„Ich habe alle Daten der Spieler – egal, ob Alter, Größe, Werdegang oder Gewicht – auswendig gewusst“, sagt der 40-jährige Robert Klamser aus Remseck am Neckar. Obwohl er in der VfB-Hochburg aufgewachsen ist, wurde er BVB-Fan. Und bereut diese Entscheidung bis heute nicht. Unser Fans des Monats Dezember.

Von Falk-Stéphane Dezort

In Remseck am Neckar geboren war der Weg als Fußballfan für Robert Klamser eigentlich vorgezeichnet. Im Speckgürtel von Stuttgart gab und gibt es nur zwei ernstzunehmende Klubs, denen man sein Herz schenken kann: dem VfB oder den Kickers. Doch beim 40-Jährigen lief alles anders. „Als Kind hat man ja nicht so die Ahnung, daher war ich Bayern-Fan“, sagt er mit einem leisen Anflug von Scham in seiner Stimme. „Die waren damals halt Meister.“ Doch ein Duell Bayern gegen Dortmund, bei dem ein Westfale nach einem Ellenbogenschlag mit gebrochener Nase vom Platz gehen musste, hat sein Leben verändert. „Ich wollte kein Fan einer solch‘ brutalen Mannschaft sein“, sagt Klamser. „Außerdem hatte der BVB tolle Trikots – so wurde ich Fan. Und die Entscheidung steht bis heute.“

„Ich kannte alle Daten auswendig“

So richtig Fahrt aufgenommen hat sein Fan-Dasein mit sieben, acht Jahren. Damals habe er bei internationalen Spielen seine Eltern alle fünf Minuten gefragt, wie es steht. „Ich durfte die Spiele nicht sehen. Ich habe sie dann so lange genervt, bis ich irgendwann einfach schauen durfte. Ich konnte ja eh nicht schlafen bis Abpfiff war.“

Fanatisch ist das beste Adjektiv, mit dem man den 40-Jährigen in seiner Jugendzeit beschreiben kann. Die Ausgaben des Sportmagazin Kicker habe er regelrecht verschlungen. „Ich habe alle Daten der Spieler – egal, ob Alter, Größe, Werdegang oder Gewicht – auswendig gewusst.“

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In voller Montur besucht Robert Klamser (links) mit seinen Freunden BVB-Spiele in Stuttgart. Foto: Falk-Stéphane Dezort

Wie es sich für ein ordentliches Jugendzimmer gehörte, prangten an den Wänden auch unzählige Poster seiner Idole. „Ich habe mir jede Zeitung gekauft, in der ein BVB-Poster enthalten war.“ Vor allem Spieler wie Stefan Klos oder Jürgen Kohler haben es dem Schwaben bis heute angetan. Erst als er sein Zimmer schwarz-gelb streichen wollte, mussten die Eltern einschreiten. „Das war dann doch etwas zu viel“, sagt Klamser und schmunzelt.

Prioritäten haben sich verschoben

Doch seit einigen Jahren ist Klamser etwas ruhiger geworden. „Mit der Familie wurde es etwas weniger“, sagt er. Nach der Geburt seiner zwei Kinder haben sich die Prioritäten etwas verschoben. „Früher habe ich alles an Fußball geschaut, was lief. Von Montag bis Sonntag gab es nur Fußball für mich. Bis ich meine Frau kennengelernt habe.“

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Dank seines Kumpels, der in Stuttgart eine Dauerkarte hat, kommt Robert Klamser (rechts) regelmäßig zu BVB-Gastspielen ins Stadion. Foto: privat

Zu BVB-Spielen ins Westfalenstadion schafft es der 40-Jährige aktuell kaum. „Früher habe ich, wenn ich beruflich in NRW war, jedes Spiel mitgenommen. Das geht jetzt nicht mehr.“ Umso wertvoller seien dann die Gastspiele seiner Borussia beim VfB Stuttgart – auch wenn sie in diesem Jahr weniger von Erfolg gekrönt waren. Über einen Kumpel – für die Region selbstverständlich Fan des roten Brustrings – kommt er regelmäßig ins Stadion. „Ich springe immer ein, wenn seine Frau nicht mit zu einem Spiel will. Sie haben zwei Dauerkarten.“ So komme er inzwischen auf zehn bis zwölf VfB-Heimspiele in der Saison. „Aktuell ist der Fußball sehr angenehm anzuschauen.“

„Über eine Mitgliedschaft diskutiere ich noch mit meiner Frau“

Mit der Zeit hat er sich aus der Haupttribüne bei den anderen Dauerkarten-Inhabern einen Namen gemacht. Aber wenn der BVB spielt, ist es noch einmal etwas Besonderes: „Sie kennen mich alle nur in zivil. Wenn aber die Borussia spielt, bin ich in voller Montur – manchmal auch inklusive Gesichtsbemalung. Da bekomme ich schon Blicke und Sprüche zu hören.“

Während sein Vater und sein Bruder beide dem VfB die Daumen drücken, versucht Klamser bereits frühzeitig seine Kinder auf den BVB-Geschmack zu bringen. Beide waren nach nur wenigen Monaten zum ersten Mal im Stadion. „Nur über eine lebenslange Mitgliedschaft diskutiere ich noch mit meiner Frau“, meint er und lacht. „Mein Sohn geht ab und zu schon mit zum Fußball. Und wenn ich ihn mal nicht mitnehme, fängt er an zu schreien.“

CL-Quali wäre das Maximum

Mit Blick auf die aktuelle Saison schüttelt Klamser nur den Kopf. Jedoch hoffe er, dass der Afrika-Cup dem BVB in die Karten spielt, da sowohl der VfB als auch Spitzenreiter Bayer Leverkusen einige Abstellungen zu verkraften haben werden. „Wenn der BVB am Ende die Champions-League-Quali schafft, dann kann man zufrieden sein. Dann haben sie das Maximum herausgeholt.“

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