Der BVB schickt im Abendspiel des 32. Spieltags den VfL Wolfsburg mit 4:0 (1:0) zurück auf die Heimreise und klettert damit – und dank Leipzigs-Remis gegen Bayern – zumindest bis Sonntagmittag auf den Champions-League-Platz vier. Der SC Freiburg hat aber die Chance, mit einem Punktgewinn im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen nachzuziehen.
Aus dem Westfalenstadion
berichten Steven Neuperger und Falk-Stéphane Dezort
Mit nur einer Änderung im Vergleich zum irren Last-Minute-Auswärtssieg (Can war für Groß auf der Bank geblieben) vor einer Woche im Kraichgau bei der TSG 1899 Hoffenheim ging BVB-Coach Nico Kovac ins vorletzte Heimspiel der Saison. Zu Gast war der VfL Wolfsburg für den es in der Liga nur noch um die sagenumwogene goldene Ananas geht. Die Vorzeichen für die Borussia standen nicht schlecht, denn die Wölfe haben seit sieben Spielen in Dortmund nicht mehr gewonnen – bei einem Torverhältnis von 1:20. Das Hinspiel im Dezember entschied die Borussia nach einer fulminanten ersten Halbzeit für sich.

Fulminant begann auch das Aufeinandertreffen am 32. Spieltag. Bereits nach gut 180 Sekunden durften die mehr als 81000 Zuschauer im Westfalenstadion jubeln. Niklas Süle brachte die Kugel über die rechte Seite in die Gefahrenzone. Dort wollte Kapitän Julian Brandt den Ball annehmen, doch – in diesem Fall dank – eines technischen Fehlers in der Annahme landete die Kugel plötztlich bei Serhou Guirassy – er verlud mit einer Körpertäuschung Pervan im VfL-Tor und netzte zum 18. Mal in dieser Saison ein.
Wölfe vergeben Großchancen
Aber auch Wolfsburg zeigte zu Spielbeginn, dass sie nicht nach Westfalen gekommen waren, um in guter Gäste-Manier drei Punkte einfach so abzugeben. Erst Skov Olsen und dann Wimmer (9. und 14. Minute) hatten zwei aussichtsreiche Möglichkeiten, um auf 1:1 zu stellen. Der BVB hatte Glück, dass sie den Ball entweder nicht richtig trafen oder im Abseits standen.

Anschließend entwickelte sich ein wahrliches Hin-und-her-Geplänkel. Wirklich gefährlich wurde es in den beiden Strafräumen vorerst nicht mehr. Entweder kam der sogenannten letzte Pass zu ungenau oder ein gegnerisches Abwehrbein war noch dazwischen und verhinderte eines mögliche Torchancen.
Guirassy nach „Groß-Trick“ zum 2:0
Unverändert kam der BVB aus der Pause. Die Borussia übernahm wieder etwas mehr die Spielkontrolle und suchte nach Chancen, um die Führung auszubauen. In der 58. Minute explodierte der mit 81365 Zuschauern typischerweise ausverkauften Tempel dann ein zweites Mal. Guirassy schickte Groß in die Tiefe, der erfahrene Mittelfeldmann ließ mit einer Körpertäuschung gleich drei, vier Wolfsburger alt aussehen. Sein Pass in Richtung Elfmeterpunkt fand mit Guirassy einmal mehr den richtigen Abnehmer – 2:0. „Natürlich ist der Sieg heute sehr wichtig. Aber wir brauchen noch sechs Punkte“, sagte der BVB-Angreifer nach der Partie beim TV-Sender Sky. „Wir sind nun in einer guten Position. Ich hoffe, dass wir es noch schaffen. Borussia Dortmund gehört da hin.“ Ein Lob gab es noch für Assistgeber Groß: „Es war eine super Vorbereitung, eine super Vorlage. Und das nicht zum ersten Mal.“

Mit dem 2:0 im Rücken begann Kovac mit der Belastungssteuerung. Nach 67 Minuten machte Jamie Gittens Platz für Karim Adeyemi. Und der deutsche Nationalspieler meldete sich eiskalt im Spiel an. Nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung tankte er sich durch die Wolfsburger Hintermannschaft und tauchte plötzlich unbedrängt zehn Meter vor Pervan auf. Adeyemi vollendet druckvoll zum 3:0.
Doppelpack in vier Minuten
Im zweiten Durchgang spielte sich der BVB in einen Rausch. Und wieder durfte Adeyemi jubeln. Einen blitzsauberen Konter nach einem Beinschuss von Guirassy am eigenen Strafraum vollendete der eingewechselte Borusse zum 4:0 (72.). Wolfsburgs Defensive schien auseinanderzubrechen. Trainingsstangen leisten mitunter mehr Gegenwehr. Aber dem BVB soll’s egal sein. Im Kampf um die Champions League zieht die Borussia nicht nur mit Freiburg gleich (der SC spielt morgen zuhause gegen Leverkusen), sondern macht die Tordifferenz der beiden Teams noch einmal deutlicher. Freiburg stand vor dem Spieltag bei minus drei, der BVB nach dem 4:0 bei plus 15.

Mit dem 4:0 gelang dem BVB in den vergangenen sechs Spielen der fünfte Sieg. Es scheint, als hätten die Dortmunder im wichtigen Saisonendspurt zu ihrer Form gefunden. Die Wahrscheinlichkeit, am Ende sich doch noch für die Champions-League zu qualifizieren, ist gestiegen. „Wir sind in dieser Saison oft dem eigenen Anspruch hinterhergelaufen. Wir versuchen zu retten, was zu retten ist“, sagte Pascal Groß – ebenfalls am Sky-Mikrofon. „Wir haben seit einigen Wochen einen Lauf. Inzwischen fahre ich öfter mit einem guten Gefühl nach Hause.“ Doch noch warten mit dem Auswärtsspiel in Leverkusen und dem Heimspiel am 34. Spieltag gegen Holstein Kiel zwei unbequeme Aufgaben – und der SCF muss mindestens eines seiner noch drei ausstehenden Spiele verlieren.