Zum dritten Mal in Folge kommt der BVB trotz Führung nicht über eine Punkteteilung hinaus. Wie schon gegen Werder Bremen und Eintracht Frankfurt endete das Gastspiel im Schwarzwald beim SC Freiburg 2:2. Besonders bitter: Die Borussia hätte an die Spitzengruppe anschließen können, denn sowohl Bayern München – 1:2 gegen Hoffenheim – und RB Leipzig – 1:1 in Leverkusen – verpassten einen Sieg.

Fritz Keller (M.) war den Tränen nahe. Der neue DFB-Präsident wurde vom SC Freiburg verabschiedet.

Bevor im Schwaldstadion allerdings der Ball rollte, wurde es zunächst emotional. Der neugewählte DFB-Präsident und jahrelange Präsident des SC Freiburg wurde vor der Partie am Samstagmittag mit Standing Ovations vom Heimpublikum verabschiedet. Den Tränen nahe richtete Keller das Wort auch an seine Fans. Die Anhänger quittierten die Feierstunde aber unschönerweise mit „Fußballmafia DFB“-Rufen.

Piszczek musste verletzt runter

Die Schwarzgelben versuchten von Beginn an Druck aufzubauen, präsentierten sich aber in der leicht veränderten Formation, mit Götze und ohne Sancho zunächst etwas uneingespielt. Um die 10. Minute herum die erste Powerplay-Situation, als zunächst Reus auf Freiburgs Kasten knallte, und die nachfolgende Eckenserie nichts Zählbares einbrachte. Fünf Minuten später musste Pischu vom Platz und wurde durch Brandt ersetzt – hoffentlich ist das nichts Langwieriges. Hakimi tauschte jetzt mit dem Einwechselspieler die Position. In der folgenden Szene bediente Hakimi den eingewechselten Brandt, der aber am langen Pfosten wartend nur das Außennetz trifft.

Zu Beginn der zweiten Viertelstunde zeigte die Dortmunder Abwehr erneut ihren Abstimmungsbedarf und ließ Freiburgs Waldschmidt allein auf Bürki zustürmen – den Abschluß setzte er knapp einen halben Meter über das Tor.Aber auch Freiburg ‚konnte‘ Zuordnungsschwächen: Nach einer Ecke von Hazard ließ man Witsel Zeit und Raum für einen prachtvollen Volley in die linke Ecke.

Freiburgs Dominik Heintz war immer einen Schritt schneller als Marco Reus.

Freiburger Chancen gegen Dortmunder Effektivität

Nach 25 Minuten war der BVB deutlich feldüberlegen – das hinderte aber nicht sehenswerte Freiburger Akzente, als Höler den Ball kunstvoll an der Grundlinie im Feld hielt und Günter bediente, der knappstens verfehlt. Danach sah man wenig Zielstrebiges und viel Kleinklein. In der 40. Minuten wollte Hakimi den Ball ins Aus gehen lassen, ließ sich dabei aber von Günter düpieren, der ihm die Kugel an der Seitenlinie abnimmt und blitzschnell Waldschmidt bediente: Dessen Schuss ging knapp vorbei. Kurz darauf verlor Hakimi auf dem Weg nach vorne etwas fahrlässig den Ball und zwang Hummels damit zu einem taktischen Foul gegen Waldschmidt – Gelb! Danach noch zwei Eckbälle für den BVB, und der Schiedsrichter pfiff eine erste Hälfte ab, indem der BVB zwar klar feldüberlegen war mit Ballbesitzquoten bis 75 Prozent, diese aber anders als sonst nicht in ein Chancenfeuerwerk umgewandelt hat. Der Treffer zum 0:1 war die einzige Chance , sieht man von einem Kopfbällchen ab, dass Götze dem im Abseits befindlichen Brandt schön aufgelegt hatte. Freiburg hingegen nutzte jede kleine Möglichkeit zum Abschluss, so dass es nach Chancen 3:1 stand

Der BVB stürmte nun auf die Seite seiner Fans, doch zunächst stürmte wieder mal der SCF. Und wieder ist es Waldschmidt, der die Position des BVB-Tores vermisste. Und die Positionsdaten hat er sich offensichtlich gemerkt. Nachdem sich Delaney noch eine gelbe Karte abgeholt hat, spielte Freiburg wieder einmal schnörkellos zu Waldschmidt, und diesmal traf er das Tor der Borussen und überwand Bürki. Eine starke Phase der Schwarzwälder schloß sich an, in der es den Kapitätnin den eigenen Strafraum zog, um dort per Kopf den Ball rauszubefördern, und in der mitunter drei Dortmunder gebraucht wurden, um einen Höler zu stoppen.

Thorgan Hazard im Zweikamf mit Lucas Höfler.

In der 62. ersetzte Sancho den eifrigen, aber glücklosen Hazard. Und fünf Minuten später fand der Engländer rechts Hakimi, der zur Grundlinie ging, sich durchsetzte und einen Freiburger so anschoss, dass der Ball unhaltbar im Freiburger Netz landete. Die Quote der CHancenverwertung kann man heute nicht beklagen. In der Folge öffneten die Freiburger ihr Spiel immer mehr – mit einer guten B-Note wollten sie sich heute nicht zufriedengeben. Das führte zu Chancen auf beiden Seiten. Auch Hakimi holte sich eine Gelbe für ein taktisches Foul, und Streich bringt den hiesigen Volkshelden Nils Petersen für den 6er Abrashi. Reus, Götze, Sancho, Hakimi, Brandt, Guerreiro ackerten ergebnislos – das Spiel wog jetzt ein wenig hin und her.

Spielt so eine Spitzenmannschaft?

In der 86. wechselte Favre defensiv und brachte Schmelle für Brandt. Das schien angesichts der rotschwarzen Schlussoffensive auch nötig, reichte aber nicht, um der schwimmenden Dortmunder Abwehr Sicherheit zu geben. Grifo traf Bürki mit einem Schuss am Unterschenkel, von wo der Ball unelegant ins Tor fand. Dortmunds Anrennen wurde nicht mehr belohnt.

Nach dem späten 2:2-Ausgleich brachen bei den Hausherren alle Dämme.

Wer heute gut schlafen kann:

Die Fans des neuen Tabellenzweiten SCF – das Unentschieden fühlt sich für sie wie ein Sieg an.

Wer heute Alpträume hat:

Vielleicht Michael Zorc, der sich für die Länderspielpause sicher etwas anderes als die Fortsetzung der Mentalitätsdebatte vorgestellt hat.

Fazit:

Der BVB sorgt für Diskussionen in der Länderspielpause, die Debatten über Einstellung der Mannschaft geht weiter. Und die Debatten darüber, ob ein Schmelzer der Mannschaft noch Sicherheit zu geben vermag oder was Götze in der Spitze leisten kann, die gehen gerade erst los. In vierzehn Tagen, gegen Gladbach, werden die BVB-Fans auf diese und andere Fragen Antworten erwarten.

Ingo Berchter; Stephane Dezort (Bilder)