2:2, 0:4 und 1:2: Das sind die drei letzten Resultate des BVB in der Bundesliga. Auch in Stuttgart gelingt der Terzic-Elf kein Erfolg. Beim Spiel im Schwabenland wirkt die Borussia müde von der Champions-League-Woche und hat Glück, dass sie nur 1:2 verliert.

Aus der MHP-Arena in Stuttgart
berichtet Falk-Stéphane Dezort

„Never change a winning Team“: Das besagt eine alte Fußballweisheit. Und genau an diese hielt sich auch BVB-Coach Edin Terzic beim Spiel in Stuttgart. Im Vergleich zum Spiel am Dienstag in der Champions-League gegen Newcastle schickte er die gleichen Mannen auf den Rasen. „Sie haben sich das einfach verdient ihre gute Leistung noch einmal zu beweisen“, erklärte Terzic auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.

Dieser Schuss sollte aber deutlich nach hinten los gehen. Der BVB fand überhaupt nicht in die Partie, agierte zu unkonzentriert und war in jeder Szene mindestens einen Schritt langsamer. Der VfB hingegen strotzte nur so vor Spritzigkeit und setzte die Borussen mit seinem hohen Anlaufen gehörig unter Druck. Vor allem die schnellen Tiefenpässe zwischen Niklas Süle und Mats Hummels hindurch trafen den BVB ein ums andere Mal mitten ins Herz. „Es hat einfach gar nichts gepasst“, monierte Terzic.

Unkonzentiert und müde

Ein solcher Pass war auch die Grundlage nach zehn Minuten. Plötzlich stach ein Stuttgarter durch die Abwehrreihe und versuchte, Gregor Kobel im Dortmunder Kasten zu umkurven. Der Schlussmann aber holte den Stuttgarter Undav von den Beinen und verursachte einen Strafstoß. Chris Führich schnappte sich für die Hausherren den Ball. Kobel aber behielt im Duell „Torwart gegen Stürmer“ als erster Dortmund Schlussmann seit gefühlt einer Ewigkeit die Oberhand. Für den VfB war es der dritte verschossene Elfer in Folge.

„Jetzt geht das Spiel los“ hatte ein Dortmunder nach dieser Szene hinter der Pressetribüne sich Besserung aus Sicht der Westfalen erhofft. Doch daraus wurde nichts. Weiter spielte nur der VfB, kam fast im Minutentakt zu hochkarätigen Chancen. Beispielsweise als Jamie Leweling auf der rechten Seite frei vor Kobel auftauchte, der Schuss jedoch war zu unplatziert (23.). Das gleiche Duell gab es nur acht Miniten später noch einmal, auch hier hatte der BVB-Keeper das bessere Ende für sich.

„Es gab einige Situationen, in denen man gesehen hat, dass wir müde sind und zu spät kommen“, konstatierte Kobel nach der Partie. „Und dann kamen wir in einen Strudel. Der VfB wurde immer besser und wir immer schlechter.“ Jedoch dürfe das Spiel unter der Woche keine Ausrede sein, denn als Profi müsse man halt auch mal mehrere Spiele hintereinander spielen können.

Schmeichelhafte Führung

Nach mehr als einer halben Stunde Spielzeit standen 0:9 Schüsse aus BVB-Sicht zu Buche. Sinnbildlich für die Harmlosigkeit war die 35. Minute. Ein abgefangener Eckball landete bei Karim Adeyemi, der Julian Brandt auf die Reise schicken wollte. Dem Edeltechniker aber versprang der Ball in aussichtsreicher Position, die Konterchance verpuffte.

„Fußball ist brutaler Ergebnissport“. Viel treffender hätte man das Folgende nicht beschreiben können. Denn auf einmal jubelten die Gäste. Mit dem ersten Angriff – vorgetragen über Julian Ryerson auf der rechten Bahn – ging der BVB in Führung. Niclas Füllkrug stand in der Mitte goldrichtig und schob ein. Lange hielt der Vorsprung aber nicht. Einmal mehr nach einem langen Ball mit anschließendem Steckpass tauchte ein Stuttgarter frei vor Kobel auf. Deniz Undav ließ ihm dieses Mal keine Chance (42.).

Auch Wechsel verpuffen

In der Pause reagierte Terzic, nahm die blassen Adeyemi und Brandt raus und brachte mit Donyell Malen und Marco Reus frisches Personal. „Wir haben umgestellt und probiert das Spiel zu unseren Gunsten zu biegen“, meinte Terzic. „In der ersten Halbzeit waren außer Kobel nicht annähernd viele an ihr Leistungslevel gekommen.“ Dennoch bot sich zu Beginn des zweiten Abschnitts das gleiche Bild. Von BVB-Esprit war nichts zu sehen. Ganz im Gegenteil: Führichs Schlenzer verpasste das Tor nur knapp (54.). Und beinahe helfen die Schwarz-Gelben selbst. Eine scharfe Hereingabe will Ryerson klären – doch er köpfte mit Nico Schlotterbeck den eigenen Mann an. Von seiner Schulter sprang die Kugel glücklicherweise auf die richtige Seite nebens des Pfostens (60.).

Doch dann Raunen auf der anderen Seite in der MHP-Arena: Der BVB wurde etwas aktiver. Ein abgefälschter Ball von Marcel Sabitzer landete am Aluminium (61). Laut wurde es einige Minuten später – VfB-Top-Stürmer Serhou Guirassy kehrte nach wochenlange Verletzungspause zurück (67.). Das Spiel jedoch plätscherte von nun an ein wenig vor sich hin. Zwar probierte es die Borussia selbst gefährlich zu werden, brachte eine Viertelstunde vor Schluss Youssoufa Moukoko für Füllkrüg – aber auch ihm fehlte es an Durchschlagskraft. Aber er wurde auch nicht in Szene gesetzt.

Der zweite Elfer sitzt

Der VfB agierte an diesem Samstag einfach in vielerlei Hinsicht professioneller und abgeklärter als der BVB – drückte auf den Sieg. Am Ende musste es aber der zweite Elfmeter an diesem Nachmittag richten. Kobel kam gegen den eingewechselten Silas zu spät und hatte Glück, dass er nicht mit Gelb-Rot vom Platz flog. Zwar ahnte der Schweizer die richtige Ecke, doch der Schuss vom Guirassy war zu platziert und Kobel ohne Abwehrchance. Nach der Partie haderte der BVB-Keeper mit dem Elfmeterpfiff. „Ich versuche, den Winkel zu verkürzen. Da hebt der Spieler für mich schon vorher ab.“

Damit bleibt der BVB zum dritten Mal in Serie ohne Sieg in der Bundesliga und hat nun acht Punkte Rückstand auf die Bayern, und Leverkusen kann mit einem Sieg am Sonntag auf zehn Zähler davonziehen. „Das ist schon ein Brett“, sagte Kobel. „Die anderen punkten auch Wahnsinn.“ Wenn die Liga so eng sei, könne man sich einfach keine zwei Niederlagen in Folge leisten.


„Es war wieder einmal ein enttäuschender Tag für uns. Es wird Zeit, dass wir daraus lernen und wieder unser anderes Gesicht zeigen“, betonte Terzic. „Es ist so brutal enttäuschend, dass wir wieder einmal nicht das geschafft haben, was wir vor einigen Tagen noch so gut gemacht haben. Wir wissen, was in uns steckt. Wenn wir unsere ambitionierten Ziele erreichen wollen, reicht es nicht, das nur ab und zu zu zeigen.“ Nach der Länderspielpause erwarten die Schwarz-Gelben dann die Borussia aus Mönchengladbach im Westfalenstadion.