In einem durchschnittlichen Bundesligaspiel gewinnt der BVB gegen Lieblingsgegner Wolfsburg mit 1:0.
Gewonnen ja, aber noch viel Luft nach oben so lässt sich der Auftritt des BVB am Samstag im mal wieder ausverkauften Westfalenstadion kurz zusammenfassen. Und damit wäre die Geschichte des Spiels eigentlich auch schon erzählt. Viel los war nicht, die Begeisterung der Fans hielt sich in Grenzen.
Sechs Neue
Die komplett neu formierte Mannschaft schien vor allem ein Motto verinnerlicht zu haben: Keine Fehler machen. Vielleicht hatte Trainer Terzic auch gehofft, dass die vielen Neuen in seiner Startelf die Gäste so in Erstaunen versetzen, dass die gar nicht wissen, was sie machen sollten. Mit den Neuen Özcan, Nmecha, Reus, Bensebaini, Füllkrug und Bynoe-Gittens hatte Terzic gleich mehr als die Hälfte seiner Paris-Truppe gewechselt.
Ballsicherung, Kurzpässe und möglichst kein Risiko, so gestaltete sich das Spiel eher mau. Ideen nach vorn waren Mangelware. Die beiden Außen brachten keine Flanke in die Mitte. Bynoe-Gittens versuchte es auf links immer wieder mit schnellen Dribblings, blieb aber meist hängen. Ryerson hatte rechts mehr Platz, wusste damit aber nichts anzufangen. Die gescheiten Bälle in die Spitze blieben selten und kamen meist von Schlotterbeck.
Leerer Chancenzettel
Dabei hätte es so gut losgehen können. Schon nach vier Minuten gab es einen Freistoß am Strafraum der Wolfsburger. Reus zirkelte den Ball in den Winkel, doch Torhüter Casteels fischte den Ball gerade noch weg. Das war seine einzige Tat in der ersten Halbzeit. Fazit: Chancen waren für den BVB nicht zu verzeichnen. Wenn sie dann doch einmal in Richtung Tor schossen, gingen die Bälle weit drüber oder klar vorbei.
Borussia hatte aber hinten selbst ebenfalls nicht viel zu tun. Die gute in die Saison gestarteten Wölfe waren harmlos. Ein einziges Mal kamen sie zu einem Konter und Tiago prüfte Kobel. Vielleicht waren sie doch von der Statistik beeindruckt. Immerhin hatten sie alle letzten 09 Begegnungen gegen die Schwarz-Gelben verloren. So sind sie gern gesehenen Gäste, die immer brav die Punkte abliefern. Sympathisch für die Fans auch, dass Trainer Kovac in der Pressekonferenz am Freitag von der beindruckenden Kulisse im „Westfalenstadion“ schwärmte.
Nach der Pause drückte der BVB dann doch ein bisschen mehr. Die Bälle in die Spitze kamen weiterhin durch die Mitte. Brandt verfehlte allerdings den Lupfer von Özcan, Bynoe-Gittens jagte einen Abpraller aus elf Metern weit übers Tor, das Nmecha kurz danach um mehr als einen Meter verfehlte. Und sogar Torhüter Casteels musste noch mal ran: Brandt kam aus spitzem Winkel zum Schuss, scheiterte aber.
Reus-eins-Punkt-Null
Malen ersetzte dann Bynoe-Gittens und hatte seine Füße gleich mit im Spiel. Sein Pass brachte Brandt links im Strafraum in gute Position, seine Hereingabe versenkte Reus aus kurzer Distanz zum 1:0. Der alte Mann kann es also noch. Und man sollte Marco Reus ruhig „Reus 1.0“ nennen, schließlich war das im 259 Bundesligaspiel für den BVB bereits zum 61. Mal das 1:0. Nur vier Spieler haben in der Bundesliga ihren Verein häufiger mit 1:0 in Führung gebracht.
Jetzt musste Wolfsburg etwas mehr machen, kam aber nur zu einer einzigen wirklichen Chance. Wind – der am Samstag eher ein laues Lüftchen war – kam frei zum Schuss, setzte den Ball allerdings 20 Zentimeter links neben den Kasten. Das war dann auch seine letzte Aktion, er wurde ausgewechselt. Doch auch der für ihn gekommen Sarr konnte ebenso wenig wie die anderen frischen Kräfte, die Wolfsburg noch brachte, wirkliche Gefahr vor dem BVB-Tor entwickeln.
Wichtig aber glanzlos
Die Schwarz-Gelben blieben bei ihrer Linie „Sicherheit zuerst“ und spielten das ruhig zu Ende. Das hat am Ende alle gefreut, vor allem die langen Ballbesitz-Phasen und die wenigen Chance der Gäste stimmten alle zufrieden. Doch ein Feuerwerk der guten Leistungen war das auch nicht. Die Südtribüne machte das ganze Spiel Stimmung, der Rest des Stadions hatte es da schon schwerer in Begeisterung zu kommen. Zu wenig gelungene Aktionen vor des Gegners Tor, Spielidee nach vorn weiter nicht deutlich zu erkennen.
So war es am Ende ein wichtiger, wenn auch glanzloser Sieg. Die Mannschaft hat einen Schritt nach vorn gemacht, da sie nicht vogelwild wurde wie in Bochum oder gegen Heidenheim. Allerdings waren die Gäste auch in keiner Sekunde bissige Wölfe – vielmehr brave Schosshündchen.
Nächsten Freitag geht es schon weiter. Der BVB muss nach Hoffenheim, die ihre letzten vier Spiele alle gewonnen haben.