aus der Roten Erde berichten Bodo Lünemann und Oliver Römer
Nach der äußerst unglücklichen und auch unnötigen Niederlage beim VfL Osnabrück wartete heute mit dem MSV Duisburg das nächste Schwergewicht der Liga. Der MSV – durch Corona Quarantäne erst verspätet in die Saison gestartet – steht mittlerweile voll im Saft, hat zwei Siege und drei Niederlagen auf dem Konto.
Der BVB hat zwei Siege, zwei Unentschieden und eine Niederlage und steht augenblicklich auf Tabellenplatz 9 und damit voll im Soll. Der Bundesliga Vizemeister von 1963/64 aus Meiderich hinkt momentan hinter seinen Erwartungen zurück. Für die Dortmunder hieß es der Bundesligamannschaft nachzueifern, die am Freitagabend die TSG Hoffenheim 3:2 besiegte. Verzichten mußten die Jungborussen leider auf Lennard Maloney, der in Osnabrück die Rote Karte sah sowie immer noch auf Marco Hober. Trotzdem wollten die Schwarzgelben aber punkten, wenn möglich dreifach.
Vor Spielbeginn wurde von Manager Ingo Preuß mit Maximilian Hippe eine Stütze der letztjährigen Regionalliga-Mannschaft verabschiedet. Hippe wechselt zum Ligakonkurrenten 1.FC Kaiserslautern. Das Wetter mit heftigen Regenfällen verhinderte einen besseren Besuch als die 1.432 Zuschauer für dieses Derby.
Trotz widriger Umstände nahm der BVB sofort das Spiel in die Hand und setzte den MSV von Beginn an unter Druck. Gefährliche Situationen erspielten sich der Borussen-Nachwuchs fast minütlich. Die erste große Chance hatte Dams bereits nach 5 Minuten als sein Kopfball nach Ecke von Pasalic vom guten Meidericher Schnapper Weinkauf so gerade noch gehalten wurde.
Von den Zebras kam in der Anfangsphase nach vorne überhaupt nichts. Viel zu sehr waren sie in der Defensive gefordert. Und der BVB hatte weitere Chancen. Tobi Raschl, der wieder ein klasse Spiel machte, verfehlte mit seinem Schuß nur knapp das Tor. Marco Pasalic, von Tigges hervorragend freigespielt, setzte dann das Kunstleder aus aussichtsreicher Position weit über das MSV-Gehäuse. Das 1:0 war längst überfällig.
Auch Richmond Tachie verpasste mit seinem Schuß die Dortmunder Führung. Nach einer knappen halben Stunde dann mal ein Lebenszeichen durch einen Kopfball von Gembalies für Duisburg. Und nur eine Zeigerumdrehung später kam es wie es so oft im Fußball kommt.
Die eine Mannschaft geht fahrlässig mit ihren Torchancen um und plötzlich führt der Gegner. So auch beim heutigen Spiel. Eine Unachtsamkeit der Borussen-Abwehr nutzen die Mannen von der Wedau prompt durch Ademi zum 0:1. Aber der BVB ließ sich durch den überraschenden Rückstand nicht aus dem Konzept bringen, marschierte weiter mutig nach vorne. Lohn der Bemühungen war vier Minuten später
der Ausgleichstreffer von Steffen Tigges per Kopf auf Vorlage von Berkan Taz. Und so ging es dann auch zum Pausentee. Auf den Tribünen wurde es unter den zahlreichen MSV Fans schon unruhiger, war man doch mit großen Erwartungen hier nach Dortmund angereist.
Auf beiden Seiten personell unverändert ging es in den zweiten Durchgang. Und die BVB-Reserve machte da weiter, wo er aufgehört hatte, mit mutigem Offensivspiel. Jetzt auch effizienter als in der ersten Spielhälfte. Knauff, Taz und Pasalic scheiterten zwar noch, aber nach 6 Minuten im zweiten Durchgang erzielte dann Berkan Taz aus spitzem Winkel die längst überfällige Führung.
Und Borussia machte weiter. Weitere 6 Minuten später erzielte wiederum Steffen Tigges das vorentscheidende 3:1. Nun wurde es hörbar ruhiger bei dem großen Anhang der Meidericher Zebras.
Skandierten sie noch vor Spielbeginn „der MSV ist wieder da“, so richtete sich jetzt immer mehr der Zorn gegen Trainer Pavel Dotchev. Und als dann in der 88.Minute der eingewechselte Timo Bornemann gar noch das 4:1 erzielte war es endgültig vorbei bei den Fans vom Niederhein.
Laute „Dotchev raus“ Rufe hallten jetzt durch die „Rote Erde“. Dem BVB konnte es letztlich egal sein, hatte man doch ein klasse Spiel abgeliefert und sich auch durch den 0:1 Rückstand nicht irritieren lassen. Was sichtlich auch den im Stadion anwesenden Michael Zorc, Edin Terzic, Sebastian Kehl und Marco Rose zu gefallen schien.
Am nächsten Spieltag muss Borussia zum Mitaufsteiger TSV Havelse in den Norden reisen, bevor zum nächsten Heimspiel Geheimfavorit 1.FC Magdeburg im Stadion „Rote Erde“ erwartet wird. Noch vor Saisonbeginn meinte Tobi Raschl „Wir wollen auch in der 3.Liga positiv überraschen“. Und dies ist den Mannen von Trainer Maaßen bislang auch eindrucksvoll gelungen. Weiter so U23!!!
BVB: Unbehaun, Dams, Pasalic( 64.Makreckis), Taz, Tachie (72.Tattermusch), Papadopoulos, Pfanne, Pherai, Knauff(64.Pohlmann), Raschl (81.Kamara), Tigges (72.Bornemann).
MSV: Weinkauf, Feltscher (85.Ghindovean), Gembalies, Bretschneider, Steurer, Bakalorz (71.Ajani), Pusch, Stoppelkamp, Frey (85.Nduaku), Bakir (61.Ekene), Ademi.
SR: Konrad Oldhafer SRA: Jost Steenken, Luca Jürgensen
Z.: 1.432
Enrico Maaßen; „Wir sind sehr zufrieden. Es war ein gutes Fußballspiel für die Zuschauer gegen einen guten Gegner. Du bekommst einen Nackenschlag mit dem 0:1. Aber wie wir dann weitergemacht haben und die Tore erzielt haben, das ist richtig gut. Wir hatten viele Tormöglichkeiten und wunderschöne Tore erzielt. Wir waren klar besser, aber trotzdem gab es die eine oder andere Chance zu viel für den Gegner. Trotzdem ist das unsere Spielanlage.
Wir wollen Tore schießen, wir wollen nach vorne gehen, wir gehen hohes Risiko im Pressing. Das kann auch mal bestraft werden. Aber so lange die Mentalität so ist, wenn es mal einen gibt, dann wieder aufzustehen, ist alles okay. Das haben wir bislang super gemacht. Beim MSV war vieles auch richtig gut. Da darf man sich nicht nur von dem 4:1 blenden lassen. Sie waren schon in der Lage, auch vier Tore zu schießen.“
Pavel Dotchev: „Danke das ist nett. Das ist eine sehr bittere Niederlage, das weiß ich. Man kann definitiv nicht zufrieden sein, wie wir in diese Saison gestartet sind. Das ist sehr, sehr ärgerlich. Ich weiß, dass wir unserem Anspruch nicht gerecht werden, wie wir gerade performen. Das weiß ich ganz genau. Ich bin dafür verantwortlich, definitiv.
Für Siege und für Niederlagen. Wir haben gedacht, dass wir es schaffen, mit unseren Handicaps und Problemen, die wir hatten, einige Punkte mehr zu holen und uns von Woche zu Woche zu stabilisieren. Aber Stand jetzt ist die Situation schon so, dass sie sehr unbefriedigend ist. Ich merke schon, dass die Stimmung ein bisschen umkippt. Das ist schwer zu überhören, das merkt man schon. Das einzige, was ich sagen kann, ist, dass ich nur weiterhin professionell arbeiten und mein Bestes geben kann. Alles andere kann ich nicht beeinflussen.“
Text: Bodo Lünemann, Bilder: Oliver Römer