Tolles Wetter, voll Hütte, attraktiver Gegner – der Meisterschaftsauftakt von Borussia Dortmund verspricht der erste Feiertag der Saison zu werden. Gegen Eintracht Frankfurt sollen in jedem Fall drei Punkte her.
Es wird Tore geben. Zumindest legt das die Statistik nahe und im Gegensatz zu manch einem Politiker können wir diese Statistik sogar benennen. In 102 Bundesligaspielen gegeneinander trennten sich der BVB und die Eintracht gerade zweimal ohne Tore mit einem 0:0. Und das liegt beide Male schon ein ganzes Weilchen zurück. 1990 in Dortmund und 1987 in Frankfurt blieben beide Sturmreihen jeweils erfolglos. Insofern dürfte es krachen im Westfalenstadion.
Die Bilanz der Schwarzgelben gegen die Adlerträger ist durchaus positiv. Insgesamt haben beide Teams bereits in der Liga sowie fünf Pokalpartien die Klingen gekreuzt und die Dortmunder haben 53 Siege bei 33 Niederlagen auf dem Konto. Allein in den letzten 16 Spielen gab es für die Eintracht fast nichts zu holen: 2 Siegen und 4 Unentschieden stehen 10 BVB-Siege gegenüber.
Mit der Eintracht kommt also durchaus ein gern gesehener Gast ins Westfalenstadion. Ganz nebenbei bringt man auch immer einen ordentlichen Schwung Fans mit, die es durchaus verstehen für Stimmung zu sorgen. Das wird also eine Herausforderung für die Südtribüne und die anderen Dortmund-Anhänger, da gegenzuhalten.
Es gibt Wichtigeres als das erste Spiel als Trainer auf der BVB-Bank
Neu-BVB-Trainer Nuri Sahin hat allerdings am Samstag zunächst einen wesentlich wichtigeren Termin, wie er selbst auf der Pressekonferenz verriet: „Meine Tochter hat Geburtstag und das ist das Wichtigste an diesem Tag“, so Sahin. Aber er verspricht, dass er und seine Jungs um 18:30 Uhr bereit sein werden. Anders vermutlich als bei der wohl eher peinlichen 0:4-Niederlage im „Geheim-Testspiel“ gegen Drittligisten Verl. Sahin ärgert sich sehr darüber, nahm es allerdings auch mit einem Stückchen Humor: „Ich hab mein erstes Spiel in Brackel 2007 gemacht und habe seitdem dort kein gutes Spiel gesehen“, hakte er den „Unfall“ schnell ab.
Mit Eintracht Frankfurt erwartet der Trainer eine gute Mannschaft, die sehr variabel spiele und viele gute Spieler in ihren Reihen habe. Das eigene Team sei aber ebenfalls gut und man habe in den letzten Wochen gut gearbeitet. „Die Jungs machen einen guten Eindruck und ich freue mich, eine selbstkritische Mannschaft zu haben, die selbst die Fehler erkennt und daran arbeitet, diese abzustellen“, erklärte der Übungsleiter. Er sei auch sehr zufrieden mit dem vorhandenen Kader, das Team im Verein habe super gearbeitet und die Mannschaft gut zusammengestellt.
Weitere Abgänge werden erwartet
Sahin rechnet noch mit Abgängen, bis das Transferfenster in einer Woche schließen wird. Dabei machte er seine Haltung auch jungen Spielern gegenüber deutlich: „Ich kann hier niemandem etwas schenken, jeder muss sich hier mit den anderen messen.“ Borussia Dortmund sei zu groß, als dass man einfach Zusagen an einzelne Spieler hinsichtlich Spielzeit machen könne.
Keine Spielzeit wird erwartungsgemäß Serhou Guirassy bekommen, der noch immer verletzt ist. Ansonsten kann Sahin aus dem Vollen schöpfen. Und auch wenn er sich nicht entlocken ließ, ob es eine Dreier- oder Viererkette in der Abwehr geben wird, so räumte er zumindest ein, dass Maximilian Beier durchaus Chancen auf die Anfangsformation haben könnte. Allerdings gebe es ja noch zwei Trainingseinheiten und erst danach würde sich das Bild der Mannschaft endgültig ergeben.
Bei der Eintracht steht trotz Qualifikation für die Europa League Dino Toppmöller bereits unter Beobachtung, wird von manchem als Wackelkandidat gesehen. Er selbst zeigt sich ebenfalls unzufrieden mit dem Abschneiden in der letzten Saison. Man wolle jetzt in jedem Fall mehr Tore schießen, attraktiver nach vorn spielen. Seine Eintracht sieht er in Dortmund aber auch nur als Außenseiter, „was nicht heißt, dass wir da nichts mitnehmen können“, so Toppmöller. Der dann den heimischen Fans aus der Seele sprach: „ Es ist immer geil, am Samstagabend in Dortmund zu spielen“.
Die Eintracht-Fans selbst wissen noch nicht so recht, was sie erwarten sollen. Im Eintracht-Forum gibt Semper FI eher den Pessimisten: „Objektiv gesehen, wäre alles außer einer Niederlage gegen den BVB eine Überraschung.“ Dem gegenüber hält J.J. Dortmund für „schlagbar die wissen doch selbst nicht wo sie jetzt zu Beginn der Saison stehen.“
Protest gegen Rheinmetall und Zwayer
Dagegen entrüsten sich die schwarzgelben Fans gleich über zwei Sachen: Zunächst werden die Fans eindeutig gegen den Sponsoring-Deal mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall Stellung beziehen und ihren Protest deutlich machen. Zudem glaubte man Schiedsrichter Felix Zwayer nie mehr im Westfalenstadion sehen zu müssen, nach dem 2:3 gegen die Bayern im Dezember 21. Er hatte sich gemeinsam mit dem VAR den Zorn der heimischen Fans zugezogen und selbst von weiteren Spielen mit BVB-Beteiligung Abstand genommen. Nun ist er wieder da!
Das sollte aber niemanden abhalten, den BVB kräftig anzufeuern und so seinen Teil dazu beizutragen, dass die ersten drei Punkte der Saison in Dortmund bleiben.
Andreas Römer (Text), Fotos: Kirchner Media