Der BVB muss in letzter Minute den Ausgleich gegen den Meister aus Leverkusen hinnehmen und kann den Meister nicht entzaubern, damit auch noch nicht für die Champions League planen.

aus dem Westfalenstadion berichten Oliver Römer und Stephan Münnich

Rund ums Westfalenstadion mal wieder Chaos. Verkehrslenkung Fehlanzeige. Schon die Anfahrt zum heutigen Spiel wird zur Geduldsfrage. Es ist mal wieder zu viel los in Westfalenhalle, Westfalenpark und natürlich 81365 im Westfalenstadion. Dafür aber eine überaus friedliche Atmosphäre. Rund um den Tempel in den Kneipen sogar vereinzelte rotschwarze Trikots. Rotschwarze Trikots vom neuen deutschen Meister aus Leverkusen, der den Abomeister aus dem Süden dieses Jahr völlig verdient abgelöst hat. Hätten wir ja auch letztes Jahr haben können – aber lassen wir das.

Heute gastiert die Mannschaft vom Rhein in unserem zu Hause. Im Hinspiel ein knappes 1:1, heute kommt die Werkself mit stolzer Brust hierhin. Das Vizekusen abgelegt.

Achtausend Anhänger aus Leverkusen

Für den BVB geht es heute wieder einmal um die Championsleaguewurst. Noch können die Mannen um Trainer Edin Terzic es aus eigener Kraft in die erste Klasse Europas schaffen. Dafür muss heute und in den nächsten Spielen ein Sieg her. Wenn nicht kann Leverkusen ja auch durch Siege im Halbfinale der Euroleague für einen fünften Platz für die Bundesliga sorgen. Genauso können wir das natürlich auch, oder sogar für einen sechsten sorgen – aber so weit sind wir noch nicht.

Immer noch ohne Malen und sowieso ohne Haller im Kader muss der BVB heute die vom Trainer gelobte Stabilität gegen einen, immer noch hochmotivierten Gast unter Beweis stellen. Es währe ja schön wenn wir der erste Stolperstein für Leverkusen in dieser Saison sind.

Werkself startet mit viel Druck

Leverkusen beginnt sofort druckvoll mit der ersten Möglichkeit, einem Schuss von der rechten Seite des Fünfmeterraums der aber das Ziel verfehlt.

Die Mannen von Xabier Alonso belagern mit hohem Ballbesitz den Strafraum der Borussen. Es scheint aber so, dass der BVB sich immer gut befreien kann, nach zehn Minuten aber auch noch keine nennenswerte offensive Aktion von Schwarzgelb. Erst nach knapp einer Viertelstunde eingeleitet durch einen Pass von Hummels auf Füllkrug der auf Ryerson, ablegt der aber beim Torschuss am 16er wegrutscht.

Alonso immer unter Strom am Spielfeldrand

So wie Alonso am Spielfeldrand wild gestikulierend seine Elf dirigiert, ist jeder Spieler hochkonzentriert am Werk. Von nachlassender Konzentration keine Spur. Das erste mal muss der VAR eingreifen. Nach einem vermeintlichen Foul im Strafraum von Kobel wird eine Szene überprüft aber von den Männern im Kölner Keller als nicht strafwürdig gesehen.

Ein sehr von Taktik geprägtes Spiel, das von beiden Seiten aber in den Zweikämpfen sehr konsequent geführt wird. Ein Distanzschuss von Grimaldo geht knapp über das Gehäuse von Kobel.

Leverkusen ist einem Tor näher

Freistoß nach einem taktischen Foul an der Strafraumgrenze für Leverkusen, der nächste Ball geht knapp über die Latte. Die Elf vom Rhein ist einem Tor näher. Eigentlich. Durch einen Konter kann Ryerson auf der rechten Seite in den Strafraum flanken, doch Hradecki holt den Schuss von Sabitzer unten aus der linken Ecke und Maatsen vergibt den Nachschuss indem er über den Ball schlägt. Zum Ende der Halbzeit kann sich der BVB ein wenig aus der Umklammerung befreien und kommt zu einigen gefährlichen Aktionen.

Zweite Hälfte beginnt druckvoll

Wolf kommt nach der Pause für Maatsen. Der BVB beginnt gleich mit zwei Ecken und Leverkusen kontert schnell. Die Intensität nach dem eher abwartenden Spiel in der ersten Hälfte ist deutlich erhöht. Das zahlt sich für die Borussen in weiteren Chancen aus. Ein Spiel mit Höchstspannung mit leichten Vorteilen für den BVB, nach einer Viertelstunde in der zweiten Hälfte.

Jede Mannschaft lauert auf den entscheidenden Fehler des Anderen. Nach 68 Minuten muss Kobel Kopf und Kragen riskieren und klärt den Ball am Pfosten nach einer Flanke und dem einschussbereiten Tella. Bei Leverkusen kommt jetzt Wirtz, beim BVB Reus und Nmecha für Sancho und Can.

Als mir das Sing Sang „Deutscher Fußballmeister …“ gerade richtig auf den … geht, steht das Westfalenstadion auf und schreit den Ball nach einer Flanke von Sabitzer durch Füllkrug volley ins Tor. Nur der BVB. 1:0, 81. Minute. Dortmund führt gegen den „Meister“. Weitere Chancen folgen.

Mitten im nächsten Dortmunder Angriff dann plötzlich eine Rangelei in der Dortmunder Hälfte und Schiedsrichter Siebert zieht erst Rot für Xhaka und wird dann aber aus Köln zur Rücknahme überzeugt. dadurch ist natürlich der Spielfluss raus und es folgen 8 Minuten Nachspielzeit. Kobel lenkt einen Freistoß um den Pfosten. Durch eine Ecke kommt die Werkself in der letzten Minute durch Stanisic dann doch noch zum Ausgleich.

Mit Glück beinahe den Meister entzaubert

Der BVB hätte mit Glück und einem weiteren Tor, fast sein Meisterstück gegen eine am Ende glückliche Elf vom Rhein gemacht. Man hatte den Meister am Rande der Niederlage. Spätes Tor, nichts neues also bei Alonsos Elf. Dortmund ist die einzige Mannschaft bis jetzt, die keine Niederlage gegen Leverkusen kassiert, doch für Terzic war es: „Nicht das was er sich vorgestellt hat“ und war gar nicht zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft in gesamten Spiel. Weiter geht’s nächstes Wochenende in Leipzig beim Konstrukt aus Österreich gegen einen direkten Konkurenten der an diesem Spieltag seine Hausaufgaben gemacht hat.

Text: Oliver Römer, Bilder: Stephan Münnich