Eine völlig dominante erste Hälfte des BVB sahen die Fans im ausverkauften Westfalenstadion. Borussia spielte Leipzig fast an die Wand. Leider schenkten Bürki und Brandt dem Gegner leichtfertig die Vorlagen zum zwischenzeitlichen 2:2 und machten Leipzig wieder stark.
Die Ausgangslage
Hopp oder Top, Dritter gegen Erster der Bundesligatabelle. Vier Punkte trennten den BVB von den Angestellten der deutschen Filiale des östereichischen Produktplatzierers. Rein sportlich gesehen natürlich eine sehr interessante und spannende Konstellation. Aus Leipzig war der Spitzenreiter mit einer Mannschaft angereist, die seit Wochen national wie auch international auf höchstem Niveau agiert. Ein junger Trainer, der vor Ehrgeiz fast platzt und den Anspruch hat den ersten Meistertitel für sich und den Leipziger Vertreter des RB-Kartells zu holen, und mit einem Timo Werner der mittlerweile selbst einen Robert Lewandowski in den Schatten stellt.
Auf der anderen Seite der wiedererstarkte BVB mit Lucien Favre, der über seinen Schatten gesprungen und kaum wiederzuerkennen ist. Ein neues System, dazu Variabilität und ein wieder erkennbarer Willen in der Mannschaft. Dazu aufblühende Personalien wie Zagadou und Brandt, die neuen Schwung ins Spiel bringen.
Der Spielverlauf
Mit der gleichen Startelf wie gegen Mainz geht der BVB ans Werk. Die Fans gleich dreimal lauter als sonst peitschen ihre Mannen nach vorne. Viel Kleinklein hüben wie drüben. Abtasten in hohem Tempo.
In der 14. Minute verzeichnet der BVB die erste gefährliche Szene nach einem Eckball den Hummels per Kopf aufs Tor bringt und Gulacsi gerade noch über die Latte lenken kann. Die erwarteten schnellen Vorstöße auf beiden Seiten verpuffen in den jeweiligen Abwehrreihen.
Dann die 23. Minute: Einen Doppelpass mit dem Gegner verwertet Sancho und Leipzigs Hüter klärt zum zweiten Mal in höchster Not, aber in die Füße von Guerreiro, der auf Weigl schiebt, welcher einfach mal vom Strafraumeck abzieht und mit einem Aufsetzer auf nassem Rasen Gulacsi keine Chance lässt.
Wer nicht hüpft der ist ein Bulle‘ schallt es durchs Stadion und alles steht Kopf.
30 Minuten dauert es bis Leipzig zum ersten Torschuss kommt. Fünf Minuten später zappelt der Ball wieder im Netz der Sachsen. Sancho über außen in den Strafraum zu Brandt, der den Ball annimmt, kurz dreht und ins lange Eck vollendet. Feine Technik. Standing Ovations zum Pausenpfiff für die schwarzgelbe Elf und besonders für Bürki, der kurz vorher noch zwei Schüsse über die Latte lenkt.
Ein sehr selbstbewusster BVB, der Leipzig kaum zur Entfaltung kommen lässt.
Gleich nach dem Wechsel versucht Bürki mit dem Kopf zu klären, rutscht aber seitlich ab und legt den Ball vor die Füße vo. Werner, der nur noch einschieben muss. 2:1. Schlag auf Schlag schießt Leipzig jetzt aufs Tor von Bürki, einmal klärt der Videobeweis, dann leistet sich Brandt einen Fehlpass in die Füße von Werner, der Bürki austanzt: 2:2. Aber Dortmund steckt nicht auf und erarbeitet sich wieder Chancen. Reus auf Sancho, der Gulacsi verlädt. 3:2. Warum die beiden Gegentreffer fallen mussten weiß keiner.
Das Spiel wogt hin und her. Der BVB mit blitzartigen Vorstößen. Aber Leipzig bleibt gefährlich und markiert dann doch noch den Ausgleich durch Schick zum 3:3, weil Guerreiro seinen Hintermann übersieht. Jetzt kann es so oder so enden. Es scheint beim BVB ein wenig die Luft raus, nachdem auch Sancho verletzungsbedingt für Piszsczek den Platz verlassen musste. Schulz kommt für Guerrero. 3 Minuten Nachspielzeit. Leipzig spielt auf Zeit. Die verzweifelten Versuche des BVB bringen nichts mehr ein. Leipzig ist glücklich mit dem Punkt. Dortmund trauert.
Aufgrund der ersten Halbzeit hätte man das Spiel eigentlich nach Hause bringen müssen. Zwei geschenkte Tore helfen Leipzig zur Punkteteilung.
Wer heute gut schlafen kann
Die Sonnenkinder auf jeden Fall, die heute den letzten Auftritt nach 30 Jahren hatten und von der Süd zu recht gefeiert wurden.
Timo Werner, der durch Faulheit richtig stand und die Tore machen konnte.
Bürki, trotz des Faux pas beim 2:1 eine starke Leistung mit vielen Saves in brenzliger Situation
Wer Albträume hat
Brandt (exemplarisch): Macht seine geniale Aktion zum 2:0 wieder kaputt indem er Werner zum 2:2 auflegt.
Was uns sonst noch aufgefallen ist
Wahnsinnskullisse, die selbst die Leipziger in der ersten Hälfte beeindruckte und in der jeder gewonnene Zweikampf gefeiert wurde.
Borussia Dortmund: Bürki, Zagadou, Hummels, Hakimi, Akanji, Sancho, Reus, Guerreiro, Brandt, Hazard, Weigl
Leipzig: Gulacsi, Upamecano, Sabitzer, Poulsen, Forsberg, Werner, Klostermann, Mukiele, Halstenberg, Laimer, Demme
Schiedsrichter: Stieler, Jöllenbeck, Gittelmann, Osmers
Zuschauer: 80200
Stimmen zum Spiel
Favre:
„Es war ein Sehr gutes Spiel mit viel Tempo, wir haben gut gepresst, wollten das 3:0, ich gratuliere meiner Mannschaft zum 3:2 nach zwei solcher Gegentore, am Ende ist es schwer zu akzeptieren, als positiven Aspekt nehmen wir mit das wir das Spiel 4:3 gewinnen können“
Nagelsmann:
„Am Ende ist es ein glücklicher Punkt, wir haben zwei Geschenke bekommen, in der ersten Halbzeit waren wir Chancenlos, wir sind froh den Punkt mitzunehmen, wir waren die schlechtere Mannschaft“
17.12.19, Text: Oliver Römer; Bilder: Stephan Münnich