Borussia Dortmund verliert im Pokal mit 0:1 gegen Leverkusen und scheidet nach großem Kampf im Achtelfinale aus. Die Fans können die Berlin-Reise im nächsten Mai stornieren.

Aus dem Westfalenstadion berichtet Andreas Römer

Der Ball wollte einfach nicht rein. Dabei gab es viel Gewühle vor dem Leverkusener Tor, doch echte Torchancen konnte sich der BVB nicht erspielen. Trotz aller Bemühungen schied der BVB im Pokalachtelfinale gegen Bayer Leverkusen etwas unglücklich aus.

Nach nur drei Tagen trafen sich der BVB und die Werkself erneut, diesmal in Dortmund und es ging nicht um Punkte, sondern um den Einzug in die nächste Runde des DFB-Pokals. Beide waren vor dem Spiel nur noch vier Siege vom Gewinn des Potts entfernt – also Achtelfinale. Doch wie würden beide Mannschaften agieren? Überraschen dürfte einen der Gegner nach der intensiven Partie am Samstag ja eigentlich nicht mehr.

Erstmals im Pokal gegen Leverkusen

Versucht haben es aber zunächst beide Trainer. Kasper Hjulmand ließ Abwehrchef Badè, Mittelfeldmann Tilman und Torjäger Schick auf der Bank, brachte mit Quansah, Terrier und Kofane drei neue Kräfte. Als hätte sie sich abgesprochen, beorderte auch Nico Kovac beim BVB mit Anselmino, Brandt, Sabitzer und Guirassy gleich vier aus seiner Startelf in Leverkusen auf die Bank. Can, Chukuwemeka, Bellingham und Silva durften auf den Rasen im Westfalenstadion auflaufen.

Und es war eine Prämiere: Zum ersten Mal in der 90-jährigen Geschichte standen sich beiden Mannschaften gegenüber. Die Werkself gewann den DFB-Pokal zweimal, Borussia Dortmund fünfmal.

Aufgrund der Fernsehübertragung des Nationsleague-Finales der Frauen, wurde die  Anstoßzeit auf unfreundliche Champions-League Uhrzeit (21 Uhr) angesetzt. Aber die Hütte war natürlich voll, das Wetter okay und somit alles bereit für ein tolles Pokalspiel.

Wieder 12 Minuten keine Fanunterstützung

Die Fans waren es zunächst nicht: Wie in Leverkusen ab es keine Anfeuerung, 12 Minuten Stille als Protest gegen Pläne der Innenministerkonferenz gegen angebliche Sicherheitsbedenken in den Stadien.

Nach exakt 12 Minuten zeigen dann die Anhänger, was sie für die Stimmung ausmachen. Die Gelbe Wand explodierte in schwarzgelb mit Konfetti und Gesang. Der Leverkusener Block zündelte und spielte damit natürlich den Bedenkenträgern in die Hände. Genau das finden sie gefährlich: Pyrotechnik im Stadion.

Das Spiel war dann ähnlich dem Kick am Samstag in Leverkusen. Zwei technisch starke Mannschaften neutralisierten sich über weite Strecken. Torchancen lagen kaum in der Luft. Beide Abwehrreihen blockten die Angriffen souverän ab.

Pfiffe gab es an der einen oder anderen Szene für Schiri Stieler, der eine großzügige Linie fuhr und allerhand laufen ließ. Zudem hatte man das Gefühl BVB-Mittelfeldspieler Chukwuemeka leidet am Adeyemi-Syndrom. Wenn er fällt, hält der Schiri das in jedem Fall für eine Schwalbe.

Einer kam durch

Die Gästeführung ging dann irgendwie auf die Kappe von Schlotterbeck. Er verließ den Abwehrverbund, lief Leverkusens Schlussmann Flekken an und fehlte beim schnellen Angriff hinten. Der Ball lief in der 34. Minute flott durch die Bayer-Reihen und Grimaldo bediente Maza im Strafraum. Zwar konnte Anton zunächst blocken, doch den Abpraller setzt Maza gefühlvoll und unhaltbar oben rechts ins Netz.

Die letzten fünf Minuten vor der Pause drehte der BVB dann noch einmal auf. Aber die Chancen von Adeyemi (2 Mal), Nmecha oder Silva gingen alle vorbei oder Andrich blockt kurz vor der Linie. Die Fans hätte sich schon gefreut, wenn einer wenigstes einmal das Tor getroffen hätte.

Silva, der für Guirassy im Sturm auflief war über weite Stecken unglücklich, verpasste einige Male den Pass zum besser postierten, wie überhaupt wieder zahlreiche kleine Ungenauigkeiten das Spiel des BVBs prägten. Doch noch waren 45 Minuten Zeit, das Ergebnis zu verbessern.

Statistik hilft da auch nicht

Statistisch war der BVB klar überlegen. 11:0 Ecken, 18:6 Torschüsse – doch wie so häufig sagt so eine Statistik nicht wirklich etwas aus. Am Ende verlor der BVB, da er nicht in der Lage war, im zweiten Durchgang klare Chancen zu kreieren. Zeitweilig lief der Ball vor dem Leverkusener Strafraum wie beim Handball von rechts nach links und wieder zurück. Doch die Idee, wie man den Abwehrriegel knacken konnte, fand keiner. Die meisten Flanken, wenn denn überhaupt einmal ein kam, blockten die Gäste ohne große Mühe. Dabei schafften sie auch immer wieder mit schnellen Kontern sich Luft zu verschaffen.

Den oft zitierten „Dosenöffner“ (5 Euro ins Phrasenschwein) fand heute keiner der Borussen. Leverkusen verteidigte mit Mann und Maus, spielte mit zunehmender Spielzeit dann auch kräftig auf Zeit, legte „Verletzungspausen“ ein, um nur Sekunden später wie auferstanden fröhlich über den Platz zu rennen. Grimaldo fing sich dafür in der letzten Viertelstunde bei jeder Ballberührung ein ordentlichen Pfeifkonzert ein.

Dass auf der Gegenseite Gregor Kobel einen weitgehend ruhigen Abend verlebte machte die Sache nicht besser. Wenn du kein Tor schießt, kannst du nicht gewinnen. Und dazu waren die Borussen heute nicht in der Lage. Ja, es fehlte eigentlich sogar im zweiten Durchgang eine klare Chance. Wenn es gefährlich aussah, dann war irgendeine Flanke oder Ecke in den Strafraum gesegelt und Leverkusen brauchte zwei oder drei Versuche, bis der Ball weggedroschen war.

Keine Chancen – keine Tore

Es lag weder an Silva, noch am später eingewechselten Guirassy. Wenn die keine Bälle bekommen, ist es eben schwer mit dem Toreschießen. Borussia wird den vier Chancen kurz vor der Pause nachtrauern. Das war gute Möglichkeiten, davon gab es trotz Überlegenheit im zweiten Durchgang eher keine. Auch wenn das Team bis zum gegnerischen Strafraum ein gutes Spiel machte, gelang es nicht das Runde ins Eckige zu bringen.

Damit ist wieder einmal die Pokalreise früh beendet. Die Enttäuschung bei den Fans ist sicher groß. Doch viel Zeit zum Trauern bleibt nicht. Am Sonntag folgt schon das nächste Heimspiel gegen Hoffenheim.

Text: Andreas Römer, Foto: Kichner Media