Der BVB kommt in der Champions League nicht vom Fleck. Das 0:0 gegen den AC Mailand ist vermutlich zu wenig fürs Weiterkommen.
Letztlich rettete der Hintern des portugiesischen Nationalspielers Rafael Leão Borussia Dortmund das Unentschieden. In der 86. Minute hatte Reijnders die dickste Chance des Spiels und hatte das von Kobel bereits verlassene Tor vor sich – doch auch seinen Mitspieler Leão, dem er auf den Allerwertesten schoss. Von da ging der Ball ins Aus. Überhaupt hatten die Gäste aus Italien in der zweiten Hälfte die besseren Chancen und verpassten ihr erstes Tor in der Königsklasse in dieser Saison. Bereits im ersten Spiel hatte Mailand nur 0:0 gegen Newcastle gespielt.
Ein Fußballfest
Insgesamt war es aber ein Null zu Null der besseren Art, hochspannend und rassig mit vielen Abschlüssen, aber eben ohne Tore. Die Stimmung im mit mehr als 81.000 Zuschauern ausverkauften Westfalenstadion hätte nicht besser sein können. Stimmgewaltige Schwarzgelbe und eine stattliche Zahl ganz in schwarz gewandeter Milan-Fans boten eine formidable Kulisse für ein Fußballfest.
Es hätte auch durchaus 2:2 oder 3:3 ausgehen können. 18 zu 14 Torschussversuche weist am Ende die Statistik aus, echte Chance waren sogar auch dabei. Wobei man ehrlich sein muss, die besseren und klareren Möglichkeiten hatten die Gäste. Der AC Milan attackierte zu Beginn früh und störte den Aufbau des BVB empfindlich. Bei Borussia galt wie schon zuletzt Sicherheit als das oberste Gebot. Den Ball halten, ja keinen Fehler machen. Leider zählt die Statistik nur die Zahl der Pässe, die Länge oder in welche Richtung wird nicht erfasst.
Ohne Durchschlagskraft
Dann würde es deutlicher werden, dass der BVB zwar 150 Pässe mehr gespielt hat, aber diese eben zumeist nicht nach vorn. Daran haperte es dann auch. „Vorn hat uns die Durchschlagskraft gefehlt“, fasste BVB-Trainer Terzic nach dem Spiel treffend zusammen. Er bemängelte, es sei vorn zu wenig gewesen, seine Spieler hätten nicht alles dafür getan, um in den Eins-zu-Eins-Situationen mal am Gegner vorbei zu kommen. Es fehlte bei aller Sicherheit eben der überraschende Moment, das schnelle Spiel in die Spitze.
Die beiden Sechser Özcan und Can boten einfach zu wenig, um das Spiel einmal schnell zu machen. Sicherheitspässe über zehn Meter am liebsten quer oder rückwärts war die Devise. So blieb der BVB zu leicht ausrechenbar. Ausgerechnet Abwehrchef Hummels wollte zweimal zeigen, wie man es besser macht und es ging beide Male schief. Seine Dribblings in des Gegners Hälfte endeten jeweils mit einem Fehlpass. Er fehlte dann hinten und in die Lücke stießen dann die Milan-Stürmer. Das brachte zweimal Gefahr und eine Gelbe Karte, die Schlotterbeck für ein taktisches Foul kassierte, weil er die Situation anders nicht entschärfen konnte.
Knapp vorbei ist auch daneben
Gefährliches war in Ansätzen erkennbar, aber es reichte nicht, um die italienische Abwehr wirklich in Gefahr zu bringen. Zwar war Füllkrug aktiv und mir mehr Ballkontakten als Haller in seinen ersten Spielen zusammen, doch aufs Tor schoss er nur einmal. Es war in der ersten Hälfte immer eine gute Idee, Malen auf die Reise zu schicken. Er vernaschte Kapitän Calabria ein ums andere Mal – seine Schüsse verfehlten allerdings das Tor. Spektakulär der Fallrückzieher von Brandt, der über Tor ging, genau wie der Freistoß von Reus.
Ja, bei Chancen von Malen, Füllkrug, Reus, Brandt und Bensebaini hätte auch ein 1:0 für den BVB zur Pause sein können. Allerdings darf man die Milan-Chancen dann auch nicht verschweigen. Einmal rettete Hummels in letzter Sekunden gegen Pobega, Hernandez schoss drüber und Girod löffelte den Ball aus nur zwei Metern ebenso über das Tor wie Thiaw seinen Kopfball zu hoch ansetzte.
Die besseren Chance für die Gäste
In der zweiten Hälfte erwies sich der AC Milan dann sogar stärker, konnte die dicken Chancen für sich verbuchen. Fast hätte ausgerechnet der Ex-Dortmunder Pulisic ein Tor gemacht, doch er scheiterte an Kobel. Dennoch hatte man das Gefühl, die Italiener seien näher dran in Führung zu gehen. Nach einer weiteren Chance für Milan, nahm dich Hummels Özcan zu Brust und nordete ihn ordentlich ein. Es half – zumindest ein bisschen. Der BVB konnte Milan wieder etwas weiter vom Tor fernhalten. Allerdings geriet die letzte Viertelstunde dann regelrecht vogelwild. Beide Mannschaften gaben ein bisschen die Zurückhaltung auf, versuchten in jedem Fall das Tor zu treffen.
Für Dortmund schossen Bynoe-Gittens drüber, Can und Nmecha daneben und Schlotterbecks Schuss mit seinem eher schwächeren rechten Fuß war kein Problem für Torhüter Maigan. Auf Mailänder Seite zielte Hernandez mit seinem Kopfball knapp drüber und Okafor scheiterte an Kobel bis schließlich Reijnders den Hintern von Leão traf.
Es bleibt schwierig
Es gab noch so manche Halbchance, doch die Borussen verstolperten in Strafraumnähe mehrfach, was beim Publikum so manches „Ahh“ und „Ohhh“ zur Folge hatten. So blieb’s beim 0:0, was in der Königsklasse nicht weiterhilft. Am 25. Oktober muss der BVB in den Norden England zu Newcastle United, die am Mittwoch mal eben PSG Paris mit 4:1 aus dem Stadion schossen.
Andreas Römer