Im Topspiel trennen sich Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund 1:1 (0:1). Erst kurz vor Schluss stellte die Werkself auf Remis. Die Meinungen darüber, ob es ein gewonnener Punkt oder zwei verlorene Punkte aus BVB-Sicht sind, gingen nach der Partie auseinander.
Aus der BayArena in Leverkusen berichtet
Falk-Stéphane Dezort
Nach dem erlösenden 4:2-Erfolg gegen Gladbach und dem souveränen Auftritt in der Königsklasse in Mailand (1:3) stand für den BVB am 13. Spieltag das Gastspiel beim Tabellenführer am Autobahnkreuz A1/A3 an. Spiele zwischen Bayer und BVB haben schon seit Jahren die Tradition, eng, umkämpft und torreich zu sein. Und bereits nach fünf Minuten schickte sich auch dieses Aufeinandertreffen an, eines mit vielen Toren zu werden.
Über eine lange Ball-Staffette landete der Ball nach einer Kombination zwischen Marco Reus und Niclas Füllkrug plötzlich vor den Füßen von Julian Ryerson, der die Szene selbst einleitete. Der BVB-Fighter auf der linken Abwehrseite behielt vor Lukas Hradecky im Kasten der Werkself einen kühlen Kopf und netzte zur frühen schwarz-gelben Führung ein.
Davon ließ sich das Team von Xabi Alonso allerdings nicht beirren. Bayer schnürte die Borussia ein ums andere Mal in deren Hälfte ein. Aber die Abschlüsse – zumeist aus der zweiten Reihe – verfehlten ihr Ziel deutlich. Erstmals knapper wurde es nach 20. Minuten. Der BVB war in dieser Phase zu passiv. Und Youngster Jamie Bynoe-Gittens setzt Edmon Tapsoba nicht ausreichend unter Druck. Dessen Abschluss rauschte nur knapp am Kasten von Gregor Kobel vorbei.
Kölner Keller kassiert Bayer-Ausgleich
In weiten Teilen des ersten Durchgangs spielte nur ein Team – und das war die Mannschaft vom Tabellenführer. Die Westfalen hingegen setzten ihr Glück auf eine solide Defensivarbeit und ein eigenes schnelles Umschaltspiel. Selbst die Partie in die Hand zu nehmen, schien nicht der Plan von BVB-Trainer Edin Terzic gewesen zu sein. Zu groß dürfte der Respekt vor den Fähigkeiten der Leverkusener Sturmreihe zu sein.
Dem BVB gelang es zunehmend besser, Flo Wirtz, Jonas Hofmann und Victor Boniface im Eisfach der BayArena kalt zu stellen. Bis zur Nachspielzeit: Ein BVB-Angriff verpuffte – der Konter landete über Boniface und Jeremie Frimpong bei Wirtz, der die Kugel mit einem Schlenzer aus 16 Metern unhaltbar unter die Latte setzte. 1:1 – oder doch nicht? Der Kölner Keller meldete sich. Beim Zuspiel auf Boniface stand dieser mit einem Bein in der verbotenen Zone. Glück für den BVB, der somit mit einer Führung in die Kabine ging.
Nach der Pause zeigte sich das gleiche Bild. Weiter spielten nur die Hausherren, kamen immer wieder gefährlich ins letzte Drittel des Spielfeldes. Aber abermals ein gut aufgelegter Mats Hummels hatte oftmals die richtige Antwort parat und hinderte nicht nur in der 62. Spielminute die Werkself am Ausgleich.
Boniface sticht ins BVB-Herz
Aufregung gab es auf beiden Seiten auch bei zwei vermeintlichen Elfmeter-Szenen. In der 61. Minute stieg Emre Can Alejandro Grimaldo auf den Fuß, Schiedsrichter Siebert ließ weiterlaufen, der VAR blieb still. Ebenso auch zehn Minuten später. Der eingewechselte Karim Adeyemi suchte das Duell mit zwei Leverkusenern und wird – zumindest für die BVB-Bank – regelwidrig gestoppt. Auch hier ließ der Unparteiische weiterlaufen.
Nichtsdestotrotz versuchte es der BVB nun, immer wieder mit Kontern gefährlich zu werden. Aber vor allem Adeyemi handelte zu eigensinnig und verpasste es, den besser postierten Mitspieler in Szene zu setzen oder zumindest selbst den Abschluss zu suchen. Der schnelle Mittelfeldspieler war es auch, der den Angriff, der zum Ausgleich der Hausherren führte, früh hätte unterbinden müssen. Doch er ließ Odilon Koussounou davonlaufen. Dieser schickte den eingewechselten Patrick Schick tief, der wiederum bediente den bis dahin blassen Boniface mustergültig – 1:1 (79.).
„Wir haben die Bälle zu leicht hergegeben“, bemängelte Julian Brandt nach der Partie. „Aber ich bin froh, dass wir uns den Punkt erkämpft haben. Im Großen und Ganzen hätte Leverkusen den Sieg verdient gehabt.“ Aber in der Defensive habe man das ganz gut gemacht, fand Brandt. „Wir standen kompakt im Zentrum, daher mussten sie auf die Außen.“ Jedoch sei die Variabilität bei Bayer in diesem Jahr so hoch, dass es sehr schwer sei, die Sturmreihe dauerhaft zu verteidigen. „Und das für jede Mannschaft. Andere sind untergegangen.“
„Am Ende tut der eine Punkt weh“
Die große Chance kurz vor Schluss hatte allerdings der BVB. In der fünften Minute der Nachspielzeit brachte Thomas Meunier, der gefühlt nach Ewigkeiten mal wieder spielen durfte (auch das und die Tatsache, dass Antonius Papadopoulos zuvor für Schlotterbeck ins Spiel kam, zeigt, dass der BVB in der Defensive auf der letzten Rille fährt) eine gefährliche Flanke ins Zentrum. Füllkrugs Flugkopfball rauschte nur knapp über den Querbalken. „Wenn man so lange führt, wäre da sicherlich mehr drin gewesen“, sagte Can. „Wir hätten das in der Offensive sicherlich besser machen können. Am Ende tut der eine Punkt schon weh.“
Lange Zeit über den späten Ausgleich oder die vermeintlichen Elfmeter-Szenen nachzudenken haben die Schwarz-Gelben allerdings nicht. Schon am Mittwoch geht es zum Pokal-Achtelfinale zum VfB Stuttgart. Nach dem erschreckenden 1:2 in der Bundesliga vor einigen Wochen, hat der BVB mit den Schwaben noch eine Rechnung offen.