In einem über weite Strecke schwachen Spiel erkämpft sich der BVB am Ende mit nur zehn Mann ein torloses Unentschieden bei Werder Bremen. Wie sagte später ein Hörfunkreporter „In dieser Höhe verdient“!

Aus dem Bremer Weserstadion berichtet Andreas Römer

Nee, das war nix! Aber man soll ja immer mit etwas Positivem anfangen, auch wenn es diesmal schwer fällt, etwas zu finden. Okay, Borussia hat nicht verloren und zum zweiten Mal hintereinander kein Gegentor kassiert. Das war’s, was sich hier an Positivem nach dem Spiel im Bremer Weserstadion sagen lässt.

Nuri Sahin schon während des Spiels nicht zufrieden

Der BVB wirkte uninspiriert, ohne wirklichen Plan und vor allem in jeder Situation nicht voll konzentriert.  Zäh! Anders kann man das Spiel in Bremen nicht bezeichnen. Der BVB kam mit etwas Glück mit einem 0:0 davon. Mit zahlreichen Stockfehlern bei der Ballannahme sorgten die Spieler von Trainer Sahin selbst für die meisten Werder-Momente im Weserstadion. Zu ungenau das Passspiel, der angenommen Ball sprang zu oft zu weit weg und schon waren die Gastgeber da.

Werder-Trainer Ole Werner hatte offensichtlich das Spiel des BVB gegen Frankfurt genau analysiert und ausgemacht, dass Groß der Antreiber und Ankerpunkt im Dortmunder Spiel war. Ihn aus dem Spiel zu nehmen, war scheinbar eines der Ziele. Ständig stand ihm ein Bremer auf den Füße. Dazu pressten die Gastgeber früh und sorgten  dafür, dass die Borussen ständig unter Druck die Bälle zum Mitspieler bringen mussten. Das klappte nicht so richtig gut. Und dank der kleineren Fehler, ergaben sich immer wieder Möglichkeiten für die Bremer, die sie zum BVB-Glück nicht konsequent ausspielten.

Zu behäbig

Gerade in der ersten Hälfte fand auch Trainer Nuri Sahin das Spiel grottenschlecht, „das hat mir gar nicht gefallen“, sagte er nach dem Spiel. Das eigene Spiel sei zu eng und zu behäbig gewiesen, so Sahin. Warum Ole Werner ein gutes Spiel seiner Mannschaft gesehen hat, konnten nicht alle nachvollziehen. Zwar schaffte es Werder den BVB vor das eine oder andere Problem zu stellen, doch was sie daraus machten, war tatsächlich auch nicht besser als das, was die Borussia zeigte. Die eigene Überzahl sah Werner dann allerdings auch kritisch, man sei zu hektisch geworden, anstatt, die Möglichkeiten in Ruhe auszuspielen.

Nach vorn fiel den Schwarzgelben lange nicht viel ein. Weite Bälle auf Beier, der statt Adeyemi in der Sturmspitze auflief, waren alle viel zu lang und leichte Beute für Torhüter Zetterer. Beier selbst schaffte es auch nicht einmal, sich gegen die Gegenspieler zu behaupten. Dazu war von Sabitzer und Gittens nicht viel zu sehen. Kein Wunder also, dass nach vorn nicht viel zu sehen war.

Bei aller Wertschätzung für die Kampfkraft und die Stabilität in der Abwehr bleibt es doch dabei: Ryerson wird kein Rechtsaußen mehr werden. Insofern blieben einige wenige Standardsituationen, bei denen der BVB so etwas wie Gefahr ausstrahlte. Insgesamt war aber keine Idee zu erkennen, wie man die Werder-Abwehr wirklich in Verlegenheit bringen wollten.

Nach der Pause merkte Sahin schnell, dass er etwas ändern musste. Mittlerweile hatten aller vier Abwehrspieler Ryerson, Süle, Anton und Schlotterbeck Gelb gesehen. Gittens und Süle mussten raus, Adeyemi und Bensebaini durften ran. Vermutlich sollte aus der dreieinhalber Kette eine richtige Fünferkette, damit die Innenverteidiger entlastet werden. Can ging in die Innenverteidigung und so wollte man stabiler sein und mehr nach vorn entwickeln.

Gelb-Rot für Schlotterbeck

Das sah zunächst ganz gut aus, Adeyemi hatte tatsächlich eine erste Schusschance, die Zetterer gut hielt. Doch das hielt auch nicht lange. In der 73. Minute kam Schlotterbeck gegen den Njinmah zu spät, mähte den Werder-Stürmer um und durfte nach Gelb-Rot nicht mehr mitmachen. Sahin wechselt noch mal: Beier und Brandt gingen, Malen und Nmecha kamen.

Am Spiel änderte sich wenig, es schleppte sich über die letzten knapp 20 Minuten und irgendwie waren am Ende alle erlöst, dass es vorbei war. Zum letzten Mal 0:0 trennten sich Werder und der BVB übrigens vor mehr als 23 Jahren. Im Februar 2001 blieb es im Westfalenstadion ebenfalls torlos. Über weite Strecken war es 2024 ein schwacher Kick im Weserstadion, das seine Höhepunkte eindeutig vor dem Spiel erlebte.

Zunächst nahmen die schwarzgelben Fans mit Freude und netter Choreo (oben gelb – unten schwarz) den neuen Fanblock dankbar an. Scheinbar gefiel er den angereisten Borussen, auch wenn man im Weserstadion das teuerste Stadionbier Deutschlands trinkt. Nur in der Münchener Arroganzarena kostet der halbe Liter Gerstensaft ebenfalls 5,50 Euro. Spitzenreiter Bremen!

Beindruckend und emotional dann das Gedenken an den Werder-Macher Willi Lemke. Der ehemalige Manager und Vater vieler Bremer Erfolge war kürzlich verstorben und wurde auch von den BVB-Anhängern noch einmal gewürdigt. Tolle Choreo der Werder-Seite und danke Willi, dass niemand eine Schweigeminute halten musste – nach ein paar Worten der Erinnerung, riefen alle Bremer einfach ein paarmal „Werder“ und fertig! Gut gemacht!

Andreas Römer (Text), Fotos: Kirchner Media