Am Samstag startet für den BVB mit dem Pokalspiel in Hamburg gegen Phönix Lübeck die neue Saison. Was die Redakteure erwarten und was sie zur Transferpolitik sagen, lest ihr im dritten und letzten Teil des Redaktionsgesprächs.

Ausblick auf die neue Saison: Was erwartest du vom BVB?

Andreas Römer: Ehrlich gesagt, bin ich bei dieser Frage hilflos. Es wäre prima, wenn der Funke wieder überspringen und die Mannschaft es schaffen würde, die Fans wieder zu begeistern. Weniger Aussetzer in den Liga-Spielen – keine 0:2-Führung gegen Heidenheim ohne Not aus der Hand geben zum Beispiel. 

Jung und quirlig: Dortmunds Julien Duranville spielt den Ball. Foto: Kirchner-Media

Um den Titel wird man nicht mitspielen können, so ist zumindest meine aktuelle Einstellung. Der Anspruch, erneut die CL zu erreichen, bleibt bei fünf Teilnehmern natürlich das Minimalziel. Es bleibt abzuwarten, ob Leverkusen wieder so stark sein kann, was die Bayern aus ihrer Enttäuschung machen. Und die Chancen, dass Stuttgart noch so eine Saison hinlegt, sehe ich auch nicht unbedingt – zumal wenn die Mannschaft weiter Federn, sprich Spieler lässt. Insofern sollte der BVB unter die ersten vier kommen.

Im Pokal darf es ruhig ein bisschen weiter gehen, als in der letzten Saison, aber das ist ja doch stark von der Auslosung abhängig. Das gilt natürlich auch für die neu organisierte Champions League. Da weiß man noch so gar nicht, was man davon halten soll. Wie wird sichergestellt, dass nicht eine Mannschaft vor allem leichte Heimspiele bekommt? Da bin ich sehr gespannt, wie sich der BVB behaupten kann, gegen dann ja nicht mehr drei, sondern sieben verschiedene Gegner. Das Finale wird man vermutlich wieder erst in zehn Jahren erreichen. 

Felix Trümper: Meine Erwartungen beziehen sich auf keine Platzierung oder das Erreichen einer Runde in den Pokalwettbewerben, sonder einzig und allein auf die Art und Weise, wie wir Fussballspielen sollen. Ich erwarte eine hungrige, gierige Mannschaft, die jedes Spiel angeht wie das Champions-League-Finale – und dann schauen wir was am Ende dabei herumkommt. 

Cole Campbell bei der Saisoneröffnung gegen Aston Villa. Foto: Kirchner-Media

Falk-Stéphane Dezort: Einmal mehr gab es einen Umbruch. Dieses Mal fiel er deutlich größer aus als bisher. Ich bin gespannt, ob es Nuri Sahin schafft, das Team zu einer Einheit zu formen. Ohne Mentalitätsdiskussion etc. Die Qualifikation zur Champions League ist das Minimalziel; und im DFB-Pokal wäre ein Überwintern auch mal wieder schön. Und zur CL kann ja noch niemand etwas sagen – da bin ich ohnehin skeptisch, was das für ein Turnierformat sein soll.

Steigt bei dir wieder die Lust auf Bundesliga-Fußball? Falls ja: Worauf freust du dich am meisten?

Andreas: Ja, ich warte sehr auf die Liga. Es fällt mir immer deutlich leichter für den BVB zu jubeln als für die Nationalmannschaft. Blöd ist halt, dass ich die ersten drei Heimspiele nicht wie geplant mir meinem vierjährigen Enkel besuchen kann. Nach dem Start um 18:30 folgen zwei Freitagabendspiele – das ist für den Kleinen alles zu spät.  Aber grundsätzlich hoffe ich auf geile Stimmung bei Heim- und Auswärtsspielen, auf eine motivierte Truppe, die hoffentlich ansehnlichen Fußball spielt.

Felix: Ich persönlich kann Testspielen nicht besonders viel abgewinnen. Vor allem, wenn Sie Teil einer Marketingreise sind. Da ich aber in Hamburg bei der ersten Runde im DFB-Pokal gegen Phönix Lübeck live dabei bin, freue ich mich schon ein wenig darüber wieder Stadionathmosphäre schnuppern zu können. 

Falk-Stéphane: Da ich nicht nur BVB, sondern auch Fan von Waldhof Mannheim bin, ist bei mir die Saison schon seit zwei Wochen wieder in vollem Gang. Ich freue mich sehr, ab Samstag auch wieder schwarz-gelben Vollgas-Fußball sehen zu können – hoffentlich.

Einer von vielen Sommerneuzugängen: Pascal Groß. Foto: Kirchner-Media

Mit dem Zugang von Anton, Guirassy, Beier und Couto sowie den Abgängen Hummels, Sancho, Füllkrug und Maatsen gab es im Personalkarussell schon viel Bewegung. Auf welcher Position muss der BVB aktiv werden?

Andreas:  Den Deal mit Guirassy verstehe ihn nicht. Bei Modeste hat es nicht geklappt. Füllkrug hat gleich gemeckert, dass er nicht genug Flanken bekommt, und was ist eigentlich mit Haller? Was ist mit Moukoko? Und mal ehrlich, wer glaubt eigentlich, dass Guirassy noch einmal so viele Tore schießt? Ich fürchte, da erhält einer einen Bombenvertrag und schon kühlt sich sein Ehrgeiz enorm ab. Und wer soll ihn denn mit Flanken füttern? Malen ist dafür nicht der richtige, Adeyemi überlegt schon, ob er geht und dann wird es schon ganz schön dünn auf den Außenbahnen.

Der Abgang von Hummels wird bei jedem Fehler von Anton, Schlotterbeck oder Süle wehtun, aber warum man Coulibaly ausleiht, wird das Geheimnis der BVB-Oberen bleiben. Das ist sowieso die größte Aufgabe des neuen Trainers: Die Jungen wirklich spielen lassen. Klopps größte Tat zum Start war damals, die “alten Herrn” Wörns und Kovac durch die 19-jährigen Hummels und Subotic zu ersetzen. So einen Mut wünsche ich mir vom neuen Trainer auch. Da haben wir ja einige: Wätjen, Duranville, Moukoko, Brunner oder Kabar. Bynoe-Gittens kommt leider auch nicht recht vom Fleck, entwickelt sich nicht wirklich weiter.

Hinten rechts fehlt sicher eine Alternative, wenn Ryerson mal nicht kann. Ansonsten ist der Verein schon auf allen Positionen gut besetzt, wenn die Spieler in Bestform sind. Das waren Kicker wie Bynoe-Gittens oder Adeyemi häufig ebensowenig wie Can oder Nmecha. Wir sollten über diesen Punkt noch einmal Mitte September sprechen, wenn wir absehen können, wie Nuri Sahin spielen lässt. Und vermutlich werden wir bis dahin noch sechs Abgänge und drei weitere Zugänge haben.

Wie lange trägt Youssoufa Moukoko noch das BVB-Trikot? Foto: Kirchner-Media

Felix: Ich bin mir sicher, dass noch etwas passiert. Ich kann mir vorstellen, dass Haller und/oder Moukoko den Verein verlassen. Der Berater von Moukoko hat das nun sehr klar angedeutet, dass man den Markt sondieren wird und mit der aktuellen Situation unzufrieden ist. Meiner Ansicht nach müssen wir auf der rechten Verteidiger Position noch nachverpflichten, da sind wir mit Ryerson alleine zu dünn besetzt. Ein Außenverteidiger mit Offensivqualitäten wäre dort wünschenswert. Bei Pascal Groß bin ich aber etwas sekptisch. Ich würde mir generell mehr Mut in der Transferpoilitik wünschen.

Falk-Stéphane: Was hat man beim BVB nicht alle schon über Transfers philosophiert. Manche Zugänge wurden als grandios betitelt – grandios war allerdings nur, wie der Zugang gefloppt ist. Couto freut mich, er machte einen guten Eindruck. Beier und Guirassy wird man mal sehen müssen. Die ersten Wochen der neuen Saison werden entscheidend sein.