„Ich hätte nicht gedacht, dass sich mein Fan-Dasein mal so entwickelt“, sagt Robert Döcke. Der 36-Jährige geht seit mehr als 30 Jahren zum BVB und engagiert sich in unterschiedlichen Funktionen auch außerhalb der Schwarzgelben für den Sport. Unser Fan des Monat November.

Von Falk-Stéphane Dezort

Mit fünf Jahren habe ihn die Leidenschaft für den BVB gepackt, sagt Döcke. „Ganz klassisch über meinen Vater.“ Dieser kommt gebürtig aus dem Raum Dresden und wurde selbst Dortmunder als Matthias Sammer 1993 nach Westfalen wechselte. „Mein erstes Trikot war eines von Sammer“, erzählt der 36-Jährige. Aber auch Thorsten Frings oder Michael Zorc seien Spieler, die er als Vorbilder sieht. Sein Lieblings-BVB-Akteur ist aber ein anderer: Marco Reus. „Allein schon wegen seiner Geschichte.“ Früh als nicht geeignet abgestempelt sei er über Rot-Weiss Ahlen in Gladbach wie „der Phönix aus der Asche“ gekommen. „Er ist ein cooler Typ und hat noch etwas im Ärmel. Der tut uns gut.“

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Robert Döcke steht als Fahnenträger oft auf dem grünen Rasen im Tempel. Foto: privat

„Ich bin bis heute Fan. Ich kann und möchte mir auch nichts anderes mehr vorstellen.“ Daher ist Döcke auch seit vier Jahren beim Fanclub Tremonia 09 Mitglied. Vorher organisierte er sich in einer Gruppe in Hamm. An seinem aktuellen Fanclub gefällt ihm besonders, dass er sich auch über den Fußball hinaus engagiert, beispielsweise beim Putzen von Stolpersteinen.

Aus einem Shooting wurde ein Antrag

Diese Liebe zum BVB teilt Döcke auch mit seiner Frau, die sogar eine Dauerkarte hat. „Wir haben uns über Facebook in einer Singlegruppe kennengelernt“, sagt er. Nach nur einem Jahr Beziehung habe er sich dazu entschlossen, ihr einen Heiratsantrag zu machen. „Es war Corona. Ich hatte überhaupt keinen Plan“, blickt er zurück. Dann kam ihm aber die Idee, gemeinsam eine Stadionführung zu unternehmen. Zusammen mit einer weiteren Freundin, die Fotografin ist, habe man dann seine Frau „sehr arg angelogen“ und ein Fotoshooting auf der Südtribüne inszeniert – aus diesem wurde dann die Frage aller Fragen. „Zum Glück hat sie dann ,Ja‘ gesagt.“

Aber nicht nur wegen des Antrags ist der Ort für Döcke ein emotionaler. „Meine Frau ist ebenfalls über ihren Vater zum BVB gekommen.“ Dieser ist aber vor sechs Jahren gestorben, weshalb die legendäre Tribüne für beide ein „Hauptbezugspunkt“ zu ihm geworden ist. „Wir sind keine Friedhofsgänger.“ Und da er seinen Schwiegervater nie fragen konnte, ob er dessen Tochter heiraten darf, sei er es ihm „einfach schuldig gewesen“, dort den Antrag zu machen. Inzwischen steht Döcke als Fahnenträger auch regelmäßig vor Heimspielen auf dem Rasen im Westfalenstadion. „Wenn dann You’ll never walk alone läuft, ist bei mir viel Demut dabei.“ Das liege allen voran an seinem verstorbenen Schwiegervater. „Es ist jedes Mal etwas Besonderes. Ich bin dann in Gedanken bei ihm.“

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Im August 2020 macht Robert Döcke seiner Freundin einen Antrag auf der Südtribüne. Zwei Monate später haben die beiden geheiratet. Foto: privat

Malaga als absolutes Highlight

Die Spieltage – ganz egal ob im Stadion oder Zuhause auf der Couch – laufen für Döcke ähnlich ab. „Ich mache meistens Sport, um den Stress abzubauen. Das hilft mir sehr gut“, sagt er. Anschließend geht’s mit einem Bier und Snack auf die Couch oder mit dem ÖPNV in Richtung Tempel. „Dort treffe ich mich dann mit den Leuten aus dem Fanclub. Und wir heizen uns fürs Spiel ein.“

Sein absolutes Highlight-Spiel der Schwarz-Gelben werde wohl auf ewig das Champions-League Viertelfinal-Rückspiel gegen Malaga 2013 bleiben. „Als die Nachspielzeit angezeigt wurde, habe ich noch den Glauben und die Hoffnung gehabt. Als dann das 3:2 fiel wurde so viel freigesetzt“, erinnert er sich. Der Freudentaumel ging so weit, dass er nach einigen Bier mit enttäuschten spanischen Fans anstatt zu seiner damaligen Wohnung nach Unna nach Bochum gefahren ist und dort zwei Stunden mitten in der Nacht auf die nächste Bahn warten musste. „Ich war erst um 4:30 Uhr wieder zuhause.“

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Auch im Urlaub hat der Dortmunder immer ein Trikot seines Lieblingsvereins dabei. Foto: privat

Kicken mit Kumpels

Aber nicht nur als Fan des BVB fühlt sich Döcke mit dem Fußball verbunden. So war er jahrelang als Trainer beim SV Brechten in Dortmund aktiv. „Wir haben sogar gegen die BVB-Frauenmannschaft gespielt“, sagt der 36-Jährige nicht ohne Stolz in der Stimme, wenngleich man die Partie, in der es um den Aufstieg ging, verloren habe. Er weiß aber auch, dass der Unterschied zwischen der Borussia und anderen Teams sehr groß ist. „Das hat inzwischen auch den Charme verloren. Denn sie haben einfach deutlich mehr Möglichkeiten als alle anderen Vereine“, bedauert Döcke. Nichtsdestotrotz findet er es gut, dass sich der BVB auch im Frauenfußball engagiert und seinen Teil dazu beiträgt ihn voranzubringen. Denn für den Fußballfan ist es egal, ob Männer oder Frauen spielen – er findet beide gleichermaßen interessant.

Eigentlich wollte er sich vor einigen Monaten eine Pause gönnen, hat den Trainerposten in Brechten aufgegeben. Als dann aber eines lauen Sommerabends sein Telefon nicht mehr stillstand und er sich seiner Frau erklären musste, hatte er sich von seinen Kumpels, die ihm beinahe im Sekundentakt Nachrichten schickten, dazu überreden lassen, selbst noch einmal die Fußballschuhe zu schnüren. Seither kickt er mit ihnen in der Kreisliga D beim SV Afferde II im Raum Unna. Und das Saisonziel ist klar: „Ich würde gerne noch mal einen Aufstieg erleben.“ Bei zehn Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter nach neun Spielen sind die Chancen aber wohl nur noch rechnerisch.

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