Der BVB gewinnt in Leverkusen und bleibt somit Freiburg und Frankfurt im Kampf um Platz vier auf den Fersen. Mit einem Heimsieg mit mehr als 3 Toren am letzten Spieltag ist der BVB sicher Vierter!

Aus Leverkusen berichtet Andreas Römer

Die Ausgangslage war schon vor dem Spiel klar: Verliert der BVB in Leverkusen ist die Champions League futsch. Mit einem Sieg dagegen könnte Platz fünf schon fast sicher sein bei drei Punkten Vorsprung und einem um besseren Torverhältnis gegenüber Mainz und Leipzig.

In Leverkusen hatten sie dagegen sportlich nichts mehr zu gewinnen oder zu verlieren. Platz zwei war in beide Richtungen nicht mehr zu verändern. So stand vor dem Spiel bei Vizekusen vor allem der Abschied von Trainer Alonso und von Jonathan Tah im Mittelpunkt. Und scheinbar wollte die Mannschaft noch einmal ein gutes Spiel machen und die eigenen Fans verwöhnen. Bayer zeigte alles, was es die letzten zwei Jahre positiv ausgemacht hat. Kurzpassspiel, schnelle Kombinationen und immer wieder der Zug zum Tor. Schon nach 5 Minuten hatte die Werkself 4:0 Ecken. Am Ende waren es sogar 12:0 Ecken.

Gregor Kobel hatte einen guten Tag.

Fast hätte es auch noch einen Elfmeter für die Gastgeber gegeben, doch den nahm Schiri Aytekin nach Ansicht der Bilder wieder zurück – Bensebaini hatte doch den Ball gespielt, bevor Tella über seine Beine fiel. Warum Manager Rolfe und Trainer Alonso sich darüber so aufregten, kann man wirklich nicht verstehen. Chancen zur Führung hatte Bayer eine ganze Reihe. Doch es dauerte eine halbe Stunde, bis Frimpong unbedrängt aus 12 Metern einschießen durfte. Brandt und Svensson waren zu zaghaft gegen Wirtz zu Werke gegangen und der bedankte sich mit einen feinen Kurzpass auf den Niederländer, der humorlos das Runde oben ins Eckige haute.

Überraschender Ausgleich

Doch dann überraschte die Borussia alle im Stadion. War doch bislang so gar nichts mir Spielaufbau, kein einziger Angriff tatsächlich bis vors Bayer-Tor gegangen. Groß schickte Adeyemi in den Strafraum, der von der Grundlinie zurücklegte und Brandt fand, der aus sechs Metern keine Mühe hatte, den Ball im Tor unterzubringen. Gerade einmal 90 Sekunden hatte die Leverkusener Führung Bestand.

Das nennt man dann wohl effektiv. Es war wirklich nicht viel zu sehen von der schwarzgelben Offensive und gleich der erste Schuss aufs Tor war drin. Svensson hatte längst einen lahmen Arm vom vielen Winken, doch keiner seiner Mitspieler tat ihm den Gefallen ihn lang auf der linken Seite zu schicken. Es war zu wenig, aber das interessierte die Gäste mal so gar nicht.

An Kobel kommt ihr nicht vorbei

Jetzt wollte es Bayer noch einmal wissen. Riesenchancen blieben aber ungenutzt. Tella scheiterte freistehend aus elf Metern am überragend reagierenden Kobel. Wirtz schaffte es aus fünf Metern auch nicht am Keeper vorbei und schließlich hielt Kobel auch gegen Adli und einmal half die Latte gegen einen Adli-Kopfball. Es hätte gut und gern 4:1 für die Werkself heißen können.

Man ging aber mit einem 2:1 für Borussia in die Kabine. Bensebaini packte mal wieder eine seiner Supergrätsche aus, Brandt übernahm 20 Meter vor dem gegnerischen Tor, spielte in den Lauf von Groß der in Bedrängnis weiterleitete auf Ryerson. Der Norweger blieb aus 16 Meter eiskalr und schon den Ball links unten ein. Spielverlauf auf den Kopfgestellt und alte Fußballerphrasen bewahrheiteten sich mal wieder: Wenn du die Dinger vorne nicht machst, kriegst du sie hinten. Pech für Bayer!

Doch die Werkself hatte damit dann auch ihr Pulver verschossen. Oder der BVB hatte sich einfach besser eingestellt. Denn die zweite Halbzeit war die Bayer-Herrlichkeit vorbei. Keine Torchancen mehr, Borussia hatte alles im Griff. Kovac hatte Sabitzer für den glücklosen und Gelb verwarnten Nmecha. Mit ihm als Stützpfeiler hatte der BVB jetzt alles im Griff, verdiente sich die Führung.

Adeyemi und Guirassy machen alles klar

Dass es ausgerechnet Adeyemi und Guirassy waren, die die weiteren Tore erzielten ist auch so eine besondere Geschichte. Beide hatte zuvor gegen Tah und Tapsobah kein Land gesehen, sich körperlich auch jedes Mal abkochen lassen. Adeyemi hatte seine erste Chance nach 53 Minuten, verpasste die Hereingabe von Svensson aber um wenige Zentimeter. Besser lief es 20 Minuten später: Sabitzer eroberte den Ball von Xhaka, Brandt übernahm und schickte Adeyemi auf die Reise. Der war diesmal schneller als Tah und ließ Hradecky im Tor keine Chance. 1:3 Zur Belohnung durfte Adeyemi duschen gehen.

Für ihn kam Kapitän Can, der nur vier Minuten brauchte, um das nächste Tor vorzubereiten. Ausgangpunkt war wieder Brandt, der gegen drei Gegner scheinbar den Ball verlor, doch Can stocherte nach und spitzelte den Ball zu Guirassy. Der fackelte nicht lang, ging noch drei Schritte auf Tah zu und schob lässig aus 16 Metern links unten ein. Hradecky reagierte gar nicht, hatte wohl mit einem Schuss ins andere Eck gerechnet. 1:4 – die Messe war nach 77 Minuten gelesen. Das 2:4 in der Nachspielzeit durch Hofmann auf Wirtz-Flanke war nur noch Kosmetik.

Der BVB hat sich jetzt wieder eine Topp-Ausgangsposition erarbeitet. Trainer Kovac war sehr zufrieden, hatte ein „Superspiel“ gesehen, auch wenn man in der ersten Halbzeit „Glück gehabt“ habe. Die zweite Halbzeit habe aber gut funktioniert, es sei gelungen alles Leverkusener auf den Außenbahnen zu doppeln und ihnen so die Chancen zu nehmen. Da wusste der Trainer noch nichts vom Ergebnis in Frankfurt. Die Eintracht spielte gegen St. Pauli nur Unentschieden und hat jetzt auch nur noch drei Punkte Vorsprung auf den BVB.

Borussia hat es jetzt sogar in der eigenen Hand

Jetzt kann Borussia Dortmund tatsächlich aus eigener Kraft die Champions League erreichen! Am letzten Spieltag werden sich Freiburg und Frankfurt in jedem Fall irgendwie Punkte abnehmen. Bei einem Freiburger Sieg zieht der BVB mit einem 3-Tore-Sieg an Frankfurt vorbei. Bei Unentschieden oder Frankfurter Sieg, muss Borussia nur gegen Kiel gewinnen und ist an Freiburg vorbei. Das hätte niemand vor wenigen Wochen für möglich gehalten.

Nun wissen wir, wie schwierig es sein kann, die bereits abgestiegenen Kieler zu bezwingen. Allerdings hat der BVB gerade einen Lauf und es gibt aus dem Hinspiel noch eine Rechnung zu begleichen. In jedem Fall die Hoffnung auf die Champions League lebt!

Text Andreas Römer; Fotos: Kirchner Media