Im letzten Teil unseres Rückblicks reden wir kurz über die anstehende Club-WM und schauen, welche Veränderungen die Mannschaft braucht.

Jetzt startet die Club-WM, davor noch die Nations League – für Nationalspieler kaum Zeit sich zu erholen. Muss das sein? Was haltet ihr von der Club-WM besonders im Hinblick auf die Saisonvorbereitung?

Andreas Römer: Fußball oder besser Profifußball ist ein Wunder der Geldvermehrung geworden. Nations League, mehr Spiele in der Champions League, jetzt noch die Club-WM und die “richtige” Weltmeisterschaft wird demnächst drei Monate dauern, weil man möglichst allen Ländern eine Teilnahme ermöglichen will. Wir doofen Zuschauer zahlen und zahlen und zahlen. Es wundert einen ja schon, dass für die Club-WM nicht noch die Rechte an Paramount oder Disney verkauft wurden, um noch mehr Einnahmen zu generieren. 

Mir soll kein Verein mehr etwas vorjammern, weil sie so viele Spiele machen müssen, weil sie so viele Spieler für die lange Saison brauchen oder weil sich schon wieder einer verletzt hat. Sie verdienen alle unanständig viel Geld – das müssen auch sie sich erarbeiten – auch wenn das mit anderen Leute Arbeit nicht viel zu tun hat.  Alle Vereine, alle Verbände sind immer dabei, wenn es darum geht, die Geldmaschine zu melken und noch mehr für sich aus dem Zuschauer rauszuholen. 

Ich kenne immer mehr Leute, die sich das nicht mehr leisten wollen und wieder die gute alte Sportschau mit ihren Zusammenfassungen anschauen oder einfach zum Spiel vor Ort vielleicht Landesliga oder Regionalliga gucken gehen. Irgendwann platzt hoffentlich die Geldvermehrungmaschine.

Falk-Stéphane Dezort: Eigentlich darf man als Borusse jetzt nicht meckern. Die Klub-WM hätte dafür gesorgt, dass ein verpassen der CL-Qualifikation finanziell nicht so schwer ausgefallen wäre, wie sonst.

Ich sehe das Turnier zweigeteilt. Ich freue mich auf Spiele gegen Teams, gegen die man sonst nicht spielt. Aber die Belastung ist natürlich brutal, lange Saison, dann noch Länderspiele und Klub-WM.

Ich hoffe, dass sie am Ende nicht wieder als Ausrede herhalten wird, wenn der BVB den Saisonstart mal wieder versemmelt.

Oliver Römer: Entweder sagt man, das müssen Profis abkönnen. Dafür bekommen sie kein unwesentliches Salär. Die anschließenden vermeintlichen Verletzungen werden es zeigen. Oder man sagt, die Vermarktung wird immer verrückter, das mach ich als Spieler und auch als Fan nicht mehr mit. Wäre die ganze Sache wenigstens irgendwo im nahen Ausland, würde man es vielleicht noch tolerieren. So können nur die gut betuchten sich diese Spiele vor Ort anschauen. Die Verkaufszahlen, die sich gerade nicht überschlagen, erzählen ihr Übriges. Was es für die Vorbereitung bedeutet, werden wir erst nach ein paar Spieltagen der neuen Saison sehen. Bedeutet auch, je weiter man im Turnier kommt, desto weniger Regeneration bleibt. 

Unstrittig ist auf jeden Fall, ob FiFA oder UEFA, der Weg des goldenen Talers wird immer weiter ausgereizt.

Der kleine Bellingham könnte nächste Saison in Dortmund spielen. Wo denkt ihr, braucht die Mannschaft unbedingt Verstärkung? Wer dürfte gehen?

Andreas: Ein Name macht noch keinen Star. Aber wenn Jobe Bellingham ähnlich gut wie sein Bruder ist, her damit. Aber mit gemunkelten 20 bis 30 Millionen ist das wahrlich kein Schnäppchen mehr. Die Frage nach Verstärkung ist vielleicht sowieso ein bisschen früh. Zunächst muss man sicher schauen, wer eventuell weg will. Was ist mit Guirassy, der angeblich Begehrlichkeiten geweckt hat und woanders womöglich noch mehr verdienen könnte? Geht er oder nicht? Gittens werden ebenfalls Abwanderungsgedanken nachgesagt.  Was ist mit Brandt, Can, Reyna, Süle oder Groß, die nächstes Jahr alle ohne Ablösen gehen könnten, da der Vertrag ausläuft? Coutos Vertrag läuft jetzt schon aus. Das ist eine dicke Baustelle, die Kehl, hoffentlich gemeinsam mit Kovac, angehen und lösen muss.

Verletzungssorgen waren auch ein auffälliger Faktor in der abgelaufenen Saison. Viele Spieler fielen aus und das System hat das nicht immer verkraftet. Es lassen sich eben nicht alle durch einen Klon ersetzen und die Mannschaft kann nicht jeden Ausfall gleich gut verkraften, was aber keine Ausrede sein sollte.

Schon da: Jobe Bellingham

Grundsätzlich müssen auch Einnahmen her, wenn Spieler, die zum BVB kommen immer gleich doppelt so viel kosten, als wenn sie nach Hoffenheim wechseln wollen. Aber wer außer Guirassy oder Gittens hat denn überhaupt Interesse bei anderen geweckt? Ich sehe da nicht viele, für die es auf dem Markt tatsächlich viel Geld geben könnte. 

Vielleicht gibt die Club-WM ja noch einen Einblick, wie sich Kovac die Zukunft vorstellt. Es kann ja sein, dass sich dann der eine oder andere Spieler lieber selbst etwas Neues sucht.

Falk-Stéphane: Bellingham 2.0 fände ich schon irgendwie nice. Aber man darf nicht den Fehler machen und erwarten, dass er genauso einschlägt wie sein Bruder. Abwarten.

Der BVB hat durchaus seine Baustellen. Gerade die qualitative Kaderbreite auf manchen Positionen ist gering. Im Sturm fehlt neben Guirassy, bei dem ich nicht weiß, ob er noch beim BVB bleibt, ein wahrer Knipser. Beier ist ein guter Spieler, aber keiner, der so konsequent liefert, wie Guirassy.

Eine abermalige Sancho Rückkehr wäre schön. Er weiß, was er am BVB hat, der BVB umgekehrt, was man an ihm hat.

Es braucht auch noch bessere Außenverteidiger. Svensson hat seine Sache gut gemacht, Ryerson ist ein Kämpfer. Couto hingegen war oft ein Unsicherheitsfaktor, der kann durchaus weg.

Angesichts dessen, dass Schlotterbeck wegen seines Knie noch bis Herbst/Winter ausfällt, braucht es auch in der Innenverteidigung frisches Personal, das Süle, Anton und Can unter Druck setzt.

Im Mittelfeld ist für Brandt die Zeit gekommen, tschüss zu sagen. Gittens könnte es auf die Insel ziehen. Mal sehen, wie das Kehl, Kovac und Co. kompensieren wollen.

Oliver: Bis jetzt noch ungelegte Eier. Spieler kommen, Spieler gehen. Auch ein Bellingham #2 wird, wenn er kommt, irgendwann auch wieder gehen. All diese Diskussionen und Spekulationen wer kommen und wer gehen könnte, nervt mich nur noch, da sie hauptsächlich entweder aus der Beraterebene stammen um seinen Klienten am Markt zu platzieren, oder von irgendwelchen Neunmalschlauen die ja “was gehört haben”. Die wahren Gedanken müssen sich Kehl, Ricken und Kovac machen. Der Markt wird sondiert, finanzielle Möglichkeiten verändern sich täglich abhängig von der Abgangsebene. Klar würde man einen Cherki gerne in schwarzgelb sehen, gerade auch nach seinem Auftritt bei der Niederlage der Franzosen gegen Spanien. Wichtig ist am Ende das es eine motivierte und homogene “Mannschaft” ergibt.

BVB-Präsident Dr. Reinhold Lunow (l.) und Geschäftsführer Hans Joachim Watzke

Im Verein rumort es, weil Aki Watzke Präsident werden will und Reinhold Lunow nicht einfach seinen Platz räumen mag. Was haltet ihr von der Situation?

Falk-Stéphane: Das Magazin 11 freunde hat es kürzlich treffend beschrieben. Früher gab es an der Säbener Straße oft Hollywood-artige Geschichten, jetzt scheint es so, dass man in Westfalen schon einen Hauch Hollywood wehen sieht. Diese Machtkämpfe bringen nur Unruhe und Nebenkriegsschauplätze. Ich hoffe, dass man es hinbekommt, dass runterzuregeln.

Oliver: Bitte sprecht hinter verschlossenen Türen miteinander und findet schnell eine Lösung. Für den Verein und nicht für eine Person. Jeder Tag mehr Spekulation und ohne Klarheit schadet unserem Verein immens. Schlimm, dass es soweit kommen musste und in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Wir haben nur diesen einen BVB.

Andreas: Mich kotzt so ein „Machtkampf“ an. Die Wohltuende Zurückhaltung von Rauball oder Lunow als Präsident des Verein habe ich immer zu schätzen gewusst. Ein Multifunktionär wie Watzke passt da meiner Meinung nach nicht hin. Es wäre auch immer der große Schatten im Rücken von Lars Ricken, dass kann keiner wollen.