Borussia Dortmund gewinnt gegen Borussia Mönchengladbach mit 3:2 und lässt die Hoffnung auf das internationale Geschäft weiterleben. Insgesamt war es der elfte BVB-Heimsieg gegen die Fohlen hintereinander.
Aus dem Westfalenstadion berichtet Andreas Römer
Die letzten zehn Auftritte im Westfalenstadion hatte die falsche Borussia allesamt verloren und dabei stolze 37 Tore kassiert. Insofern waren die Gladbacher ein gern gesehener Gegner für die BVB-Heimspiele. Die Brisanz in der Tabelle tat ihr Übriges: Zwei Punkte lag die „falsche“ Borussia vor der richtigen aus Dortmund vor dem Spieltag. Das sollte sich unbedingt ändern. Immerhin konnte der BVB mit einem Sieg nicht nur an den Mönchengladbachern vorbeiziehen, auch Augsburg und Bremen lägen weiter hinter dem BVB und die Mainzer nur noch zwei und die Freiburgen nur noch drei Punkte vor den Schwarzgelben. Genug Motivation also, um am Ostersonntag ein weiteren Heimsieg einzufahren.

Der BVB bestimmte das Spiel von Anfang an, hatte mehr als zwei Drittel Ballbesitz und schaffte es doch nicht in Führung zu gehen. Im letzten Drittel war der letzte Pass oftmals zu schlampig, zu ungenau und zu fahrig. Und wenn es dann doch mal eine Torchance gab, standen sie sich selbst im Weg, wie Guirassy, der den Schuss von Süle am Fünfmeterraum blockte. Auch Adeyemi hätte aus elf Metern, völlig frei zum Schuss kommend, das Tor treffen dürfen, zog aber kläglich links vorbei. Schon den ersten Konter in Überzahl (4 gegen drei) brachte nicht einmal einen Torschuss für den BVB. Kein Wunder, dass Trainer Kovac an der Seitenlinie energisch Zeichen gab, anfeuerte und schimpfte.
1 Schuss – 1 Tor
Und wie das so ist, liegst du plötzlich hinten (24.). Die erste Chance nutzten die Gäste. Itakura hatte erkannt, dass in der Mitte viel Platz war, stürmte zwischen Groß und Nmecha hindurch und auch die drei Dortmunder Innenverteidiger ließen ihn passieren. Sein Doppelpassversuch mit Stöger übernahm Bensebaini, legte Ikatura den Ball in den Lauf und der Japaner stand allein vor Kobel und schob rechts unten ein.
So war das Spiel ein bisschen auf den Kopf gestellt (5 Euro ins Phrasenschwein!). Der BVB brauchte ein Weilchen, um sich von dem Schock zu erholen. Es wirkte so, als könnte die Mönchengladbacher das Spiel übernehmen.

Nach 35 Minuten musste Beier verletzt ausscheiden. Kovacs bracht Chukwuemeka und der wiederum brachte ordentlich Schwung, erkämpfte sich viele Bälle und wusste, es darf nur in eine Richtung gehen: nach vorn! Er leitete dann auch den Ausgleich ein, als er am Strafraum die Kugel erkämpfte, rechts hinaus auf Groß legte. Dessen flache Hereingabe versenkte Guirassy rechts unten fast von der gleichen Stelle, von der Adeyemi verbei geschossen hatte. 1:1 nach 41. Minuten.
5 geile Minuten
Nur knapp drei Minuten später ging es wieder über rechts. Diesmal schickte Groß Couto der wieder flach in den Strafraum gab. Adeyemi verpasste oder ließ durch und Nmecha verwandelte aus vollem Lauf aus 16 Metern diesmal links unten. So schnell hatte Dortmund das Spiel gedreht. Und legte sogar noch einmal nach.
In der Nachspielzeit der 1. Halbzeit vernaschte Chulwuemeka Ulrich auf der rechten Seite, bediente wieder Guirassy. Seinen Schuss konnte Torhüter Omlin diesmal aber so gerade noch mit einer Faust abwehren, den Abpraller setzte aber Svensson per Kopf zu seinem ersten Bundesligator in die Maschen. Das dritte Osterei im Nest und die Fans in Ektase. Hatte nach dem Führungstreffer noch die lautstarken Gästefans gejubelt, imitierte jetzt die Südtribüne die Gesänge der falschen Borussia.

Die zweite Halbzeit setzte sich dann nicht so fort. Manch einer hatte gehofft, das die Gladbacher jetzt die Hucke voll bekommen würden. Der BVB hatte ja scheinbar einen Lauf. Doch nachdem Adeyemi die erste Chance vergeben hatte verloren die Schwarzgelben ein bisschen den Faden. Immer wieder suchte man im Strafraum Guirassy anstatt es selbst zu machen. Da wurde so manche mögliche Chance frühzeitig abgegeben.
Der Keller greift ein
Dass es dann noch den Anschlusstreffer gab, tat der Spannung aber nicht dem Spiel gut. Ein Elfmeter musste es sein. Ein umstrittener obendrein. Tim Kleindienst spielte am Fünfmeterraum den sterben Schwan nach einer Miniberührung durch Nmecha. Kobel hatte den Ball längst, Kleindienst, der sich sowieso als rauer Geselle erwies, hatte eigentlich keine Chance an den Ball zu kommen. Das Spiel lief weiter, niemand beschwerte sich. Dann meldete sicher der Keller und es dauerte und dauerte. Die Gladbacher Fan riefen ihr „Scheiß-DFB“, um den dann doch ganz sexy zu finden als Schiri Seifert nach Guckengehen am Spielfeldrand auf Elfmeter entscheid.

Fünf Minuten nach der Miniberührung traf Stöger dann zum 3:2, jubelte provokant in Richtung Südtribüne, kassierte Geld und vergiftete die Atmosphäre. So litt dann auch das ganze Spiel. Keine Borussia fand mehr ihre Linie. So war es kein hochklassige Fußballspiel, sondern mehr ein Kampf- und Krampfspiel mit zahlreichen Unterbrechungen. Zudem fand das Spiel fast ausschließlich zwischen den Strafräumen und nur zu selten in den gefährlichen Räumen statt. Echte Torchanchen gab es hüben wie drüben nicht.
Nicht mehr viel los
Viele Aktionen waren so vorhersehbar, als habe der Passgeber zunächst eine Postkarte schicken wollen und jeder wusste, wo der Ball hinsollte. So waren die Verteidiger immer im Bilde und hielten den Ball und Stürmer weg vom eigenen Tor. Mit zahlreichen Wechseln auf beiden Seiten halfen auch die Trainer mit, das letzte bisschen Spielfluss zum erliegen zu bringen. Ja, es war spannend weil beider Mannschaften schon noch alles reinwarfen – aber spielerisch war da nix mehr.
Am Ende erlahmten vor allem bei der heimischen Borussia nach dem kräftezehrenden Dienstagsspiel die Kräfte. Anton und Bensebaini pumpten kräftig nutzten jede Gelegenheit, einen Moment Pause zu bekommen. Auch der einsetzende Regen weckte da keinen Geistesblitz mehr auf dem Platz und so trennte man sich ohne weitere Tore 3:2.
Geht noch was?
Damit hat der BVB sein Ziel erreicht und die drei Punkte eingefahren, die weiterhin alle Chancen für einen Platz im internationalen Geschäft offenhalten. Zwei Punkte bis zur Conference League (Mainz), drei Punkte bis zur Europa League (Freiburg) und vier Punkte bis zur Champions League (Leipzig). Mainz spielt nächste Woche in München, Freiburg muss in Wolfsburg ran und Leipzig muss nach Frankfurt. Na, was ist da möglich? Immerhin muss der BVB nach Hoffenheim, wo die Bilanz auch nicht berauschend ist. Aber das sehen wir dann in einer Woche.
Text: Andreas Römer, Fotos: David Inderlied, Kirchner Media