Nach dem torlosen Remis gegen den FC Barcelona in der Champions League, kommt der BVB auch in der Bundesliga nicht über ein Unentschieden hinaus. Bei Eintracht Frankfurt verspielen die Borussen gleich zwei Mal leichtfertig eine Führung. Am Ende heißt es 2:2 (1:1). „So spielt keine Spitzenmannschaft“, wetterte nach Abpfiff BVB-Sportdirektor Michael Zorc.

Während der BVB personell wie im System 4-2-3-1 unverändert auf die Mission drei Punkte ging, änderte Eintracht-Coach Adi Hütter im Vergleich zum 0:3 gegen Arsenal am Donnerstag gleich auf vier Positionen. David Abraham, Daichi Kamada, Bas Dost und Danny da Costa machten Platz für Gelson Fernandes, Almamy Touré, Erik Durm und Goncalo Paciencia. Die SGE erwischte auch zugleich den schwungvolleren Start in die Partie und versuchte zunächst den BVB laufen zu lassen.

Erst nach etwas zehn Minuten kamen die Westfalen besser in die Partie und sicherten sich immer mehr Spielanteile. Ein erstes Mal gefährlich wurde es in der elften Spielminute. Jadon Sancho setzte auf der rechten Seite Achraf Hakimi gekonnt in Szene. Der Marokkaner legte den Ball in den Rücken der Abwehr und bediente dort Sancho. Sein Schuss konnte noch abgewehrt werden. Doch über Umwegen landete der Ball bei Thorgan Hazard. Sein Zuspiel auf Axel Witsel war punktgenau, sodass der Belgier keine Probleme hatte, die Kugel ins Netz zu legen – 0:1.

Dortmunder Jubeltraube nach dem 1:0 durch Axel Witsel.

Dominant, aber ohne Ertrag

Von der Führung getragen wurde der BVB in dieser Phase des Spiels immer besser, hatte mehr Ballbesitz und wirkte dominant. Wenn für die Borussia etwas ging, dann zumeist über die rechte Angriffsseite. Paco Alcacer von dem bis dorthin wenig zu sehen war, schickte Hazard auf die Reise. Seine Flanke landete bei Hakimi. Bei dessen Abschluss in der 29. Spielminute war dann SGE-Schlussmann Kevin Trapp zur Stelle. Der BVB verpasste es aber auch weiterhin, aus seiner Überlegenheit Kapital zu schlagen und lud nun die Eintracht allmählich wieder zum Mitspielen ein. „Nach dem 1:0 war die Eintracht am Boden, deutlich angenockt“, sagte Zorc. „Wir haben nicht fokussiert auf das nächste Tor gespielt.“ Für Zorc habe man vor allem zwischen der elften und 45. Minute das Spiel leichtfertig aus der Hand gegeben. „So spielt keine Spitzenmannschaft.“

Ein guter Angriff reichte dann aus, um noch vor der Pause den Ausgleich zu markieren. Über die rechte Angriffsseite kam Djibril Sow – weil Manuel Akanji das Abseits aufhob – in den Strafraum und bediente Silva im Rücken der Abwehr mustergültig – 1:1. Halbzeit.

Schenkten sich nichts: Thorgan Hazard und Goncalo Paciencia.

Reus verpasst die Entscheidung

Beide Teams kamen unverändert aus der Pause und legten los wie die Feuerwehr. Erst blockte ein BVB-Verteidiger einen Schuss im Fünfmeterraum – im direkten Gegenzug verpasste Sancho im 1-gegen-1 mit Kevin Trapp die erneute Führung (47.). Es schien, als hätten sich beide Teams für den zweiten Durchgang etwas vorgenommen zu haben. „Die Eintracht war nun wach. Es war ein offener Schlagabtausch. Wir hatten die klareren Chancen“, analysierte Zorc. „Wir haben manchmal gut gespielt. Aber manchmal auch den letzte und vorletzten Pass nicht gut gemacht“, bedauerte BVB-Trainer Lucien Favre. „Wir sind sehr enttäucht.“

Es war ein munteres Hin und Her. Doch die gefährlichen Möglichkeiten blieben zunächst aus. Abschlüsse von Alcacer (54.) auf Dortmunder oder Silva auf Eintracht-Seite landeten weit neben dem Tor. Allerdings wurden die Westfalen nun wieder stärker. Gleich vier Borussen fliegen bei einer scharfen Hereingabe von der linken Seite am Ball im Zentrum vorbei (64.). Besser lief es zwei Minuten später. Einen satten Freistoß konnte Trapp nur nach vorne abwehren. Der Ball landete bei Witsel, der uneigennützig Sancho bediente – 1:2.

Aufgrund des zweiten Rückstands musste Adi Hütter reagieren und brachte den quirligen Japaner Kamada für Dominik Kohr. Eintracht Frankfurt probierte nun alles, um noch den Ausgleich zu erzielen. Dies eröffnete aber der Borussia auch entsprechend Räume. Die gefährlichen Konter der Gäste häuften sich. Hazards Abschluss auf Sancho Zuspiel verpasste das Ziel nur knapp (70.). BVB-Kapitän Marco Reus hätte alles klar machen können. Freistehend kam er im Sechzehner an den Ball, doch sein Abschluss war zu harmlos (79.). „Es war von uns nicht optimal, um einen Sieg zu erreichen“, so Favre.

Defensiv offenbarte der BVB in der Schlussphase abermals Lücken.

Wieder kein Sieg in Frankfurt

Für Sancho war der Arbeitstag dann auch beendet. Julian Brandt kam. Wenig später durfte auch Mario Götze auf den Rasen. Er ersetzte den an diesem Abend blassen Alcacer und kam zu seinem erst zweiten Saisoneinsatz (76.). Zuvor war schon Mats Hummels mit einer Rückenverletzung ausgewechselt worden. Dan Axel-Zagadou war ein Schwachpunkt im restlichen Spiel. Bei Frankfurt kam hingegen Bas Dost für Paciencia ins Spiel. Die nächste dicke Möglichkeit hatte aber Torschütze Silva. Mit dem Fuß hatte es kurz vor der Pause funktioniert. Sein Kopfball landete nur am Außennetz (81.).

Es spielte jetzt nur noch die SGE. Der BVB kam nicht mehr aus der eigenen Hälfte. Und mal wieder wollte in Frankfurt eine Führung nicht zum Sieg reichen. Der eingewechselte Kamada vollendete einen Schwarz-Weiß-Roten-Sturmlauf zum 2:2 – Thomas Delaney fälschte die Kugel ins Netz ab. Das Waldstadion wurde zu einem Tollhaus. Borussia offenbarte einmal mehr defensive Schwächen und muss weiter auf einen Dreier in der Mainmetropole warten. Den letzten Sieg gab es hier am 1. September 2013. Henrikh Mkhtaryan traf damals beim 2:1 doppelt.

„Das Remis fühlt sich wie ein Sieg an. Wenn man bis zum Schluss fightet, sieht man, was möglich ist“, freute sich Eintracht-Coach Adi Hütter. Auch beim Ex-Dortmunder Erik Durm war die Freude über den Punkt ins Gesicht geschrieben. „Wir sind gegen ein Spitzenteam zwei Mal zurückgekommen. Das war super.“ Er habe sich gefreut, seine alten Kollegen mal wiedergesehen zu haben und drücke dem BVB die Daumen. „Solange sie nicht gegen uns spielen, können sie alles gewinnen.“ Die nächste Chance hat der BVB am Samstag im Heimspiel gegen Werder Bremen.

Text: Falk-Stéphane Dezort; Fotos: Kirchner Media