Dortmund gewinnt das Duell gegen die andere Borussia aus Mönchengladbach mit 2:1. Und es ging tatsächlich nur um Fußball. Die Fanproteste waren zu keinem Zeitpunkt Grund für eine Unterbrechung.
Ja, das war vielleicht schon die Überraschung diese Bundesliga-Toppduells zwischen den beiden Borussen: Es wurde nicht über Coronavirus oder über Fanproteste gesprochen – es ging tatsächlich um Fußball. Gut so! Die Behörden in Mönchengladbach haben sich nicht von der Hysterie in den deutschen Medien um den Coronavirus anstecken lassen, obwohl Heinsberg nur 40 Kilometer vom Stadion entfernt liegt. Sicher, im Kreis gibt es eine besondere Häufung von Infizierten, doch die Borussia – also die „falsche“ aus Mönchengladbach – hatte ihren Fans aus Heinsberg versprochen sie zu einem Champions League-Spiel in der nächsten Saison einzuladen, wenn sie an diesem Samstag zu Hause bleiben und ihre Karte verkaufen. So war die Hütte voll und wir sind alle gespannt, ob sich jetzt massenhaft Fußballfans in Quarantäne begeben müssen. 14 Tage im Borussia-Park und zur Unterhaltung spielen die beiden Mannschaften jeden Tag – klingt nicht besonders schlecht.
Kreative Fanproteste
Und die Fanproteste waren ebenfalls vernünftig eingeordnet. Die DFL und die Vereine hatten die Haltung des DFB ebenfalls kritisiert und vor allem die Ultras wollten – obwohl in der Sache hart – keine Argumente für dämliche Spielabbrüche liefern. Da hatte es in der Botschaft der „Fanszenen Deutschlands“ vom Freitag durchaus Spielraum gegeben: „Nur, wenn es keine Möglichkeit gibt, grundlegende Veränderungen im deutschen Fußball zu erreichen, müssen wir eben zu drastischeren Maßnahmen greifen. (…) Wir Fans sind die Basis und die Seele des Fußballs und wir lassen uns weder von Kollektivstrafen, noch von Spielunterbrechungen davon abhalten, für unsere Sache einzustehen.“
Zum Glück scheinen sich die Fans auf „plakativ, zugespitzt, provokant oder tiefgründig und differenziert“ beschränken zu wollen. Wobei man sich ja ganz nebenbei schon mal fragen darf, wo der Unterschied in der Beleidigung liegt, wenn die einen „Hurensohn“ rufen und die anderen mit „Hornochse“, „Idiot“ und „Chaot“ antworten. Vor dem Richter könnte das sicher den gleichen Betrag kosten. Doch das war eben heute tatsächlich nicht das Hauptthema, es ging wirklich um Fußball.
Der BVB stand vor einer wichtigen Aufgabe, bestand doch die Chance auf den zweiten Platz zu springen, da die Brausekicker mal wieder zwei Punkte liegen gelassen haben. Wichtig auch, weil die Pillendreher schon wieder gewonnen haben und von hinten drücken und natürlich wichtig weil auf die Fohlen von der falschen Borussia mit einem Sieg ihre Ambitionen auf einen Champions League-Platz untermauern wollten. Hätten sie heute und dann in der Woche ihr Nachholspiel gegen Köln gewonnen, wäre sie Zweiter in der Tabelle.
Erwartungen an das Topspiel
Doch soweit ist es dann doch nicht gekommen. Die Borussia aus Dortmund gewann zum dritten Mal in dieser Saison mit einem Tor Vorsprung gegen die Mönchengladbacher Borussia. Und das zunächst ohne Jaden Sancho, der nach ein bisschen Erkältungsbeschwerden unter der Woche zunächst auf der Bank saß. Dafür war Erling Haaland von Beginn an wieder dabei.
Das Topspiel des 25. Spieltags war in den Erwartungen hochgehypt worden. Zwei technisch beschlagene Mannschaften mit dem Drang nach vorn – das versprach doch ein geiles Fußballspiel. So ganz war es das am Ende nicht. Es war in weiten Teilen ein technisch hochklassisches Passspiel zwischen den Strafräumen. Mehr als 1.100 Pässe wurden auf beiden Seiten gespielt. Raumgewinn gab es da allerdings nicht so viel. Beide Teams schossen zehn mal auf des Gegners Tor als richtige Torchance kann man dabei etwa die Hälfte rechnen. Also das hätte durchaus mehr sein drüfen. Doch beide Mannschaften hatten Respekt und agieren oftmals vorsichtig.
Die heimische Borussia presste in den ersten Minuten sehr hoch und versuchte den BVB zu Fehlern zu zwingen. Doch da ist die Dortmunder Borussia in den letzten Wochen tatsächlich gereift und spielt zunächst die sicheren Bälle. Die eigene frühe Führung spielte der Favre-Elf dabei auch in die Karten. Einen schlampigen Rückpass von Stindl erlief sich Haaland und spielte in den Lauf von Hazard. Der kleine Belgier wollte unbedingt gegen seinen alten Verein glänzen. Das tat er in dieser achten Minute. Mit nur einem Trick ließ er gleich drei Verteidiger ins Leere laufen, um dann mit links den Ball gefühlvoll in die lange Ecke zu schlenzen.
Keine Mannschaft geht volles Risiko
Ganze drei Chancen konnte sich Mönchengladbach vor der Pause erspielen. Schon vor dem Führungstor der Gäste scheiterte Lainer beim Versuch Bürki zu überlupfen. Nach einer guten Viertelstunde traf Bensebaini nach einem schicken, flotten Angriff aus vollem Lauf die hintere Torstange und einmal entwischte Plea Zagadou und Bürki musste eine Glanzparade zeigen, um den Schuss aus fünf Metern zu parieren. Ansonsten hatte der BVB das Geschehen im Griff, ohne selbst nach vorn allzuviel Gefahr auszustrahlen. Dazu gab es dann doch zu wenige Risiko und leider auch den einen oder anderen Stockfehler im Spiel nach vorn.
Wie schon gegen Freiburg ist natürlich eine 1:0-Führung ein sehr dünnes Polster, auf dem man sich kaum ausruhen kann. Doch alles schien im Griff zu sein für die Dortmunder. Aus dem Spiel heraus schafften die Fohlen kaum gefährliche Aktion. Dass es fünf Minuten nach der Pause dann doch 1:1 stand, war einem haarsträubenden Abwehrfehler geschuldet. Wieder einmal verlor Zagadou seinen Gegenspieler Plea aus dem Auge. Der durfte nach einer Ecke völlig frei auf Höhe des zweiten Pfostens aufs Tor schießen. Haaland versuchte, die lange Ecke zu decken und hob somit das Abseits von Stindel aus, der aus zwei Metern den Ball über die Linie drückte – durch die Beine des Norwegers.
Das änderte allerdings nichts Grundlegendes am Spiel. Es war intensiv, bisweilen hart (10 Gelbe Karten) und sehr von Taktik geprägt. Allerdings konnte sich die Dortmunder Borussia jetzt die besseren Chancen erspielen. Hazard verpasste nur wegen einer grandiosen Parade von Torhüter Sommer sein erstes Kopfballtor überhaupt. Und Janschke konnte in letzter Sekunde den Pass auf Haaland zur Ecke klären. Und dann brachte Favre seinen Juwel: Sancho durfte nach 66 Minuten ran. Und der Engländer legte natürlich wieder auf. Sein Pass im richtigen Moment auf Hakimi brachte den schnellen Marokkaner von rechts in den Strafraum und er schoss zum erneuten Führungstreffer ein. (71. Minute). Um ein Haar hätte Sancho selbst die Entscheidung herbeigeführt. Doch sein Schuss klatschte an den Pfosten.
Ein einziges Mal noch rutschte den schwarzgelben Fans das Herz in die Hose. Embolo brachte es aus fünf Metern fertig, den Ball am Tor von Bürki vorbeizuschieben. Zum Glück für den BVB traf er das Runde nicht richtig und konnte es so nicht ins Eckige bringen. So brachte der BVB eine insgesamt konzentrierte Partie erfolgreich zu Ende und freut sich jetzt auf Paris und ein Derby. Es war ein langer Weg zurück auf den zweiten Rang.
Andreas Römer, Fotos: KirchnerMedia