Bei der 2:5-Niederlage in Madrid offenbart der BVB abermals eklatante Abwehrschwächen und bricht nach einem Doppelschlag nach gut einer Stunde komplett ein. Viele Fans und Experten geben Trainer Nuri Sahin die Hauptschuld, da er mit seinen Wechseln ein bis dato gut funktionierendes Team aufgebrochen hat. Aber was ist dran?

Eine kommentierende Analyse von Falk-Stéphane Dezort

Als BVB-Fan fühlt man sich mittlerweile als Bill Murray in „Täglich grüßt das Murmeltier“. Insgeheim rechnet man sich in der Sommerpause Chancen darauf aus, dass die kommende Saison doch jetzt nun endlich besser und erfolgreicher werden muss als die vorherige. Nun gut, dass die vergangene Spielzeit international mit dem Champions League Finale endete, lässt sich außer mit einem Sieg in einem komplett umgebauten Wettbewerb kaum toppen – aber in der Bundesliga soll es doch bitteschön etwas werden mit einem ernstzunehmenden Kampf um die Meisterschaft.

Mehr Saures als Süßes

Aber auch davon ist man momentan meilenweit entfernt. Sahin sagte bei seinem Amtsantritt man solle dem Prozess vertrauen und ihm und seinem Team Zeit geben. Doch wieviel Zeit kann man sich bei einem so ambitionierten Arbeitgeber wie Borussia Dortmund nehmen, bis es läuft? Wie schon unter Sahins Vorgängern ist die Borussia eine Wundertüte, bisher aber mit viel bitteren Inhalten  – um es mit Blick auf Halloween zu verdeutlichen: mehr Saures als Süßes. Klar faszinierte das Team beim Spiel gegen Glasgow (7:1) – Celtic kam aber auch daher wie eine Schülermannschaft.

Nuri Sahin wirkt nachdenklich und unzufrieden. Foto: Kirchner Media

Die mit Würgen errungenen Bundesliga-Punkte gegen Bochum und Pauli sind unter dem Titel „Arbeitssieg“ zu verbuchen – aber die deutlichen Klatschen in Stuttgart (1:5) und jetzt im Santiago Bernabeu (2:5) – wohl bemerkt nach einer guten ersten Halbzeit und einer verdienten 2:0-Führung – geben berechtigten Anlass dazu, dass der „Prozess“ schon früh in der Saison mächtig ins Stocken geraten ist. Auch unter Sahin ist keine Entwicklung zu sehen – wenn überhaupt geht der Trend abwärts. 

Ist Sahin überfordert?

In Madrid nahm Sahin mit seinen Wechseln und seiner Systemumstellung kurz nach der Pause seiner Mannschaft den Esprit. Was in den ersten 45 Minuten noch gut aussah, wurde plötzlich um 180 Grad gedreht. Sich dann nach der Partie hinzustellen und die eigenen Fehler nicht oder nur teilweise einzugestehen, bringt viele Anhänger auf die Palme. Es scheint ein wenig so, als wisse Sahin manchmal selbst nicht, was er an der Seitenlinie macht. Vielleicht lässt sich das mit der wenigen Erfahrung als Trainer erklären – zumindest bei einem Klub in der Größenordnung des BVB. Aber der 36-Jährige muss schnell einen Weg zu einer halbwegs vertretbaren Konstanz finden, denn nur Heimsiege werden nicht ausreichen, um selbstgesteckte Ziele zu erreichen. Damit, auch in der Ferne mal drei Punkte einzufahren, kann der BVB am besten am Samstag in Augsburg beginnen.