Brandt, Reus, Moukoko: Dieser Dreiklang ließ am Samstagabend das Darmstädter Böllenfalltor verstummen. Der BVB zeigte beim Ligaschlusslicht eine solide Leistung und bleibt wie schon seit 2005 im ersten Spiel des Jahres ungeschlagen. Und mit dem Dreier schließt der BVB wieder an Platz vier auf und liegt nur noch drei Zähler hinter RB, das sein Spiel gegen Frankfurt 0:1 verlor.

Aus dem Böllenfalltor
berichtet Falk-Stéphane Dezort

Mit Jadon Sancho und Ian Maatsen vermeldete der BVB unter der Woche gleich zwei Neuzugänge auf Leihbasis bis Sommer von der Insel. Während Rückkehrer Sancho zunächst auf der Bank Platz nahm, begann Maatsen auf der linken Abwehrseite. Ansonsten setzte Trainer Edin Terzic beim Liga-Schlusslich auf das bewährte Personal.

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Am vergangenen Montag starb Franz Beckenbauer – auch in Darmstadt gab es eine Schweigeminute. Foto: Falk-Stéphane Dezort

Bevor es jedoch losging, wurde es bedächtig ruhig am „Bölle“. Wie auch in den anderen Stadien, erhob sich das Publikum in Gedenken an Kaiser Franz Beckenbauer, der am vergangenen Montag starb. Und im BVB-Block brannten anschließend die Bengalos – Fan Marcel hatte kürzlich den Kampf gegen den Krebs verloren, auch ihm wurde gedacht.

Konter bringt die Führung

Aber in Südhessen rollte auch der Ball – wenngleich aus Dortmunder Sicht zunächst vermehrt in die falsche Richtung. Die Hausherren kamen besser in die Partie und versuchten die Westfalen schon früh in deren Hälfte unter Druck zu setzen. Dies gelang auch das ein oder andere Mal ganz gut, der BVB verlor im Aufbauspiel oftmals die Kugel. „In der Anfangsphase hatten wir wenig Ballkontrolle“, monierte Sportdirektor Sebastian Kehl nach der Partie. „Aber wir wurden immer besser und sind auch verdient in Führung gegangen.“

Die Gäste erstrahlte im Gedenken an Fan Marcel im Pyroglanz. Foto: Falk-Stéphane Dezort

Erst nach 20 Minuten mit 60 Prozent Ballbesitz für den Tabellen-18. der Liga meldete sich auch die Borussia im Spiel an. Eine Flanke von der linken Seite fand mit Julian Brandt im Zentrum den richtigen Abnehmer – doch Lilien-Keeper Marcel Schuhen hatte etwas gegen die Gästeführung.

Doch vier Minuten später war er geschlagen. Ein aussichtsreicher Freistoß flog den Lilien regelrecht um die Ohren. Jamie Bynoe-Gittens kam nach der Kopfballabwehr von Niclas Füllkrug an den Ball, ließ auf der rechten Außenbahn gleich zwei Darmstädter aussteigen und bediente mit einem Steckpass Brandt mustergültig. Dieser schob an Schuhen vorbei – 0:1.

Sancho, Reus, Tor!

Die Gastgeber wirkten geschockt, von einem bis dato mutigen Auftritt war nichts mehr zu sehen. Erst in der 39. Minute klopften die Lilien mal wieder an, der Abschluss von Luca Pfeiffer fliegt weit übers Tor. Stärker wurde hingegen der BVB, der noch vor der Pause hätte auf 2:0, wenn nicht sogar 3:0 hätte stellen müssen. Allerdings brachten Donyell Malen, Füllkrug und Brandt (42., 43., 44.) die Kugel nicht im Netz unter. So ging es mit einer knappen Führung in die Kabinen.

Brandt, Reus und Moukoko treffen für den BVB beim Gastspiel am Böllenfalltor. Foto: Falk-Stéphane Dezort

Nach der Pause bot sich den 17810 Zuschauern das gleiche Bild. Highlight in der Anfangsphase war allerdings der Doppelwechsel von Sancho und Marco Reus, die für Bynoe-Gittens und Brandt in die Partie kamen. Und das Duo stellte die Weichen auf Sieg: In einer Phase, in der die Lilien immer offensiver wurden und in Person von Pfeiffer eine hunderprozentige Chance zum Ausgleich ausließen (64.), drückte Reus ein Sancho-Zuspiel gefühlvoll über die Linie und ließ das Böllenfalltor verstummen (77.).

„Diese Impulse erhoffen wir uns“

„Das ist eine tolle Geschichte“, freute sich Kehl. „Jadon ist Jadon. Er hat sich wahnsinnig gefreut, dass er heute mal wieder auf dem Platz stehen durfte – er hat jede Aktion genossen.“ Doch Lob vom Sportdirektor bekam nicht nur der Rückkehrer, sondern auch die niederländische Chelsea-Leihgabe Maatsen. „Er hat mir sehr gut gefallen – er hatte viel Ruhe am Ball und sich immer wieder angeboten. Er war überhaupt nicht nervös – genau solche Impulse erhoffen wir uns von ihm. Es war die richtige Entscheidung, ihn von Beginn an spielen zu lassen.“

BVB-Coach Edin Terzic ist mit dem Auftritt seiner Mannschaft in Darmstadt zufrieden. Foto: Kirchner-Media

Mit dem Reus-Treffer war die Partie beim Tabellenletzten entschieden. Der eingewechselte Yousouffa Moukoko sorgte in der Nachspielzeit mit einer sehenswerten Einzelaktion zum 3:0-Endstand. Nach Kehls Geschmack hätte die Partie aber deutlicher ausfallen dürfen. „Wir müssen manche Situationen besser ausspielen. Wir hätten hier vier, fünf Tore machen können.“ Nichtsdestotrotz sei es wichtig, mit einem Sieg ins neue Jahr zu starten. „Wir benötigen Siege, um in Schwung zu kommen und unsere Ziele zu erreichen.“

„Es war ein extrem wichtiger Sieg für uns“, meinte indes auch Terzic. „Der Schlüssel war, dass wir wenig zugelassen haben. Wir haben uns tolle Tore herausgespielt und können zufrieden sein.“ Allerdings sei der Dreier in Darmstadt nur „ein erster Schritt – nicht mehr, nicht weniger.“ Man habe vieles gesehen, an das man in den nächsten Spielen anknüpfen will. Und gegen die beiden Kellerkinder Köln und Bochum muss auch in den kommenden beiden Spielen die volle Punktzahl her.