Was konnten sich die BVB-Fans vom Auftritt in der Ostalb erwarten? Mit Kobel, Sancho, Brandt und Reus fehlten der Borussia vier namhafte Akteure mit einem Marktwert laut Transfermarkt von 112 Millionen Euro. Das ist etwa zweieinviertel mal so viel, wie der Wert des kompletten Heidenheimer Kaders beträgt. Trotzdem hatte Terzic natürlich ein attraktives Aufgebot zur Verfügung, nachdem sich die meisten Bundesliga-Trainer alle Finger geleckt hätten. Vorne wieder mit der Doppelspitze aus Moukoko und Füllkrug, dahinter ersetzte Bynoe-Gittens den verletzten Sancho neben Malen. Der Rest wie aus dem Bochum-Spiel bekannt – das kann also durchaus als eingespielt gelten.

Vom Spiel im Voith-Stadion in Heidenheim berichtet Ingo Berchter

Heidenheim steht dem BVB auf den Füßen – das bekommt diesem nicht gut

Es dauert ein bisschen, bis das Spiel Fahrt aufgenommen hat. Da sah es zunächst so aus, als würde der BVB Feldüberlegenheit und Ballbesitz kreieren. Aber ab der 10. Minute hatten sich die Hausherren organisiert, standen hoch und den Schwarzgelben auf den Füßen. Eine Taktik, mit der in dieser Spielzeit auch andere vermeintlich kleine Vereine gegen die Westfalen erfolgreich waren (und am Ende der vorigen Spielzeit leider auch). Fünf Minuten später dann beinahe die Führung für den Traditionsklub aus dem Süden: Özcan mit einem schlampig gespielten Rückpass bringt Kleindienst an den Ball, und während Mayer, der neben dem Tor bereit für den Rückpass stand zurück ins Tor eilt, schlenzt Kleindienst den Ball am fast leeren Tor haarscharf vorbei. Das gab dem Spiel eine Wendung (wie wäre es erst bei einem Tor gewesen?). Heidenheim erkämpft sich die zweiten Bälle, spielt bei Balleroberung zielstrebig und direkt nach vorne – und weitere fünf Minuten später spielen sie eine Flanke von der Grundlinie – und wer köpft knapp vorbei? Natürlich Kleindienst.

Der BVB wurd besser, aber nicht erfolgreicher

Mitte der Halbzeit dann – endlich – Luft für den BVB – durch einen Konter. Meunier erobert den Ball, findet Moukoko, der zu Malen durchsteckt, der umläuft den gegnerischen Keeper und schiebt den Ball gekonnt mit dem falschen Fuß fast von der Grundlinie ins Tor. Zählt aber leider nicht, weil der VAR einige Milli- oder Zentimeter findet, die Malen im Abseits war. Aber die Aktion gibt der Borussia Auftrieb, sie hat nun etwas mehr vom Spiel, aber im Wesentlichen optisch, nicht effektiv was die Chancen angeht. Da kommt noch ein abgeblockter Versuch und ein Flatterball von Bynoe-Gittens dazu, und dann war Halbzeit.

Jamie Bynoe-Gittens war aktiv, trotzdem vermisste man Sanchos Trickkiste

In der zweiten Halbzeit nimmt das Dortmunder Team den Faden wieder auf und gestaltet das Spiel stärker. In der 60. bringt Terzic Can, Wolf und Pohlmann, und insbesondere der junge Pohlmann bringt mehr Schwung ins Spiel. Pohlmann übernimmt gleich Standards, und traut sich auch draufzuhalten: Er tut dem Dortmunder Spiel sichtlich gut. So kommt man zu einigen Chancen durch Füllkrug und Schlotterbeck. Aber nichts dabei, was man am Montag noch einem Freund oder Kollegen erzählen möchte.

Stattdessen kommen die Ostschwaben noch einmal: In der 90. wird der Ball von Pick aus dem Irgendwo von links geflankt, Sessa springt und köpft ihn gegen die Laufrichtung von Mayer. Der Ball trudelt Zentimeter am Tor der Schwarzgelben vorbei – und der aus dem Rückraum herbeigeeilte Schimmer stolpert über sich selbst und rutscht knapp am Tor vorbei. Noch zwei Heidenheimer, die verpassten Chancen in ihren Träumen nachjagen werden.

Das war es dann auch. Mehr von diesem Spiel zu erzählen, hieße Autor und LeserInnen quälen.

Edin Terzic hatte kein leichtes Spiel in Heidenheim

Heidenheim ist damit, neben dem FC Bayern, der einzige deutsche Verein, gegen den der BVB keine positive Bundesliga-Bilanz hat. Darauf dürfen sich die schon was einbilden. Nichts einbilden darf sich der BVB. Schon gar nicht, dass es ein leichtes, selbstverständliches Spiel sein wird, die CL-Quali zu schaffen. Der Rückrundenschwung scheint schon dahin. Und die Borussia hat in ihrem Kader offenkundig nicht die Mittel, gegen solche Gegner den Sieg auch mal zu erzwingen. Das wird noch eine schwere Saison: für die sportliche Leitung, die Trainer, die Mannschaft – und für die Fans und für uns Schreiberlinge auch.