Zum Auftakt des 6. Spieltag gewinnt der BVB die Partie in Sinsheim mit 3:1 und muss dabei mehr als 20 Minuten in Unterzahl spielen. Zumindest für eine Nacht sind die Borussen nun Tabellenführer.

Aus der PreZero-Arena in Sinsheim berichtet
Falk-Stéphane Dezort

Freitagabend. Flutlicht. Tausende Borussen im Kraichgau. Zum Auftakt des 6. Spieltags der Bundesliga musste der BVB bei der TSG 1899 Hoffenheim in Sinsheim ran. Im gewohnten 4-3-2-1-System schickte Edin Terzic seine Elf in den ersten Durchgang. Die Gäste erwischten durchaus den besseren Start und notierten nach gut einer Viertelstunde die erste Möglichkeit der Partie. Donyell Malen wurde gut in die Tiefe geschickt. Doch ein hartnäckiger Ozan Kabak verhinderte einen gefährlichereren Abschluss auf TSG-Keeper Oliver Baumann.

Nur drei Minuten später machte es Last-Minute-Neuzugang Niklas Füllkrug besser. Einen Einwurf auf John Anthony Brooks kann der Abwehrhüne nicht richtig verarbeiten, sodass Julian Brandt ihm den Ball wegspitzelte und Dortmunds Mittelstürmer zum ersten Mal im neuen Dress traf. Auch nach der Führung hatte der BVB zwei, drei Möglichkeiten, erneut gefährlich zu werden, doch die letzte Genauigkeit fehlte.

Dann kam es, wie es in diesem Jahr sooft kommt: Die Borussia macht sich das Leben selbst schwer. Nach einem Fehlpass von Mats Hummels räumt ebenjener Anton Stach an der Straumgrenze ab. Schiedsrichter Florian Badstübner zeigte auf den Punkt. Andrej Kramaric ließ sich nicht zwei Mal bitten – 1:1 (23.).

Nun traten die Hausherren wie beflügelt auf, schnürten den BVB in deren Hälfte ein. Doch entweder Gregor Kobel oder in höchster Not ein schwarz-gelbes Abwehrbein konnten den Rückstand verhindern. Geklingelt hat es hingegen auf der anderen Seite. Malen fasste sich auf der rechten Seite ein Herz, ließ erst Robert Skov, dann Stach aussteigen und brachte die Kugel scharf vor das Hoffenheimer Tor. Baumann konnte den Ball nur nach vorne abwehren, dort war Marco Reus zur Stelle, der artistisch mit dem Halbzeit auf 2:1 aus Sicht der Westfalen stellte (45.+3.).

Nach der Pause bot sich dasselbe Bild. Die spielbestimmende Mannschaft war die TSG. Grischa Prömel scheiterte aus fünf Metern per Kopf an Kobel (48.), ehe Skov nur drei Minuten später einen Freistoß an den Querbalken setzte. Die wohl spielentscheidende Szene aber ereignete sich in der 71. Minute als Rami Bensebaini mit gelb-rot vom Platz flog, nachdem er einen Ball an der Hoffenheimer Bank minimal wegspielte. „Er weiß, dass er Mist gebaut hat“, sagte Terzic nach der Partie. „Wir beschweren uns nicht, aber da hätte ich mir ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl gewünscht.“

Doch der Platzverweis schien dem BVB gut getan zu haben. Plötzlich stand die Defensive sattelfest und ließ kaum noch gefährliche Hoffenheimer Angriffe zu. „Das, was wir zum Schluss gezeigt haben, ist das, was man von uns erwartet“, meinte Terzic. „Jeder hat alles reingeschmissen und investiert, damit wir als Sieger vom Platz gehen.“

Anstelle der Hausherren war es der BVB, der noch einmal traf. In der fünften Minute der Nachspielzeit hinderte Schlotterbeck den eingewechselten Mergim Berisha am Ausgleich. Der Ball landete bei Ryerson, der erst Bebou und dann noch zwei weitere TSGler aussteigen lässt und einen 80-Meter-Sprint zum 3:1 vollendete. „Wir wissen, was er kann. Er ist ein absoluter Kämpfer“, lobte Sportdirektor Sebastian Kehl nach der Partie. „Diese Aktion war symbolisch für das, was wir in der zweiten Hälfte machen mussten. Wir mussten leiden und uns jeden Ball erkämpfen, und das haben wir getan. Wir haben den Kampf angenommen und gezeigt, dass wir gewinnen wollen.“

„Wie der Sieg zustandegekommen ist, ist egal. Er war wichtig für uns“, meinte Terzic. Zwar wisse er auch, dass man noch Luft nach oben habe, aber nach der erfolgreichen Auswärtsreise in den Kraichgau steht der BVB zumindest für eine Nacht an der Tabellenspitze und bleibt in dieser Spielzeit noch immer ungeschlagen.

Nach der Partie ließ sich das Team vor dem Gästeblock feiern. Fotos: Hans-Joachim Of

Stenogramm:

TSG 1899 Hoffenheim: Baumann – Kabak, Prömel (68. Berisha), Bebou, Grillitsch, Beier (84. Justvan), Stach, Vogt, Brooks (84. Bischof), Kramaric (87. Becker), Skov (68. Bülter)

Borussia Dortmund: Kobel – Bensebaini, Schlotterbeck, Hummels, Ryerson – Öczan, Nmecha (68. Can) – Brandt (64. Adeyemi), Reus (80. Wolf), Malen (80. Süle) – Füllkrug (80. Haller)

Gelbe Karten: Brooks (44.), Kabak (86.) – Hummels (23.); Reus (84. auf der Bank), Bensebaini (67., 71.), Nmecha (60.)

Schiedsrichter: Florian Badstübner (Nürnberg)

Zuschauer: 30150 ausverkauft (PreZero-Arena)