Der Traum wird wahr. Der BVB steht im Champions League Finale. Nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel vor sechs Tagen, bezwang der BVB am Abend die Starmannschaft von Paris St. Germain auch in der französischen Hauptstadt. Mats Hummels per Kopf brachte den BVB nach 50. Minuten auf die Straßen nach Wembley.

Aus dem Prinzenpark in Paris
berichtet Falk-Stéphane Dezort

Mit einer beeindruckenden Choreo empfingen die Virage Est die Spieler zum Rückspiel im Champions League Halbfinale. Doch ihre „Armee“ durchbrach nur bildlich auf den Trübinen die Schwarz-Gelbe-Wand. Denn auf dem Platz hielt sie Stand. Mit Herz und Leidenschaft. Abwehrarbeit nach deutscher Handwerkskunst.

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Nur auf den Rängen hat die PSG die Schwarz-Gelbe-Wand durchbrochen. Foto: Dezort

Edin Terzic schickte die gleiche Elf wie in der Vorwoche beim Hinspiel-Sieg in die Mission Finaleinzug. Und die Truppe musste von Beginn an hellwach sein, denn PSG startete, wie man es erwartet hatte. Mit hohem Pressing setzten sie die Borussia von der ersten Sekunde an unter Druck. „Wir wussten, dass sie mit Selbstvertrauen auftreten werden. Ich denke, wir haben das sehr gut gemacht“, sagte Terzic. Der BVB hingegen wirkte zunächst etwas nervös, viele Bälle wurden zu schnell – nach nur ein, zwei Kontakten – wieder hergeschenkt.

Adeyemi verpasst die Führung

Trotzdem hatten die Westfalen im Prinzenpark auch ihre Möglichkeiten. Nach 12 Minuten kommt Karim Adeyemi im Sechszehner an den Ball, sein Abschluss wurde aber zur Ecke geklärt. Diese wiederum flog dem BVB um die Ohren – die Gäste hatten aber Glück, das Gonzalo Ramos fast kläglich vergab.

Nah etwas mehr als 25 Minuten ließ Paris die Dortmunder ein wenig mehr kommen – in der Hoffnung so in Kontersituationen noch mehr Räume zu bekommen. Diesen Gefallen machte ihnen die BVB-Abwehr aber nur selten. Gefährlich wurde es dann, wenn der BVB in der eigenen Vorwärtsbewegung den Ball vertändelte – wie Emre Can. Er hatte Glück, dass Ousmane Dembélé verzog – zuvor durfte Kylian Mbappé unter gelbem Begleitschutz durch den Strafraum marschieren.

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Die Stimmung im ausverkauften Parc des Princes war überragend – zumindest bis zur Dortmunder Führung. Foto: Dezort

Die mit Abstand beste Möglichkeit im ersten Durchgang hatte aber der BVB – ebenfalls nach einem Konter. Während Mbappé noch im westfälischen Strafraum seine Chance nachtrauerte, zog auf der anderen Seite Adeyemi nach einem Laufduell aus gut 15 Metern ab; doch einmal mehr fand er wie schon im Hinspiel in Gigi Donarumma im PSG-Tor seinen Meister.

Paris drückt, Hummels köpft

Nach der Pause das gewohnte Bild. Paris kam erneut bockstark ins Spiel, und der BVB war weiter im Glück. Ein Abschluss aus kurzer Distanz landete am Pfosten. Geklingelt hatte es dann auf der anderen Seite. Eine brand(t)gefährliche Ecke fand in Mats Hummels den perfekten Abnehmer. Tor! 1:0. Der Ziel ist zum Greifen nah.

Nach einer überragenden Leistung im Hinspiel, ist Hummels auch in Paris der Matchwinner. Foto: Kirchner Media

Der Treffer der Gäste war wie ein Stich ins Wespennest. Paris wurde immer stärker, hatte zahlreiche Abschlussmöglichkeiten. Aber es war wie im Hinspiel – man hatte das Gefühl, dass Paris noch Stunden weiterspielen kann, der Ball will einfach nicht in den Kasten.

Vier Mal Aluminium

Vor allem in der Schlussphase schien der Fußballgott ein Schwarz-Gelber zu sein. Gleich mehrfach verhinderte das Aluminium den Einschlag – genau genommen vier Mal. Beispielsweise bei Vitinhas Distanzschuss (88.) oder nach Kobels missglücktem Ausflug zu einer Hereingabe (86.). „Es war wieder einmal eine sehr gute gemeinschaftliche Leistung“, freute sich Edin Terzic nach der Partie. „Wir haben das Glück provoziert und hatten einen wunderschönen Abend.“

Edin Terzic und der BVB stehen im Champions-League-Finale. Foto: Kirchner Media

Nach dem Abpiff wurde Terzic emotional, es flossen Freudentränen. „Es ist surreal“, sagte der BVB-Trainer. „Wir haben es über beide Spiele verdient. Es ist ein extrem emotionaler Moment und extrem schön. So einen Moment hätten wir letzte Saison am letzten Spieltag auch gerne gehabt – heute konnten wir unseren Fans etwas zurückgeben.“

„Heute Favorit, ab morgen nicht mehr“

Dem BVB und dem mitgereisten Anhang wird das „Wie“ aber vollkommen egal sein – und der Autor dieses Textes würde lügen, wenn er nicht mit Abpfiff die Busreise nach London gebucht hat. Die Mannschaft ließ sich in der Kurve gebührend feiern. Und um 23:30 Uhr hat der BVB auch schon die Ticket-Infos fürs Finale verschickt. Es werden laaaange Wochen bis zum 1. Juni. Auf die Frage, wen Terzic im Final als Gegner haben will: „Heute sind wir der Favorit, nach morgen Abend dann nicht mehr. Es ist aber nur ein Spiel, und in ein Spiel ist alles möglich. Wir werden alles daran setzen, den Henkelpott nach Hause zu holen.“