Borussia Dortmund holt nach schwachem Spiel gegen Hoffenheim nur ein 1:1 und verliert die internationalen Plätze langsam aus den Augen. Nach einem enttäuschenden dritten Advent rangiert der BVB nur noch auf Platz acht in der Tabelle
Aus dem Westfalenstadion
berichtet Andreas Römer
„Es war einer der schlechtesten Spiele, die wir in dieser Saison gemacht haben“, brachte der wundersamerweise genesene Nico Schlotterbeck das Spiel im Interview mit dem TV auf den Punkt. Zu viele Ballverluste, kein Druck auf den Gegner und in der zweiten Halbzeit kaum in der Hälfte der Gäste. „In einer Situation wo wir die Punkte unbedingt brauchen, haben wir zuhause ein unfassbar schlechtes Spiel gemacht“. Man habe ohne Energie gespielt und das sei einfach unerklärlich. Recht hat er der Schlotti, der nach „Wunderheilung“ auf dem Platz stand und der beste Borusse war.
„Für so ein Tor darf es keine Erklärung geben“, regte sich Trainer Nuri Sahin bei den Fernsehkollegen noch über den Gegentreffer in der Nachspielzeit auf. „So was musst du einfach wegverteidigen“. Auch wenn das Spiel von der ersten bis zu letzten Minute nicht gut von seiner Mannschaft gewesen sei, dürfe so etwas einfach nicht passieren. Ihm fehlten schon in der ersten Halbzeit Disziplin, Phasen, wo man selbst habe den Ball laufen lassen, und Energie, die die Mannschaft sonst auszeichne. Seine Enttäuschung über Platz 8 nach 14 Spieltagen und einem unfassbar schwachem Bundesligaspiel war ihm deutlich anzumerken.
Von Heimstärke keine Spur
Was für eine komisches Spiel schon in der ersten Halbzeit. Von wegen sechs Heimsiege und noch kein Auswärtssieg für Hoffenheim. Danach sah es in den ersten 45 Minuten so gar nicht aus. Geschickt und mutig nach vorn verteidigend hatten die Gästen über weite Strecken mehr vom Spiel. Dem BVB fiel so gar nicht ein, wie man aus der Abwehr mal den Ball gefährlich in den gegnerischen Strafraum brachte.
Das Mittelfeld mit Nmecha, Groß und Reyna war nicht in der Lage, das Spiel zu dirigieren, geschweige denn mal eine gute Aktion zu gestalten. So schoben sich Can und Schlotterbeck immer wieder die Bälle hin und her in der Hoffnung mal eine Lücke zu finden und vor allem einen Mitspieler in ansprechender Position. Beier stand auch neben sich und Gittens hatte eine einzige Aktion in der ersten Halbzeit.
Damit ließ die TSG nicht schrecken und kam selbst zu mehr Chancen als den Fans und Trainer Sahin lieb waren. 5:0 Ecken für die Gäste, das klingt genau so gruselig wie es im Westfalenstadion im Nieselregen auch war. Bensebaini turnte überall und nirgends herum, ließ seine Abwehrseite oft allein und kassierte einen Anschiss seines Trainers. Couto auf der anderen Seite merkte man an, dass er keine Spielpraxis hat. Sein Zusammenspiel mit den Kollegen ließ doch zu wünschen übrig. Man wünschte ihm zudem einen linken Fuß mit dem er mehr anfangen kann, als nur da zu sein, damit er nicht umfällt. Es dauerte oft zu lang, bis er den Ball auf dem rechten Fuß hatte, um ihn dann weiterzuspielen. Von Verständnis zwischen ihm, Groß und Beier auf der rechten Seite war sowieso nichts zu sehen.
Stückwerk vor wenig Gästefans
So blieb Vieles Stückwerk und nur selten hatte man das Gefühl, da könnte was passieren. Ein Freistoß nach Foul an Gittens, ein zurückgenommener Elfmeter, weil Guirassy zu theatralisch gefallen war, ein Ball, den Beier mit dem Kopf verpasste und den Baumann irgendwie gehalten hat. Das war schon alles.
Gut zehn Jahre ist es her, da hatte der BVB die Chance, die ungeliebten Hoppenheimer in die zweite Liga zu schießen. Borussia verlor zuhause 1:2 und die TSG blieb bis heute in der Bundesliga. Und sie sind noch immer kein Lieblingsgegner. Als Privatspielzeug eines Milliardärs von vielen Fans verachtet muss man auf BVB-Seite auch zugeben, dass es zumeist unangenehm war gegen den Dorfverein zu spielen. Die Bilanz nach 16 gemeinsamen Jahren ist eher mäßig konnte Hoffenheim doch acht mal gewinnen und zehn Mal trennte man sich unentschieden.
Viele Fans bringt Hoffenheim noch immer nicht mit nach Dortmund. Wo sonst tausende von Gästefans auf der Nordtribüne stehen, war es am Sonntag komplett schwarzgelb. Die wenigen Hoffenheim-Anhänger waren rechts oben in der Ecke und hatten sicher auch noch Platz für einige mehr. Enttäuschend!
Der Weckruf?
Zur Pause nahm Sahin den unglücklichen Beier vom Feld, der lange vermisste Adeyemi durfte ran. Er war es dann nicht, der für den ersten Lichtblick im trüben Dortmunder Adventsonntag sorgte. Nur 30 Sekunden nach Wiederanpfiff segelte eine Gitten-Flanke in den Strafraum der Hoffenheimer. Die Kopfballabwehr landete genau vor den Füßen von Reyna, der aus 16 Metern das das Runde rechts oben ins Eckige drosch. 1:0 – alles wird gut?!
Doch wer angenommen hatte, jetzt finde die Borussia ihr Spiel und würde die Hoffenheimer in der eigenen Hälfte und am Ende im Tabellenkeller festnageln, der wurde schnell enttäuscht. Das Spiel machten jetzt erst recht die Gäste. Auch nicht überragend aber doch so, dass der BVB hin und wieder unter Druck geriet. Nichts Dramatisches – denn Kobel musst auch keinen Ball irgendwo rausfischen. Aber die eine oder andere Szene ließ den schwarzgelben Fans das Herz stehen bleiben.
Denn die eigene Truppe fand weiterhin keinen Zugriff aufs Spiel. Die Ballverluste im Mittelfeld waren unzählbar und die Kontermöglichkeiten wurden fahrlässig vertändelt. Meist standen die Borussen einen Schritt falsch und das Spiel wurde immer hektischer. Sahin versuchte zu retten was nicht zu retten war. Er wechselte: Groß, später Gittens und Reyna mussten gehen, Sabitzer, Duranville und Wätjen kamen. Die letzte Auswechslung dann Couto verletzt raus und Lührs rein.
Das Eckenverhältnis hatte sich nicht verbessert. 3:9 stand es dort am Ende für die Gäste. Sie hatten die Bessere Bilanz bei den Torschüssen (12:6) und sie waren sechs Kilometer mehr gelaufen als die Heimmannschaft. Insofern war der Ausgleich natürlich nicht unverdient. Dennoch hätte er so nicht fallen dürfen. In der Nachspielzeit kam ein weiter Einwurf von der rechten Seite, der schon hätte verhindert werden können. Und dann schlafen sie alle im BVB-Strafraum. Nmecha geht alibimäßig zum Kopfball und hat keine Chance. Die Verlängerung tropft hinten im Strafraum runter und der soeben erst eingewechselte Lührs schläft. Bruun Larsen, in Dortmund mit der Jugend Meister geworden, schaltet schneller und schiebt das Ding zum 1:1 in die Maschen. Unfassbar!
Die nächsten drei Minuten liefen viele Zuschauer schneller als die Spieler auf dem Platz. Die Enttäuschung war groß´, viele verließen fluchtartig das Stadion. Verpasst haben sie nichts mehr, denn zu einem geordneten Spiel nach vorn, war der BVB nach über 90 Minuten dann doch nicht mehr in der Lage.
Hoffentlich lügt die Tabelle
Somit ist Borussia zuhause noch immer ungeschlagen aber nach den Bayern entführen ausgerechnet die Hoffenheimer einen Punkt aus dem Westfalenstadion. Mit der miserablen Auswärtsbilanz findet sich Borussia jetzt auf dem achten Tabellenplatz, hinter Mainz, punktgleich mit Bremen und nur einen Punkt vor der anderen Borussia. Nur gut, dass es bis Platz 5 nur zwei Punkte sind und auch Platz 3 mit 5 Punkten noch zu sehen ist, aber es geht jetzt nach Wolfsburg, die auch nur einen Punkt hinter dem BVB rangieren und dann kommt als erster Gegner im neuen Jahr der Meister aus Leverkusen.
Text: Andreas Römer; Bilder: Kirchner Media, David Inderlied