Der BVB hat noch nie gegen den FC Heidenheim gewonnen. Das soll sich am Freitagabend gegen den aktuellen Tabellenführer ändern.

Noch kurz ist die gemeinsame Vergangenheit des FC Heidenheim und von Borussia Dortmund in der Bundesliga. Gerade einmal zwei Spiele hat es gegen den Aufsteiger des letzten Jahres für den BVB gegeben. Gewonnen hat Borussia noch nicht. Damit ist Heidenheim der einzige Bundesligist, der noch nie gegen Dortmund verloren hat. Besonders in Erinnerung ist das Spiel vor ziemlich genau einem Jahr.

Schlechte Erinnerung

Ebenfalls Freitagabend, ebenfalls der dritte Spieltag, volle Hütte und Flutlicht – alles war angerichtet für  ein nettes Kennenlernen – natürlich mit einem eingeplanten Sieg des heimischen BVB. Kam doch der Aufsteiger mit gerade einmal null Punkten auf dem Konto ins Westfalenstadion. Schon früh (15. Minute) führte Borussia mit 2:0, alles schien nach Plan zu laufen. Doch in der letzten halben Stunde verspielte der Gastgeber die Führung, nach einem kuriosen Elfmeter für Heidenheim das Ding noch zu einem 2:2.

Auch im Rückspiel begegnete man sich auf Augenhöhe und trennte sich ein wenig enttäuschend mit 0:0. Das war allerdings nicht mehr so überraschend, da sie Heidenheim als Überraschungsmannschaft der Liga und überzeugte vor allem gegen die Spitzenteams, endete am Ende in der Qualifikation für die Conference League und spielt gleich einmal international.

Allzu verständlich also, dass BVB-Trainer Nuri Sahin gehörig Respekt vor Heidenheim äußert. Man treffe auf eine eingespielte Mannschaft, die in jeder Situation weiß, was zu tun ist und immerhin mit dem Rückenwind von fünf Siegen in Pflichtspielen hintereinander und zudem als aktueller Tabellenführer anreist. Die Abgänge von Beste oder Kleindienst konnten scheinbar gut ersetzt werden, die Mannschaft wirkte zuletzt gefestigt und selbstbewusst. Mit dem Nachwuchsstar Wanner – ausgeliehen von den Bayern – scheint ein echter Ersatz gefunden.

BVB sucht noch Automatismen

Natürlich kann man eine Tabellenführung nach zwei Spieltagen, mit Siegen gegen Aufsteiger St. Pauli und Augsburg nicht überbewerten. Doch ein Fingerzeig kann es allemal sein. Immerhin ging Augsburg auf der Ostalb mit 0:4 schon ein bisschen unter. Heidenheim ist bereits gut eingespielt, hat in der Qualifikation zu Conference League zweimal gewonnen. Da ist man dem BVB noch ein ganzes Stück voraus.

Der BVB sucht noch nach einigen Automatismen, hat mit vielen Neuzugängen und neuem Trainer noch einiges an Arbeit vor sich. Sahin verweist zudem auf die Trainingswoche: Während beim BVB 16 Nationalspieler auf Reisen und damit nicht zur Verfügung standen, hatte der FC Heidenheim alle Mann an Bord und konnte an weiteren Feinheiten arbeiten. Beim BVB fehlt der gesperrte Schlotterbeck. Da stellt sich schon mal die Frage, wie man die Abwehr umbaut. Die bisher eigentlich stabile Dreikette muss in jedem Fall anders aufgestellt werden.

Eine Möglichkeit wäre Can in die Kette zurückziehen oder Bensebaini könnte nach innen rücken. Oder doch eine Viererkette? Sahin ist überzeugt, seine Mannschaft kann auf alle Situationen reagieren. Erstmals könnte Neuzugang Guirassy im Kader stehen, ob es zu einem Einsatz reicht, ist noch unklar. Das könnte natürlich von der Situation abhängen.

Denn Bange ist den Gästen nicht, wie Langzeittrainer Schmidt betont. In Dortmund zu spielen sei immer etwas Besonderes und natürlich auch schwierig. Trotzdem sei das Ziel des FC Heidenheim in jedem Spiel alles zu versuchen, um etwas mitzunehmen.  Schmidt glaubt auch nicht, dass der BVB sein Team unterschätzen werde. Doch man werde alles daran setzen, im Westfalenstadion etwas zu klauen.

Tabellenführer

Das sollte nach dem Willen der Gastgeber aber möglichst nicht passieren. Zu tief sitzt noch der Stachel der hergeschenkten Partie aus dem letzten Jahr. Waren das doch nicht die einzigen Punkte die der BVB in der Saison unnötig liegen gelassen hat. Ganz nebenbei möchte der BVB seine einzigartige Serien im eigenen Stadion verteidigen: Seit mehr als 20 Jahren ist Borussia zuhause am Freitagabend ungeschlagen. Also wieder volle Hütte, Flutlicht, dritter Spieltag – jetzt hat der BVB Gelegenheit für ein bisschen Wiedergutmachung und ganz nebenbei auch mit dem Sprung an die Tabellenspitze. Zumindest für rund 20 Stunden könnte man ganz vorn stehen. In jedem Fall sehen die 81.000 Zuschauer am Freitagabend den Tabellenführer, einen neuen oder eben den alten.

Andreas Römer (Text), Fotos: Kirchner-Media