In begeisternder Art und Weise besiegte eine geschlossene Einheit Trainer Tuchels Starensemble aus Paris. Mehr noch als gegen Frankfurt war der Wille und das gemeinschaftliche Verteidigen der Schlüssel zum Erfolg. Der Matchwinner war aber mal wieder Haaland, der mit seinen beiden ersten Champions League Toren für Borussia ein Weiterkommen im Rückspiel in den Bereich des Möglichen rückte. Diese Mannschaft kann auch große Spiele.

Die Ausgangslage

Klar war zu erwarten, dass – nach dem Sieg gegen Frankfurt – die Borussia mit einer Portion Selbstbewusstsein in das Spiel gegen die Tuchel-Elf ging. Vieles drehte sich im Vorfeld um Thomas Tuchel und seine Rückkehr ins Westfalenstadion. Auch wenn er selbst sich dem entziehen wollte war es trotzdem Thema. Seine Mannschaft hingegen, Spitzenreiter der französischen Liga, kommt trotz durchwachsener Leistungen in den vergangenen Spielen, mit dem Selbstbewusstsein des Gruppensiegers einer Vorrunde mit Real Madrid. Klar musste Tuchel in den letzten Spielen aufgrund von Verletzungen viel rotieren, aber das sollte eine Weltklasseauswahl mit Neymar, Mbappe und di Maria wohl wegstecken können.

Der Spielverlauf

Ja natürlich. Nach der atemberaubenden und von allen Seiten gewürdigten Choreo gegen Frankfurt, hatte die Südtribüne nichts besseres zu tun als nach nur vier Tagen noch einen drauf zu setzen und eine Choreo über Süd, Ost und Westtribüne zu zelebrieren. Wahnsinn. Dies hatte natürlich den schönen Nebeneffekt, dass der Funke schon von Beginn an auch auf die Sitzplätze übersprang. Dies merkte die Elf von Trainer Favre und legte selbstbewusst los. Es entwickelte sich ein munteres Spiel in beide Richtungen, in dem beide Mannschaften aber noch nicht volles Risiko gingen.

Ein Freistoß von Neymar geht über die Mauer knapp links am Tor vorbei. Man merkt doch leichte Unsicherheiten gegen diese starke Offensive. Trotzdem rollt der Ball jetzt auch mal schnell gegen das Pariser Tor. Man hat das Gefühl hier passiert gleich was. Man weiß nur nicht, auf welcher Seite. Nach 23 Minuten läuft auch das Kombinationsspiel durch die Abwehrreihen von PSG. Aber der Querpass von Sancho findet keinen Abnehmer.

In der 34. Minute der erste Schuss von Haaland auf‘s Tor von Navas, aber knapp am Pfosten vorbei. Immer wieder gute Ballgewinne und dann schnelle Vorstöße. Leider bis jetzt ohne Ertrag. Wie in solchen Spielen üblich hat man das Gefühl, das PSG gleich einmal durchkommt und aus dem Nichts ein Tor macht. Aber das passiert nicht, da schon vorne mit verteidigt wird und so schon viel im Keim erstickt wird. Momentan passt viel zusammen, nur der Abschluss fehlt.

Zagadou spielt in vielen Situationen mit viel Übersicht und auch Hummels nimmt mit seiner Körperlichkeit gegen Neymar und Co die Geschwindigkeit der Angriffe von Paris.

So wie hier Can gegen Neymar muss auch mal ein Foul gezogen werden, so wollen wir das sehen

Die zweite Hälfte beginnt wie die erste aufgehört hat. Erst Sancho, dann Haaland prüfen Navas.

Eine Szene die bezeichnend ist, Haaland grätscht in der Rückwärtsbewegung einen Ball quasi noch vor der Mittellinie ab. Hier kämpft heute jeder für jeden. PSG verteidigt aber auch gut.

Auch Bürki darf sich auszeichnen, muss den ersten Schuss von Mbappe, der bis dahin quasi abgemeldet war, entschärfen. Prompte Antwort von Hakimi per Fernschuss. Hazard verlässt den Platz für Reyna (67.).

Haaland drückt den Ball über die Linie

Als gerade Paris noch einmal das Tempo anzieht ist er plötzlich wieder da. Haaland drückt einen Abpraller über die Linie. 1:0 für unseren BVB (69.). Wütende Angriffe der Tuchel-Schützlinge finden immer wieder einen kämpfenden Borussen als Abnehmer.

Der Jubel um Neymar währt nicht lange …

Aber dann ist die Antwort doch da. Neymar verwandelt eine Flanke von Mbappe, der von einem der wenigen Fehler von Zagadou profitiert, zum 1:1. (75.). Aber wir haben ja einen Haaland. Hummels mit einem Steilpass auf Reyna, der dann Haaland bedient. Aus 17 Metern mit brachialer Gewalt lässt er Navas keine Chance. 2:1 (78.).

Der Jubel ist groß nach dem 2:1

Powerplay um den Dortmunder Strafraum, aber auch das bringt nichts ein. Der BVB kann sich immer wieder schön befreien. Das Westfalenstadion brodelt, steht wie ein Mann ohrenbetäubend hinter den kämpfenden Borussen auf dem Rasen. Hakimi nochmal von rechts am linken Pfosten vorbei. Schmelzer kommt dann noch für Sancho. Verrati und Meunier sehen noch gelb, was für beide das Aus fürs Rückspiel bedeutet. Zwei Minuten Nachspielzeit. Neymar findet mit einer Ecke den Kopf von Thiago Silva, der aber knapp über die Latte köpft. Schluss. Insgesamt geht der Sieg in Ordnung, da es dem BVB gelungen ist Tuchels Elf nicht zur Entfaltung kommen zu lassen.

Wer heute gut schlafen kann

Die Organisatoren rund um The Unity, die mal wieder ein Benchmark in Sachen Fanchoreographie gesetzt haben und in kurzer Zeit zwei Wahnsinns Bilder für die Geschichtsbücher gezaubert haben.

Zagadou, der gegen seine Nationalmannschaftskameraden eine Topleistung abgerufen und seine Leistung bestätigt hat. Nicht weniger auch ein Hummels, der herausragend als Stratege wie als Bollwerk nicht nur Neymar den Nerv gezogen hat.

Favre, der das zweite Spiel in kurzer Zeit aufgrund von Willen und Disziplin im Abwehrverhalten überzeugend gewinnt.

Wer Albträume hat

Navas – er dürfte jetzt den Namen Haaland auf seinem Notizzettel mit sehr unangenehmen Gegenspielern mit zitternder Hand eingetragen haben.

Stimmen

Haaland: Das war harte Arbeit; ich genieße mein Leben; es wird ein hartes Spiel in Paris

Favre: Haaland ist immer bereit, will immer Tore schießen, es war ein Top-Pass von Reyna.

Can, gute Leistung wie der Rest der Mannschaft, Paris hat wenig Torchancen gehabt,

Can korrigiert und spricht mit den anderen; auch in Paris müssen wir positiv bleiben; die Balleroberung war gut; das Gegentor ist ein Ausrutscher; wichtig war wie die Mannschaft nach dem Ausgleich reagiert hat;

Wir haben clever und mit Geduld verteidigt, nach vorne wissen wir, dass immer etwas geht.

Tuchel: Körperliche Verfassung hat den Unterschied gemacht, wir hatten zu wenig Ballbesitz und zu viele Fehler, wir haben noch ein Heimspiel. Haaland ist ein Tier, Neymar ist noch nicht im Rhythmus, in der Summe hatten wir doppelt so viele Spiele wie der BVB, Neymar war 16 Tage raus, das zweite Tor haben wir zu schnell bekommen

Borussia Dortmund: Bürki, Zagadou, Hummels, Hakimi, Piszczek, Can, Sancho, Haaland, Guerreiro, Witsel, Hazard

Paris: Navas, Kurzawa, Kimpembe, Thiago Silva, Meunier, Marquinhos, Verratti, Gueye, di Maria, Neymar, Mbappe

Zuschauer: 66099

18.02.2020, Oliver Römer; Bilder: Falk-Stéphane Dezort sowie Inderlied und Neundorf/Kirchner Media