Es hat lange gedauert, dann aber war es auch verdient. Im Heimspiel gegen Frankfurt dreht der BVB einen frühen Rückstand durch Ex-Borusse Mario Götze (13.) durch Tore von Karim Adeyemi (33.), Mats Hummels (81.) und Emre Can vom Punkt (90.+3) zu einem 3:1-Sieg.
Aus dem Westfalenstadion
berichtet Falk-Stéphane Dezort
Im Vergleich zum 2:0-Heimsieg unter der Woche gegen die PSV Eindhoven wechselte BVB-Trainer Edin Terzic gegen die Eintracht auf mehreren Positionen. Unter anderem stand Alexander Meyer für Gregor Kobel zwischen den Dortmunder Pfosten. Und Nico Schlotterbeck, der gegen PSV gelb-gesperrt fehlte, bildete das Innenverteidiger Duo mit Mats Hummels.
Die beiden waren es auch, die im Stile der “Nimm du ihn, ich habe ihn auch nicht”-Manier die Frankfurt zur frühen Führung einluden. Auf Höhe der Mittellinie behinderten sie sich gegenseitig, sodass der pfeilschnelle Omar Marmoush 40 Meter allein auf Meyer zu lief. Dieser parierte zwar noch den Schuss des Angreifers, doch Ex-Borusse Mario Götze war mit nach vorne geeilt und ließ bei seinem platzierten Schuss ins rechte untere Eck Meyer keine Chance (13.).
Adeyemi vollendet Malen-Solo
Das war vor allem deshalb besonders bitter, da nur die Borussia bis dato spielte. 70 Prozent Ballbesitz und 5:2 Torschüsse nach 20 Minuten waren das Zeugnis einer ordentlichen BVB-Anfangsphase. Gerade als das Spiel ein wenig an Fahrt verlor, die Eintracht zunehmend den Bus vor dem eigenen Tor parkte und auf Konter lauerte, konnte der Tempel explodieren. Donyell Malen wackelte Niels Nkounkou aus. Und die scharfe flache Hereinsgabe des Niederländers fand am zweiten Pfosten mit Karim Adeyemi den richtigen Abnehmer (33.). Auch er war in die Startelf gerückt.
Bis zur Pause ging es noch hin und her – nennenswert gefährlich wurde aber keines der beiden Teams. Gewechselt wurde zu Beginn des zweiten Durchgangs nicht, dafür kochten die mitgereisten Frankfurter im Auswärtsblock auf offener Flamme.
Meyer mit Glanztat
Die richtigen Worte in der Pause gefunden zu haben, schien aber Eintracht-Trainer Dino Toppmöller. Die SGE war nun griffiger und versuchte es auch ab und an mit Pressing. Das setzte den BVB so unter Druck, dass die Kugel schnell wieder bei den Gästen landete. Und wenn sich die Borussia mal ins letzte Drittel der Frankfurter gespielt hatte, ließ die Passgenauigkeit wie so häufig zu Wünschen übrig.
Terzic reagierte und brachte mit Felix Nmecha und Jamie Bynoe-Gittens für Marco Reus und Torschütze Adeyemi frisches Personal (65.). Gefährlich wurde es jedoch auf der anderen Seite. Nach einem Foul an Ian Maatsen ließ Schiedsrichter Tobias Stieler das Spiel weiterlaufen. Plötzlich kam Marmoush im Strafraum aus zehn Metern frei zum Abschluss, aber Meyer verhinderte mit einer Glanztat den erneuten Rückstand (68.). Drei Minuten später meldete Malen aus der Distanz zumindest mal wieder BVB-Interesse an einem Tor an.
Hummels mit Köpfchen – Can mit Rot?
ln der Schlusspahse wollte Terzic noch einmal alles wissen. Füllkrug machte Platz für Youssouffa Moukoko (74.). Jubeln durfter aber erst einmal ein anderer. Hummels, der vor dem Rückstand noch maximal unglücklich aussah, machte seinen Fehler wieder wett und brachte den BVB in der 81. Minute in Führung. Mit dem Kopf veredelte er den Freistoß von Julian Brandt.
Wer nun aber dachte, dass der BVB den Heimsieg ruhig nach Hause spielte, war weit gefehlt. Nach einem Foul am Mittelkreis zückte Stieler die rote Karte. Oder doch nicht? Der VAR Tobias Welz meldete sich, und der Unparteische schaute sich die Szene noch einmal auf einem Bildschirm an. Nach kurzer Besprechung wurde aus rot, gelb. “Zum Glück hat sich der Schiedsrichter das noch einmal angeschaut”, sagte Can nach der Partie. “Ich habe klar den Ball gespielt. In England wäre das nicht einmal ein Foul gewesen.” “Es war die richtige Entscheidung, die rote Karte zurückzunehmen. Für uns ist es natürlich wichtig, wenn er nach der roten Karte gegen Marcel Sabitzer nicht auch noch ausfällt in den nächsten Wochen”, meinte BVB-Trainer Terzic zur Szene.
Nun wurde es wild. In der fünf-minütigen Nachspielzeit wurde Bynoe-Gittens im Strafraum von Robin Koch gelegt. Auch hier schaltete sich Video-Schiedsrichter Welz aus dem Kölner-Keller ein. Die Entscheidung hatte aber Bestand. Den Strafstoß verwandelte Can zum 3:1-Endstand. Damit zieht der BVB wieder an Leipzig vorbei und rangiert weiterhin auf dem CL-Rang 4. “Das war insgesamt eine gute Leistung heute”, zog Can ein positives Fazit. “Es war ein Geduldsspiel und Mats unser Öffner.”
Kämpfen für das EM-Ticket
In der Länderspielpause bleibt Can zusammen mit so manch anderem Borussen in Dortmund – für die Länderspiele gegen Frankreich und den Niederländen wurde auch er nicht nominiert. “Das tut natürlich weh. Aber Julian Nagelsmann hat mir auch gesagt, dass die Tür noch nicht zu ist. Es sind noch drei Monate bis zur Europameisterschaft, und ich will unbedingt dabei sein. Dafür werde ich kämpfen.” Und wer weiß, vielleicht kann der BVB davon profitieren, wenn man vor den Duellen gegen Bayern und Stuttgart mit großen Teilen der Stammelf trainieren kann.
Stimmen zum Spiel:
Dino Toppmöller (Trainer Eintracht Frankfurt): Wir haben lange Zeit ein Top-Auswärtsspiel gemacht. Dass wir nichts mitnehmen, ist ärgerlich, aber in Ordnung.
Edin Terzic (Trainer Borussia Dortmund): Ich habe auch einen verdienten Sieg von uns gesehen. Wir haben einen guten Start gesehen. Die Reaktion nach dem Rückstand war gut – wir sind klar geblieben. Wir haben in der ersten Halbzeit zwar ein besseres Spiel gezeigt, konnten in der zweiten Halbzeit aber nicht mehr die Dominanz zeigen. Aber wir konnten den vierten Sieg in Serie einfahren und wollen nach der Pause daran anknüpfen.
Wir werden jetzt Frische tanken. Es gibt nach der Pause keine Verschnaufpause mehr. Die Kategorie der Gegner wird uns alles abverlangen, und wir vollen zeigen, dass die Saison für uns noch nicht vorbei ist.
Mats Hummels hat heute ein tolles Spiel gezeigt – wie auch am Mittwoch. Er ist ein extrem erfahrener und wichtiger Spieler für uns.
Wir wollten aus Fehlern lernen. Gregor Kobel hat angezeigt, dass er nicht bei 100 Prozent ist. Deswegen wollten wir ihn jetzt lieber 90 Minuten pausieren lassen – auch damit er uns in den nächsten Wochen wieder topfit zur Verfügung steht.