Seit vergangenen Sonntag ist Niko Kovac neuer BVB-Cheftrainer und tritt damit die Nachfolge von Nuri Sahin an. Der 53-Jährige übernimmt ein Team, das unter Interimscoach Mike Tullberg wettbewerbsübergreifend sieben Punkte aus drei Spielen einfuhr. Viele Fans und Experten sehen in Kovac eine Fehlbesetzung, aber ist er das auch?

Von Falk-Stéphane Dezort

Dass der Name Niko Kovac im Fanlager der Schwarzgelben nicht für euphorische Jubelstürme sorgt, ist verständlich – abgesehen von seinem Engagement in Frankfurt (mit der Eintracht wurde er Pokalsieger) hat der 53-Jährige noch den Double-Sieg mit dem FC Bayern und Anstellungen in Monaco oder beim VfL Wolfsburg in der Vita stehen. Vor allem Letzterer Job zwischen Juli 2022 und März 2024 und ein Punkteschnitt von 1,30 hat dem Ansehen des akribischen Arbeiters geschadet. Doch es geht eindeutig zu weit, die Neubesetzung als „absoluten Fehler“ oder „damit steigen wir ab“ zu beschreiben. Lasst den Mann erstmal machen!

Vielleicht ist genau diese ruhige, detailverliebte und disziplinierte Art Mensch, das, was das Team, der BVB und das Umfeld im Ganzen jetzt dringend benötigt. Nach dem emotionalen Turbo von Interimstrainer Mike Tullberg nach dem (schmeichelhaften) 1:2-Sieg in Heidenheim, wirkt Kovac wie eine 180-Grad-Wende. Doch auch damit kann man das Haifischbecken Borussia Dortmund beruhigen und die Massen hinter sich bekommen.

Niko Kovac (links) feiert am Samstag gegen Stuttgart sein Debüt als BVB-Trainer. Foto: Kirchner-Media/TH

Gleich in seinem ersten Spiel als BVB-Cheftrainer bekommt es Kovac im Westfalenstadion an diesem Samstag ab 15.30 Uhr mit dem VfB Stuttgart zu tun. Und gegen die Schwaben gibt es aus westfälischer Sicht einige Rechnungen zu begleichen. Seit fünf Pflichtspielen wartet die Borussia gegen die Stuttgarter auf einen Sieg. Vor allem die jüngsten Auftritte – das 1:5 in der Hinrunde oder die drei Niederlagen in Liga in Pokal in der Vorsaison, als der BVB vor allem bei Spielen in Baden-Württemberg absolut chancenlos war – sorgten dafür, dass das Duell, das die Dortmunder zuvor reihenweise gewannen, nicht mehr zu einem Festtag wurde. Stuttgart ist momentan ein Schwarzgelber Angstgegner – wie so viele in der Liga.

VfB: Der richtige Gegner zur richtigen Zeit?

Doch die Gäste kommen mit einer kleinen spielerischen Delle in den Pott. Nach drei Niederlagen in Serie in Liga und Champions League, mogelte man sich minimalistisch unter der Woche mit einem 1:0 gegen Augsburg ins Pokal-Halbfinale. Für das Debüt von Kovac könnte der VfB also genau der richtige Gegner sein: Die Schwaben wollen mitspielen, parken den Bus nicht vor dem eigenen Tor. Das könnte Räume für Konter eröffnen – und sattelfest sind die Stuttgarter in der Defensive momentan nicht wirklich (acht Gegentore in den vergangenen vier Spielen).

Spätestens am Samstagnachmittag um 17.25 Uhr wird man wissen, ob Kovac für den zweiten Sieg des BVB in Folge sorgt und einen erfolgreichen Einstand feiert. Und falls nicht: Werft nicht alles über den Haufen, sondern „trust the process“. Vielleicht klappt es dieses Mal besser.