Borussia Dortmund gewinnt mit Glück und einem Tor kurz vor dem Ende das Auftaktaktspiel zur neuen Bundesligasaison gegen den 1. FC Köln . Donyell Malen hieß der Torschütze vor 81.000 Zuschauern im ausverkauften Westfalenstadion.
Die Fans von Borussia Dortmund sind besonders. Gerade in den letzten Tagen vor dem Saisonstart wurde in allen Medien auf die spezielle Situation im Westfalenstadion nach der verspielten Meisterschaft gegen Mainz erinnert. Die Treue, die Liebe zum Verein und der Rückhalt für die Mannschaft, die tottraurig der vergebenen Chance nachtrauert – das alles hat Eindruck gemacht, weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Es wurde viel gemutmaßt, wie die Erwartungshaltung der schwarzgelben Fans zum Start sein würde. „Fordert“ die Fangemeinde jetzt den Titel oder hat sie Verständnis, wenn die Mannschaft noch immer geknickt über den Platz streift?
Stimmungsvolle Kulisse
Genau geklärt wurde das am Samstagnachmittag im Stadion noch nicht. Vorfreude unter den Schwarzgelben war in jedem Fall zu spüren. Dazu ein befreundeter Verein, der selbst gut 8.000 stimmgewaltige Fans mitbrachte und so seinen Teil zu einem würdigen Rahmen für ein tollen Saisonauftakt lieferte.
Blöd halt nur, dass die Mannschaften auf dem Rasen sich nicht dem Niveau auf den Rängen anpassen konnten. Mehr als ein durchschnittliches Bundesligaspiel brachten die Akteure nicht zustande. Hauptschuldiger war dafür der heimische BVB, der über weite Strecken überhaupt nicht zu seinem Spiel fand. Es wirkte in vielen Situationen bewegungs- und einfallslos, was die Schwarzgelben da boten. Die beiden Innenverteidiger Süle (145) und Hummeln (163) kamen zusammen auf über 300 Ballkontakte in 90 Minuten. Die Mittelfeldantreiber Can und Sabitzer schafften es gerade mal auf 100 Kontakte und wussten mit diesen auch nicht wirklich viel anzufangen.
Der Tabellenelfte der Vorsaison stand kompakt und schaffte es vor allem mit schnellen Bällen nach vorn immer wieder für Gefahr vor dem Gehäuse von Kobel zu sorgen. Immerhin acht Kilometer liefen die Kölner und das war für jeden zu sehen und nicht nur in der Statistik am Ende des Spiels ablesbar. Nein, der Schwung, den der BVB mitnehmen wollten, indem man die Enttäuschung der Vorsaison in Energie für neue Spielzeit umwandelte, war nicht zu sehen.
Zu wenig vor beiden Toren
Eine einzige Torchance in der ersten Halbzeit war wirklich dürftig. Doch die Fans auf der Südtribüne und auf den anderen Rängen zeigte sich gnädig und verabschiedeten die Mannschaften noch mit Applaus in die Pause. Doch nach eigentlich unverändertem Fußball auch in Durchgang zwei gab es so um die 80. Minute doch deutlich vernehmbare Pfiffe vom schwarzgelben Anhang. Da war es dann doch irgendwie vorbei mit der Geduld und dem Verständnis für einen ruckeligen Start in die Saison, in der man ja „einen Schritt“ weiter gehen möchte – anders gesagt, „Meister“ werden will.
Ideenlos rumpelte der Ball immer nur kurz durch die Reihen der BVB-Kicker, Leider gibt es keine Statistik, die Beweise liefert, ob es mehr als einmal zwei oder gar drei Bälle schafften, den gesuchten Mitspieler zu finden. Natürlich lief das Hin- und Hergeschiebe zwischen Süle und Hummels, aber jeder Ball nach vorn war gefährlich, weil zumeist nicht erfolgreich und somit eine Einladung für die Gäste den Ball fix nach vorn zu bringen. Das BVB-Mittelfeld war völlig aus der Spur. Sabitzer ward so gut wir gar nicht zu sehen, der neue Kapitän Can wurde völlig zu Recht nach nicht einmal einer Stunde vom Platz geholt.
Irgendwie zu wenig von allem
Brandt und Reus konnten sich kaum einmal durchsetzen, verloren die Bälle reihenweise. Nicht viel besser machte es Malen, der oftmals mit dem Kopf durch die Wand wollte. Kein Wunder, dass Haller in der Mitte nicht einen Ball zu verwerten bekam und seine 16 Ballkontakte vor allem bei Ecken der Kölner vor dem eigenen Tor einsammelte. Auch er ging nach 59 Minuten und ebenfalls berechtigt.
Wäre Edin Terzic nicht der Trainer des BVB auch er hätte vermutlich gepfiffen, um seinen Unmut über die Leistung seiner Elf kundzutun. „Es gab nicht viel, mit dem wir heute zufrieden waren“, äußerte sich Terzic nach dem Spiel. So blieben ihm und den 73.000 einheimischen Fans nur der Trost, dass es am Ende doch noch gelangt hat. Die sechste Ecke von rechts wie immer von Brandt getreten, fand den eingewechselten Nmecha, der per Kopf an den zweiten Pfosten verlängerte. Dort stand Malen allein und schoss sich mit rechts selbst am linken Standbein an, was den Ball aus sechs Metern zu einer Bogenlampe kurz unter die Latte werden ließ. 1:0 nach 88. Minuten.
Wer aus dem Spiel das Positive rausholen will, freut sich, dass der BVB trotz 6 Minuten Nachspielzeit, keinen Gegentreffer mehr gefangen hat und somit zum neunten Mal hintereinander das Auftaktspiel zu einer neuen Bundesligaspielzeit gewonnen hat. Ein schöner Rekord. Solch enge Spiele, hat Borussia im letzten Jahr viel zu oft in ein Unentschieden verstolpert – man denke nur an Stuttgart. Insofern liegt man punktetechnisch im Plan und hat sich für die nächsten Spiele eine Menge Luft nach oben gelassen. Es fehlte an Tempo, Ideen, Leichtigkeit und Selbstbewusstsein. Dass Torhüter Kobel und Innenverteidiger Hummels die besten Kräfte im schwarzgelben Dress waren, ist für den Rest der Mannschaft wahrlich kein gutes Zeugnis.
Also werden die Fans erneut Geduld und Nervenstärke brauchen, um vielleicht am 34. Spieltag im Mai nächsten Jahres gegen Darmstadt nicht nur Liebe und Treue sondern vor allem unendliche Freude zeigen zu können. Weiter geht es aber erst einmal am nächsten Spieltag beim Ruhrderby in Bochum.
Text: Andreas Römer, Bilder: Kirchner Media