Der BVB gewinnt wieder zu Null, zittert sich aber mit nur einem eigenen Tor am Ende zum Sieg. Unschönes am Rande: Auch einige BVB-Fans arbeiten sich am DFB und Dietmar Hopp ab und riskieren einen Spielabbruch.

Die fußballerische Sache ist schnell erzählt. Borussia Dortmund reichte eine wirklich gute Szene, um das Spiel gegen den SC Freiburg zu gewinnen. Eine schicke Ballstaffette über Guerreiro, Brandt, Hazard schob Sancho abschließen locker aus fünf Metern über die Linie (15. Minute). Viel mehr gibt es darüber auch schon fast nicht zu berichten. Der BVB wollte oder konnte die Freiburger nicht konsequent unter Druck setzen. Haaland bliebt zunächst auf der Bank, Brandt durfte vorne ran. Zwingend war das alles dann aber auch nicht. Wenn sich dann mal so etwas wie eine Chance ergab, ging der Ball drüber wie von Brandt oder Witsel in Halbzeit eins probiert.

Aber auch der SC Freiburg war zunächst damit zufrieden, dem BVB nicht allzuviel vor dem eigenen Tor zuzulassen. Laufstark ja, aber nach vorn zumeist harmlos. Grifo einmal freistehend drüber und zweimal hatte Bürki keine Mühe.

BVB-Verteidiger Hummels kommt vor dem Freibuger Grifo an den Ball.
Mats Hummels blieb in der Pause in der Kabine.

BVB baut den Gegner auf

Die zweite Halbzeit spielte der BVB schwach. Nach vorn wurden die wenigen Möglichkeiten reihenweise versiebt und hinten wurden die Gäste immer stärker gemacht. Wie inkonsequent plötzlich wieder nach hinten gearbeitet wurde bei den Schwarzgelben war schon Angst einflößend. Hatte es nicht im Hinspiel schon im letzten Moment einen Ausgleich gegeben? Trotzdem spielte der BVB nachlässig und ließ die Freiburger immer wieder zu Chancen kommen. Die dickste vergab dann aber Petersen als er völlig frei fünf Meter vor dem Tor zum Kopfball kam. Pisczcek konnte für den bereits geschlagenen Bürki auf der Linie klären. 

Ende gut, alles gut? Immerhin gewann der BVB 1:0, blieb erneut zu Hause ungeschlagen, bleibt die beste Heimmannschaft der Liga und hat zum 36. Mal hintereinander im eigenen Stadion getroffen. Damit baut das Team den eigenen Rekord aus. Doch spielerisch blieb die Mannschaft einiges schuldig. Viele Stockfehler, viele Abspielfehler, zu wenig Druck und dann den Gegner mal wieder selbst stark gemacht.  Gegen clevere und stärkere Gegner reicht so etwas nicht. Aber so bleibt man oben dran, hat noch immer alle Chancen in der Meisterschaft.

Freiburgs Sallai versucht an BVB-Verteidiger Zagadou vorbeizukommen.
Zagadou ließ nichts anbrennen.

Beleidigungen von den Rängen

Das Spiel wird man sicherlich schon bald vergessen haben. Was sich auf den Rängen  abspielte wird dagegen noch länger im Gedächtnis bleiben. Offensichtlich in Abstimmung mit anderen sogenannten Fans in anderen Ligastadien gab es erneut heftige Proteste gegen den DFB. Die Stimmung nach dem Ausschluss aller BVB-Anhänger für die nächsten beiden Jahre bei Spielen in Hoffenheim ist vergiftet. Die Fans werfen dem DFB Wortbruch vor, weil es wieder Kollektivstrafen gegen alle Anhänger eines Vereins gibt. Dagegen hatten auch die Freiburger Fans ein Transparent ausgebreitet.

Man mag ja vielleicht noch über die Art der Strafen des DFB zumindest mitdiskutieren wollen. Warum dann aber wieder Dietmar Hopp von der Südtribüne beleidigt und beschimpft wird, was genau zu dieser Sperre geführt hat, bleibt unbegreiflich. Die Ablehnung gegen den Geldgeber des Projekts Hoffenheim ist so alt, wie der Verein der ersten Liga angehört. Was er den Fans eigentlich getan haben soll, ist für die allermeisten Fans gar nicht nachvollziehbar, spielt vielleicht nicht einmal eine Rolle.

Im Fadenkreuz der Kritik der DFB.

Schiedsrichter droht mit Abbruch

Schiedsrichter Hartmann unterbrach die Partie kurz nach der Pause und der Stadionsprecher forderte die Südtribüne auf, die Schmähgesänge zu unterlassen, was ihm ein ordentliches Pfeifkonzert einbrachte. Immerhin unterließen die Fans den Unsinn anschließend, einen Abbruch wollten sie wohl doch nicht riskieren.

Wie Beleidigungen dieser Art aus dem Stadion verbannt werden können, wird sicher in den nächsten Wochen heftig diskutiert werden. Die Anhänger aus Mönchengladbach haben schon ein negatives Zeichen in der letzten Woche gesetzt und kurz nach dem furchtbaren Terrorakt in Hanau Dietmar Hopp im Fadenkreuz gezeigt. Heute die Vorfälle in Dortmund – schnell behoben – aber in Hoffenheim zeigten sich die Bayern-Fans auf dem gleichen Niveau und uneinsichtig. Fast wäre es zum Spielabbruch gekommen.

„Hornochsen“ kommentierte Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl letzte Woche, „Idioten“ nannte sie Hoffenheims Sportdirektor Alexander Rosen und Karl-Heinz Rummenigge entfuhr es nur „Chaoten“. Tatsächlich muss sich diese Gruppe Fans fragen lassen, ob dieser Weg der Beleidigungen in der heutigen Zeit der richtige ist. Bei allem Verständnis an der Kritik am Deutschen Fußballbund und der Deutschen Fußball Liga persönliche Schmähungen gehören nicht ins Stadion.

Freiburgs Trainer Christian Streich schaut auf der Pressekonferenz nachdenklich.
Nachdenklich: Freiburgs Trainer Christian Streich

Eine klare Meinung hat hier Freiburgs Trainer Christian Streich. Er sagte auf der Pressekonferenz nach dem Spiel: „Was in diesem Land in den letzten zehn Monaten politisch passiert ist in Punkto Hetze, in Punkto Anschläge auf Politiker, auf jüdische Einrichtungen und jetzt auf eine türkische Shisha-Bar ist extrem gefährlich. Jeder braucht nur die Geschichte der Weimarer Republik zu studieren, um dann zu wissen, wo es hingehen kann. Und diese Hetze gegen Menschen ist so nicht hinnehmbar! Ich kann keine Lösung sagen. Aber der Fußball hat eine wichtige Funktion in diesem Land. Die Leute lieben den Fußball. Und ich stehe zu 100 Prozent dahinter, dass einfach ein Spiel beendet wird und man geht nach Hause. Man darf nicht über diese Diffamierungen hinwegsehen. Auf keine Fall. Das ist inakzeptabel und ein ganz schlimmer Weg. Ich bin der Erste, der vom Platz runtergeht, wenn das so weitergeht.“

Andreas Römer  (Text), Fotos: Kirchner-Media