Der BVB gewinnt ohne Mühe aber nicht gut in Mainz mit 2:0
Aus Mainz berichtet Andreas Römer
Der Chronist für dieses Spiel braucht vermutlich ein großes Phrasenschwein, denn hier lassen sich reihenweise Plattitüden loswerden und man braucht wohl auch ein paar davon, um überhaupt etwas schreiben zu können. Das Spiel in Mainz hat nämlich sportlich wenig Berichtenswertes. Das BVB-Gastspiel in Mainz bot kaum guten Fußball, war wenig unterhaltend, brachte aber am Ende drei Punkte, die die Borussia in der Vorsaison zu Beginn gern liegen gelassen hat. Zum Beispiel setzte zuletzt zwei Niederlagen bei den Mainzelmännchen.
Damals hatte das Spiel der Gastgeber „Vertrauen, Tempo und Power“, die Trainer Hendriksen auch für dieses Spiel gegen Borussia Dortmund angekündigt hatte. Man habe das Vertrauen jeden schlagen zu können, wenn man 100 oder mehr Prozent bringe, hatte Bo Hendriksen vor dem Spiel angekündigt. Okay, das waren sicher keine 100 Prozent und von Tempo und Power war im Mainzer Spiel auch nicht viel zu sehen.
Guirassy muss passen
Im 39. Bundesliga-Duell zwischen Mainz 05 und Borussia 09 setzten sich die Schwarzgelben ohne zu glänzen mit 2:0 Toren durch. BVB-Trainer Kovac hatte zunächst nur einen Wechsel geplant, Couto sollte statt Ryerson auf der rechten Seite ran. Der Norweger musste auf die Bank. Doch beim Warmmachen in herrlichstem Sonnenschein, zwickte es Guirassy im Oberschenkel und er nahm lieber auf der Bank Platz. Eine reine Vorsichtsmaßnahme wie der BVB zunächst mitteilte. So erhielt Guirassy einen schicken gelben Verband am rechten Oberschenkel und Brandt durfte mal wieder von Beginn an mitmachen.

Jetzt wäre der Moment, um vom glücklichen Händchen des Trainers und so weiter zu faseln, denn Brandt bereitete beide Tore vor. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass er – genau wie seine Mannschaftskollegen und alle Mainzer – ansonsten nicht viel Sinnvolles zustande brachte. Normalerweise hätte jeder über die besonderen Platzverhältnisse jammern müssen. Keiner tat‘s. Dabei sah es manchmal aus, wie bei einem Trainingslehrgang für Eiskunstlaufanfänger. Reihenweise flogen die Spieler hüben wie drüben mit lustigen Verrenkungen über den wohl glitschigen Rasen. Reiner Zufall, dass daraus nicht mal eine Torchance entstand.
Fast eine halbe Stunde Nichts
Neben diesen besonderen Einlagen hätte man sich die ersten 25 Minuten ruhig sparen können. Fußballerisch gab es nichts Nennenswertes zu bestaunen. Die Mainzer harmlos, der BVB hinten souverän und vorn … naja, irgendwie da, aber auch nicht voller Ideen und schon gar nicht zwingend.
Den Wachmacher lieferten dann die Gastgeber: Stürmer Sieb entwischte ausnahmsweise einmal Couto, brachte eine scharfe flache Flanke in des Strafraum und Nebel knallte das Ding im Rutschen an den Pfosten. (26. Minute) Oh ha! Alle wach? Scheinbar waren zumindest die Borussen aufgeweckt worden. Quasi im Gegenzug zeigten sie, was so drin steckt in diesem Team. Adeyemi – immer unterwegs – setzte an der Mittellinie zum Sprint mit Ball in die Mitte an, sah den einlaufenden Beier zentral am Strafraum, seinen Pass steckte Beier nach rechts in den Strafraum, wo Brandt nicht aus schwierigem Winkel den Torschuss versuchte, sondern ein Zuckerpässchen quer durch den Strafraum auf den links anstürmenden Svensson spielt. Der hatte keine Mühe mehr aus drei Metern das Runde ins Eckige zu bringen. Ein wirklich schöner Angriff führte zum 1:0 der Gäste.
Miserable Passquoten – Ping-Pong im Mittelfeld
Mainz versuchte ein bisschen mehr, die Betonung liegt hier aber auf „versuchte“. Die BVB-Abwehr stand sicher und ließ nix mehr zu. So plätscherte das Spiel mit unzähligen „Ping-Pong-Ballaktionen“ im Mittelfeld, ungezählten Kopfbällen, die weitere Kopfbälle nach sich zogen, weiter vor sich hin. Beide Team erreichten nur eine Passquote von 75 bzw. 77 Prozent. Das ist richtig schwach. Da wünschte man sich einen weiteren Wachmacher. Den hatten in der 40. Minute dann noch einmal die Dortmunder. Couto erwischte einen schlampigen Mainzer-Pass und schickte mal wieder Adeyemi auf die Reise. Der spitzelte den Ball so gerade noch an seinem Gegner vorbei und hatte freie Fahrt aufs Mainzer Tor. Der letzte Abwehrmann wurde mittels Doppelpass mit dem mitgelaufenen Brandt ausgetrickst und Adeyemi schoss lässig links unten zum 2:0 für Borussia ein.

Damit könnte die Berichterstattung eigentlich beendet werden. Denn viel zu sehen gab es weder in den fünf Minuten bis zur Pause und der gesamten zweiten Halbzeit dann nicht mehr. Der BVB schaltete in den Verwaltungsmodus, schaukelte das Ding aus stabiler Abwehr nach Hause.
Rot für Zentner
Kurz nach der Pause hätte Borussia alle Fans endgültig beruhigen können, doch ein erneuter Konter über Adeyemi verpuffte, weil der Nationalspieler den Ball schlampig in den Strafraum spielte und seine mitgelaufenen Kollegen keine Chance hatten. Doch das war in der 47. Minute. Danach gab es noch eine nennenswerte Situation vor dem Mainzer Tor. 20 Minuten später (!) schickte BVB-Keeper Kobel wieder Adeyemi in den Sprint. Der war allein auf dem Weg in Richtung Tor. Torwart Zentner zögerte einen Moment, war dann diesen Moment zu spät und senste Adeyemi vor dem Strafraum um. Arschkarte! Rot!

Den fälligen Freistoß haute Brandt dann in die Mauer. Danach war endgültig die Luft raus. Hatte Mainz zuvor nur einem Kopfball nach Ecke aufs Tor gebracht – den Kobel gut entschärfte – sollte doch jetzt nicht mehr viel passieren. Aber der BVB war so sehr im Verwaltungsmodus, dass er nach vorn gar nichts mehr unternahm und hinten sogar noch zwei Chancen der Mainzer zuließ. Der Kopfball von Bell – auch wieder nach einer Ecke – ging links vorbei und der Schuss von Nordin sauste knapp über das Tor.
Was taugt die Bilanz nach 5 Spieltagen?
Noch zu erwähnen wäre dann noch der erste Auftritt in schwarzgelb (zumindest irgendwie bei diesem Trikot) von Silva. Der Portugiese durfte die letzten fünf Minuten mitmachen und konnte sogar zweimal Brandt in Szene setzen, der die eine dicke Chance dann aber nicht reinmachte und den anderen Ball in die dritte Etage setzte.
Dann war es auch schon vorbei. Der BVB hat einen guten Start in die Saison hingelegt, zeigt sich stabil in der Abwehr (außer in Turin), zeigt ein paar Schwächen bei Ecken, und spielt sonst souverän. Anzumerken ist vielleicht, dass die bisherigen Gegner in der Liga alle keine ersten Anwärter auf einen der begehrten internationalen Plätze sind. Und mit mindestens 10 Punkten (dazu 11 oder 12) ist der BVB ja auch die letzten fünf Jahre nie richtig schlecht aus den Startlöchern gekommen. Der Kick gegen den Brauseverein aus Leipzig dürfte da am nächsten Wochenende schon eher eine reale Standortbestimmung sein.
Text: Andreas Römer, Bilder: KicherMedia