Borussia Dortmunds Mannschaft schenkt dem Trainer zum 62. Geburtstag drei Punkte und drei Tore gegen Wolfsburg. Damit springt der BVB auf Tabellenplatz zwei und holt sich vor allem Selbstvertrauen vor den Begegnungen gegen Inter und bei den Bayern.

Nach einem Sieg gegen die bis heute in der Liga ungeschlagenen Wölfe sah es allerdings lange Zeit überhaupt nicht aus. Die Gäste von gerade einmal 2.000 Fans begleitet, was ein bisschen wenig im großen Westfalenstadion aussah, hatte nämlich in der ersten Halbzeit so ziemlich alles im Griff. Gegen die Dreierkette sah der BVB-Angriff mal so gar kein Land. Wobei da wären wir schon an einem kritischen Punkt: Kann man die vier Offensivkräfte Hazard, Brand, Hakimi und Reus tatsächlich als Angriff bezeichnen? Irgendwie kennen wir das ja schon, technisch gut aber ohne wirklichen Zug zum Tor.

Vorne harmlos

Nein, das sah nicht wirklich gut aus, was die Borussia da nach vorn veranstaltete. Wenn die Wölfe vorn pressten und der unvermeidliche lange Ball nach vorn kam, war er zumeist auch schon wieder weg. Im Kopfballspiel gewannen die Schwarzgelben gegen Brooks, Bruma und Tisserod so gut wie keinen Ball. Und der letzte Pass in die Spitze war wieder viel zu ungenau, so dass Gefahr für das Wolfsburger Tor naja, überschaubar war. Ein einzige Mal kam Reus in eine möglicherweise gefährliche Situation, doch Roussillion grätschte riskant aber regelkonform den Ball und Reus weg, der Nachschuss von Weigl war dann so schlecht und weit am Tor vorbei, dass man zögert, dies als Chance zu notieren.

Lukasz Piszczek feierte ein besonderes Jubiläum. Gegen den VfL bestritt er sein 300. Bundesligaspiel.

Eine richtige hatten dagegen die Gäste. U21-Nationalspieler Nmecha lief einfach an Hummels vorbei, lupfte den Ball dann geschickt auch über Torhüter Hitz hinweg, doch zum Glück für die Borusse, flog der Ball nur an die Latte. Zielwasser hatte die Wolfsburger auch nicht getrunken. Die Schussversuche aus der zweiten Reihe von Bruma, Brooks oder Arnold gingen alle in die zweite Etage und waren somit so gar nicht gefährlich. Insgesamt war die erste Halbzeit eine zähe Angelegenheit. Hier einen Sieger vorherzusagen schien ein bisschen wie das Glaskugellesen. Und dann auch noch die Verletzung von Marco Reus. Nach einem Schlag auf den Fuß musste er nach einer halben Stunde den Platz verlassen. Kuriosum: Auch Schiri Welz konnte nicht weitermachen, die Wade zwickte. Linienrichter Thomsen übernahm, der vierte Offizielle wechselte an die Linie und Welz machte den vierten Offiziellen am Rand. Für Reus kam Götze und nicht der von einige erwartete Alcacer.

War da was im Pausentee?

Das waren auch nach der Pause zunächst die einzigen Wechsel. Trotzdem kam eine veränderte Borussia aus den Katakomben. Vielleicht hat es ja Geburtstagskuchen gegeben – irgendwas jedenfalls schien die Mannschaft ein wenig lebendiger gemacht zu machen. Auf die Siegerstraße brachte aber eher der Kollege Zufall die Schwarzgelben. Als die Wölfe mal wieder pressten und die BVB-Abwehr unter Druck setzten, schlug Hitz einen langen Ball nach vorn, Brooks köpfte direkt vor die Füße des schnellen Hakimi, der Halblinks Hazard fand. Der Belgier ging zwei  Schritte in den Strafraum und zog dann ab: Das Ding schlug unhaltbar links unten ein (52. Minute). Das erste Tor für Hazard im schwarzgelben Dress und gleichzeitig das 30. Heimspiel in Serie, in dem der BVB traf. Neuer Rekord – natürlich!

Wout Weghorst (l.) sah gegen die kompakte BVB-Defensive um Raphael Guerreiro nur wenig Land. Wenn die Wölfe mal zum Abschluss kamen, war aber Marwin Hitz zur Stelle.

Damit schien dann tatsächlich der Druck abgefallen zu sein. Borussia legte zügig den Vorwärtsgang ein, nutze dabei aber auch, dass die Gäste ein bisschen aufmachten und den Ausgleich erzielen wollten. Da gab die nötigen Räume, die die Borussen jetzt auch konsequenter nutzten und nur sechs Minuten nach der Führung legten sie nach. Wolfsburg war auch hier gnädiger Unterstützer. Bei einem Foul im Mittelfeld pennten die Gäste, Weigl führte schnell aus, legte auf Hazard, der links Guerreiro in den Strafraum stürmen sah und den Portugiesen bediente. Der ließ sich nicht lange bitten und zog einfach ab. Das Rund sauste rechts unten ins Eckige. 2:0  das sollte doch reichen.

Noch ein Elfer

Aber noch war eine halbe Stunde zu gehen. Doch das Spiel schien nun wie gemalt für den BVB. Wolfsburg mühte sich und musste so immer mehr Räume hergeben, die Entwicklungsmöglichkeiten für Borussen-Chancen bargen. Auch die Gäste hatten noch zwei Geistesblitze, wobei Hitz gegen Joao Victor  parierte und Arnold das Tor knapp verfehlte. Grund genug aber den quirligen Dahoud durch den eher defensiven Witsel zu ersetzen.

Mats Hummels (r.) zeigte eine ordentliche Leistung.

Die folgenden Chancen brachten dann nichts mehr ein, so musste ein Handelfmeter herhalten, damit es noch einmal klingelte. Brand hatte Bruma aus zwei Metern den Ball an die Hand geschossen. Götze verwandelte in der 88. Minute ganz sicher und machte den Deckel drauf. Und dann durfte Alcacer noch ein Minute mitmachen – das war’s dann auch.

Wie kann man Inter knacken?

Den Spanier wird man sicher gegen Mailand gebrauchen können. Denn was dem BVB tatsächlich fehlt ist oftmals die Durchschlagskraft in der Box vor dem gegnerischen Tor. Die Italiener werden dort sicher nach guter alter Tradition alles verrammeln und so wird es ganz schwer werden ohne Strafraumstürmer. Heute hat niemand konsequent den Bereich besetzt. Alle Offensivspieler sind flexibel, schnell, dribbel- und passstark aber eben nicht dringend torgefährlich. Erst wenn man selbst in Führung liegt, der Gegner versucht etwas nach vorn zu machen, kann der BVB seine Schnelligkeit ausspielen. Dass Inter Mailand freiwillig hinten irgendetwas preisgibt, klingt ein bisschen unwahrscheinlich.

Aber vielleicht fällt Favre ja auch auf seiner Geburtstagsfete ein, wie man den Catenaccio knacken kann.
Herzlichen Glückwunsch auch noch!

Andreas Römer, Falk-Stéphane Dezort (Fotos)