Ball aufzuhalten, hätte man auch wissen können. Genau da durch kam der Ball dann ungehindert aufs Tor. Sah nicht gut aus.

Auch das zweite Tor fiel nach einem Standard – auf der anderen Seite. Ja, es war eine Ecke des BVB, die den zweiten Treffer für Freiburg einleitete. Auch so ein Ding, was wir schon häufiger gesehen haben. Der Eckball wurde abgewehrt und Dortmund hatte den Ball sicher in der eigenen Hälfte. Der dann folgende Pass war viel zu früh und viel zu unpräzise, brachte den Empfänger Bellingham direkt in Schwierigkeiten. Und da man noch längst nicht in seiner eigenen Grundordnung war, gelang den Freiburgern ein blitzsauberer Konter. Die schwarzgelben Verteidiger waren noch auf einem eher gemächlichen Rückweg vom gegnerischen Strafraum und fehlten einfach.

Statistische Überlegenheit reicht eben nicht

Das war, wie die ganze Niederlage einfach unnötig. Doch Borussia schaffte es nicht, aus dem eigenen Ballbesitz Kreatives zu gestalten. Oftmals war es unsaubere Anspiele, die den Mitspieler direkt vor Probleme stellte, da die Freiburger das gut machten und immer eng dran waren. Die Flanken in die Mitte waren zumeist unpräzise oder Schlotterbeck räumte alles ab.

Dass das Zusammenspiel mit Neuzugang Malen noch nicht perfekt lief, war tatsächlich erwartbar. Aber so viele Stockfehler und eine insgesamt fehlende Spielidee waren nach dem Saisonauftakt nicht so zu erwarten. 10:0 Ecken, 70 Prozent Ballbesitz und 56 Prozent gewonnener Zweikämpfe sprechen zwar für eine schöne Statistik – es kam aber sonst eben zu wenig Zählbares heraus. Ist der BVB-Fußball schon am zweiten Spieltag entschlüsselt?

Besserung in Sicht

Na, das wollen wir mal nicht hoffen. Besserung soll ja auch in Sicht sein. Mit Kurzeinsätzen von Hummels, Can, Brandt und etwas länger sogar Guerreiro scheint sich die Personalsituation zu entspannen und dem Trainer mehr Möglichkeiten zu geben. Vor allem im Defensivverhalten wird hoffentlich in dieser Woche gearbeitet. Da hat Borussia schon zu viel angeboten – dem Gegner zu viel gestattet. Mit jetzt schon vier Gegentoren hat man sich sogar noch zwei mehr eingefangen als vor einem Jahr. Das muss also etwas passieren. Und auch vorn müssen Ideen gegen gut verteidigende Gegner entwickelt werden, denn so leicht wie gegen Frankfurt machen es nicht viele.

Anfangseuphorie schon wieder weg

Kurz und schlecht: Von der Euphorie des ersten Spieltags ist schon einiges wieder verloren gegangen. Die Pleiten im Supercup und in Freiburg haben einige Fans ernüchtert. Dann kommt Freitag auch noch Hoffenheim, gegen das man in den letzten drei Heimspielen nicht gewinnen konnte. Puh – keine leichte Sache. Dann kommt schon wieder eine Länderspielpause und viele werden zum weiteren „Feinschliff“ beim BVB gar nicht da sein.

Text: Andreas Römer, Fotos: Kirchner-Media