aus der WWK-Arena berichten Falk-Stéphane Dezort und David Inderlied

3:0-Auswärtssieg. Der BVB erledigt seine Hausaufgaben und gewinnt am Ende gegen dezimierte Augsburger verdient und krallt sich damit einen Spieltag vor Schluss die Tabellenführung. „Wir sind jetzt in der Pole-Position und müssen unseren Job erledigen“, blickte BVB-Keeper Gregor Kobel nur einige Minuten nach Abpfiff schon auf das Saisonfinale im Westfalenstadion gegen Mainz.

Samstagabend 20.30 Uhr war klar: Die Borussia kann – dank des 1:3 der Bayern gegen Leipzig – mit einem Sieg in Augsburg an die Tabellenspitze klettern und am letzten Spieltag gegen Mainz vor eigenem Publikum die erste Meisterschaft seit der Doublesaison 2012 unter Dach und Fach bringen. Entsprechend vorfreudig bis hibbelig nervös machten sich die tausenden Anhänger der Schwarz-Gelben am Sonntag in Richtung bayrisch-schwaben – nur unweit entfernt vom Dauerrivalen aus München.


Eine Schocknachricht für den BVB gab es bereits vorab: Mittelfeld-Juwel Jude Bellingham kann verletzt nicht mitwirken, Raphael Guerreiro sollte seine Position im ansonsten unveränderten Aufgebot von Edin Terzic übernehmen.

Der BVB begann druckvoll, zeigte direkt, was das einzige Ziel sein durfte: mit drei Punkten und der Tabellenführung die Heimreise ins Ruhrgebiet antreten. Die beste Chance in der Anfangsphase hatte Sebastien Haller. Emre Can schickte mit einem gewitzten Pass den schnellen Donyell Mal auf die Reise, der wiederum sah Haller im Rückraum. Sein Schuss jedoch wurde geblockt.

Aber auch die Hausherren wussten um die Bedeutung des Spiels. Stuttgarts 4:1-Auswärtssieg in Mainz war für die Fuggerstädter im Abstiegskampf alles andere als eine gute Nachricht. Nach 18 Minuten schickte sich der FCA an per Konter gefährlich zu werden, jedoch verpasste Dion Belia vor BVB-Keeper Gregor Kobel nur knapp.

Fortan spielte vorwiegend der BVB, fand regelmäßig die Lücken im bis dato recht solide wirkenden Abwehrbollwerk des FCA. Doch Julian Brandt (28. & 33.) oder Karim Adeyemi scheiterten am starken Tomas Koubek beziehungsweise hatten noch ein Abwehrbein dazwischen.

Aufregung auf beiden Seiten gab es nochmals kurz vor der Pause als Schiedsrichter Tobias Welz nach einem Foul an Malen von Felix Uduokhai die rote Karte zückte (Notbremse). Der anschließende Guerreiro-Freistoß landete am Aluminium. Und in der Nachspielzeit war auf einmal Ermedin Demirovic völlig allein gelassen vor Kobel aufgetaucht. Doch der BVB-Schlussmann parierte, kurz nach schnellte auch die Abseitsfahne in die Höhe.

Kampf, Leidenschaft und Wille passten im ersten Durchgang. Lediglich das Tor fehlte.
Pause. Durchatmen.

Der BVB kam als erster aus der Kabine. Klarer waren jedoch die Gastgeber. Augsburg startete gut und brachte die Dortmunder-Defensiv zu Beginn des Durchgangs ordentlich ins Schwitzen – brenzlig wurde es glücklicherweise nicht. Das Tor fiel auf der anderen Seite. Haller nutzt einen Stockfehler vom eingewechselten Maximilian Bauer und vollendet zur Führung. Der gelbe Block bebte.

Nur um kurz darauf wieder zu bangen. Augsburgs Coach mit BVB Vergangenheit, Enrico Maaßen brachte umgehend mit Mergim Berisha und Irvin Cardona frische Kräfte für die Offensive. Letzterer scheiterte nur Sekunden nach seiner Einwechslung am starken Schweizer Kobel (62.). Fortan entwickelte sich eine westfälische Zitterpartie – Augsburg wurde zunehmend stärker und bekam mehr Spielanteile. Gefährlich wurde der BVB vorerst nicht mehr: Bis zur 84. Minute als erneute Haller traf. Reus‘ Schuss konnte Koubek noch halten, beim Nachschuss des Ivorers war er machtlos. Ebenso beim Abschluss von Brandt, der in der Nachspielzeit mit dem 3:0 aus Sicht des BVB endgültig den Deckel auf die Partie machte.

Der Jubel bei den rund 8000 mitgereisten Borussen kannte keine Grenzen mehr, und auch die Mannschaft feierte „den immens wichtigen Sieg“, wie Kobel später am Kirsche-Mikrofon erklärte. „Natürlich feiern wir heute – das ist auch richtig so. Aber es ist noch ein Spiel zu spielen“, warnte er. Jetzt gelte es, die Tabellenführung auch über die Ziellinie zu bringen. „Wir sind nun in der Pole-Position. Es wird eine spannende Woche“, prophezeite der BVB-Schlussmann. „Wir müssen jetzt unseren Job erledigen.“

Freudestrahlend in der Mixed-Zone war auch Aki Watzke. „Es ist ein schönes Gefühl heute zu gewinnen, wenn man weiß, wie schwer es ist in Augsburg zu spielen. Sie haben sich mit zehn Mann noch reingeschmissen.“ Watzke haderte ein wenig mit der Chancenverwertung im ersten Abschnitt, nachdem man durchaus hätte mit einer komfortablen Führung in die Pause hätte gehen können. „Aber wir haben es dann gut runtergespielt und freuen uns nun aufs Finale. 81000 Zuschauer, die sicherlich entsprechend aus dem Häuschen sein dürften. Das haben wir uns hart erarbeitet.“

Aufstellungen:

FC Augsburg: Tomas Koubek, Mads Pedersen, (46. David Colina) Jeffrey Gouweleeuw, Dion Beljo (62. Mergim Berisha), Renato Veiga, Ermedin Demirovic (85. Arne Maier), Elvis Rexhbecaj (62. Irvin Cardona), Felix Udoukhai, Arne Engels, Niklas Dorsch, Kelvin Yeboah (40. Maximilian Bauer)

Borussia Dortmund: Gregor Kobel, Sebastien Haller, Raphael Guerreiro (80. Marco Reus), Mats Hummels (90.+1 Nico Schlotterbeck), Marius Wolf, Julian Brandt, Donyell Malen (90.+2 Giovannis Reyna), Emre Can, Niklas Süle, Julian Ryerson, Karim Adeyemi (72. Salih Özcan)

SR: Tobias Welz

Besondere Vorkomnisse:

Rot für Uduokhai (38.)

WWK-Arena

Zuschauer: 30660