Im Klassiker erkämpft sich der BVB ein 1:1 Unentschieden nach einer 1:0 Halbzeitführung gegen die Bayern. In einer Abwehrschlacht in der zweiten Halbzeit war es dann letztendlich das „Kopfballungeheuer“ Musiala der per Kopf zum 1:1 ausglich.
aus dem Westfalenstadion berichtet Oliver Römer
Das Duell in Deutschland das die Massen elektrisiert, international hoch geachtet. Der BVB gegen den Dauerrivalen Bayern München. Wie oft ist man schon mit gemischten Gefühlen zu diesem Spiel angereist, wie oft war die Enttäuschung im Nachhinein groß. Seltener waren die Glücksmomente nach neunzig Minuten so wie beim 2:2 mit Modests Tor in der Nachspielzeit. Als BVB Fan ist es ein Spiel, in das man all in geht und alles auf eine Karte setzt. Immer wieder ist die Hoffnung groß, dem Rivalen ein Bein stellen zu können. Den Uli mit zerknirschter Miene und rotem Kopf auf der Ehrentribüne ausrasten zu sehen.
Zehn Punkte Abstand
Ob das heute so wird? Ich bin mal gespannt. Wieder einmal ist der Abstand so groß, dass keiner beim BVB mehr über die Meisterschaft redet. Eher an diesem Spieltag durch einen Sieg das strauchelnde Team vom Brausekonzern zu überholen. Anschluss halten an die Spitzengruppe ist die Devise. Den Aufwärtstrend der letzten Wochen nutzen.
Zu Hause gewinnen
Brandt wird verletzungsbedingt fehlen. Dafür ist Guirassy wieder von Beginn an auf dem Platz, die Doppelspitze komplettiert Beier. Schlotterbeck vertritt den rot gesperrten Can als Kapitän. Süle zumindest wieder auf der Bank. „Wir haben den Anspruch, dass wir zu Hause gewinnen“, gibt sich Trainer Sahin selbstbewusst vor der Partie und lässt dies in seiner Aufstellung deutlich werden. Über das Selbstverständnis der Bayern brauchen wir natürlich nicht reden. Auch die Münchner reisen mit ihrem neuen jungen Trainer mit viel Rückenwind an.
Ich darf einer von 81365 Zuschauern sein, 400000 Karten hätten verkauft werden können.
Ein hartes Stück Arbeit
Von Beginn an wird klar, das wird ein hartes Stück Arbeit. Nach 7 Minuten muss Kobel das erste Mal bei einem Schuss von Sane eingreifen. Das Geschehen wogt hin und her. In der 15 Minute ist schon verletzungsbedingt Schluss für Anton, für ihn kommt der gerade wieder gesunde Süle. Der BVB hält dagegen, aber eine wirkliche Torchance ist bis jetzt nicht dabei herausgesprungen. Dann die 27. Minute. Gittens geht auf der linken Seite auf und davon und schenkt Neuer im Alleingang den Ball zum 1:0 ein. Sahins Plan scheint aufzugehen, hinten nicht viel zuzulassen und nach vorne geht’s ab. Die anfänglich gemessenen 113 Dezibel des Westfalenstadion werden jetzt wohl gerade überschritten.
Kane muss verletzt runter
Schock für die Bayern, Tormaschine Harry Kane muss durch eine Verletzung vom Feld und der alte Müller kommt dafür. Wütende Angriffe der Bayern folgen. Der BVB kann sich aber immer geschickt befreien. In der 37. Minute hat Sabitzer die Möglichkeit auf 2:0 zu erhöhen, scheitert aber an Neuer. Eine gewisse Verunsicherung ist den Münchnern anzumerken, doch gefährlich bleiben sie natürlich trotzdem. Die Borussen setzen immer wieder Spitzen die den Jungs von der Säbener Straße durchaus Kopfzerbrechen bereiten. Dann ist Pause. Eine durchaus reife Leistung bis jetzt. Der eingewechselte Süle ist sofort voll da mit einer 100% Zweikampfquote.
Auch zu Beginn der zweiten Hälfte ist es Kobel der die erste Rettungstat gegen Müller vollbringen muss. Im direkten Gegenzug scheitert Gittens knapp.
Bayern wird stärker
Gittens ist es, der die linke Seite der Münchner durch seine Schnelligkeit immer wieder vor Probleme stellt. Die Bayern drängen nun die Borussen in die eigenen Hälfte und kommen mit einem Schuss knapp am rechten Pfosten vorbei zum Abschluss. Die nächste Chance von Sane geht knapp am linken Pfosten vorbei.
Entlastung wäre jetzt schön. Sabitzer scheitert an Neuer obwohl er hätte nach links auf den freien Guirassy spielen können. Jetzt gilt es dagegen zu halten. Das Stadion spürt das und verstärkt den Support. Jede abgewehrte Möglichkeit wird lautstark gefeiert. Malen und Couto kommen für Gittens und Ryerson die absolut platt sind. Die Borussen wehren sich tapfer. Es scheint so als ob der BVB alle Angriffe der Mannen aus dem Süden ersticken kann.
Musiala erlöst die Bayern
Dann ist es doch passiert. Nach einem Freistoß der abgewehrt werden kann, bleibt Süle nach einem Kopftreffer im Strafraum liegen. Kurzfristig entsteht dadurch Unordnung und der Ball kommt wieder zu den Bayern, Musiala nutzt die Unordnung und köpft den Ball mustergültig zum 1:1 an Kobel vorbei ins Tor.
Jetzt nur nicht noch das 1:2 fangen. Oberwasser für die Bayern. Reyna kommt für Sabitzer. Es werden 5 Minuten nachgespielt. Foul auf der linken Seite an Guirassy. Durch den anschließenden Freistoß entsteht nochmal eine Möglichkeit die aber in der Bayern Abwehr hängen bleibt. Dann ist Schluß.
Verdientes Unentschieden
Im Grunde genommen ein verdientes Unentschieden, da es der BVB in der zweiten Hälfte nicht geschafft hat für genug Entlastung zu sorgen. Zwei Chancen reichen halt nicht, wenn man sie dann nicht im Tor unterbringt. Ein Unentschieden hätte ich im Vorfeld genommen. Unbesiegt im heimischen Westfalenstadion. Augenhöhe? Dafür war Bayern am Ende zu überlegen.
Am nächsten Samstag geht es dann zur anderen Borussia nach Gladbach ehe dann am Mittwoch danach der nächste Gradmesser im Westfalenstadion erwartet wird.
Sahin: In der zweiten Hälfte zu wenig Ballbesitz, Bayern haben sich breiter aufgestellt, das hat dann Körner gekostet, wir haben dann zu wenig gespielt, ich habe den Anspruch auch gegen den FC Bayern längere Ballbesitzphasen zu haben, Schlotterbeck wächst in seiner neuen Rolle als Kapitän, es ist schön diesen Prozess mitzugehen
Text: Oliver Römer, Bilder: Kirchner Media