Beim 2:2 (1:0) reichte es hinten raus nicht für einen Heimsieg gegen den SV Werder Bremen bei zehn gegen elf für 75 Minuten und dem Trainerdebut von Mike Tullberg auf der Trainerbank der ersten Mannschaft des BVB.

aus dem Westfalenstadion berichtet Oliver Römer

Eine „Tüte gemischte Gefühle“ begleitet mich heute ins Westfalenstadion. Schon die Gespräche vor dem Stadion deuten an, dass eine Erwartungshaltung auf eine bessere Leistung als in den letzten Spielen durch die markigen authentischen Worte von Interimstrainer Mike Tullberg bei der Pressekonferenz vor dem Spiel geweckt wurde. „Mit dem Messer zwischen den Zähnen“ gegen Werder Bremen drei Punkte holen!

Auf der anderen Seite sind da immer noch die negativen Gefühle die die letzten Spiele hinterlassen haben. Und dann kommt es noch darauf an, sollte die Mannschaft dieses Spiel gewinnen und eine gute Leistung abrufen, was kommt dann. Macht Tullberg dann weiter oder ist dann ein neuer Trainer am Start und für wie lange. Gibt es noch Konsequenzen in der Führungsetage?

Das Wichtige ist aber jetzt. Alles was zählt ist auf´m Platz. Immer wieder und immer wieder neu.

Genauso wie jeder schwarzgelbe sich immer wieder jeden Samstag auf den Weg macht. Jedes mal mit neuem Mut. Auch wenn sie aus der Verzweiflung stammt.

Der „Neue“ setzt auf die auf dem Papier ablesbare Bestbesetzung neben Can, Bensebaini, Adeyemi und Brandt setzt er auf die Formation ohne große Überraschungen. Sind wir mal gespannt ob der neue Besen gut kehrt. Spiel 1 nach Sahin.

Zu Beginn scheint der BVB quirlig, der Ball geht flüssig durch die Reihen und die vertikalen Bälle nach vorne kommen an. Tullberg nimmt sich die Spieler in jeder Spielunterbrechung an die Seite und greift korrigierend ein. Ryerson sieht schon in der 10. Minute nach seinem zweiten harten Einsteigen die gelbe Karte. Aber das ist die Richtung die Tullberg sehen möchte. In der 12. Minute muss Felix Nmecha verletzungsbedingt vom Platz, dafür kommt Sabitzer der gleich im Vollsprint im Strafraum einem Bremer den Ball abjagt.

Nico Schlotterbeck fliegt nach einem Schubser mit glatt rot vom Platz
Foto: Kirchner-Media

Die Borussen ringen mit sich und geraten dann wieder in einen Strudel mit kleinen Nachlässigkeiten. Bei einem Kontakt als letzter Mann bringt Schlotterbeck einen Bremer zu Fall und sieht in der 20. Minute glatt Rot. Jetzt wird es nicht einfacher. Das bedeutet noch mehr Laufen und Kämpfen.

Doch dann ist wieder Leben in der Bude und auf dem Platz. Nach einem Pass von Groß auf Gittens kommt der Ball auf Brandt am rechten Außenpfosten der dann auf Guirassy ablegt der den Ball unter die Latte und dann ins Tor nickt.

Die Dortmunder Spieler jubeln
Foto: Kirchner-Media

Auch wenn sich dadurch einiges wieder beruhigt und der BVB weiter versucht schnell nach vorne zu spielen, gelingt es den Bremern durch einen einfachen Pass hinter die Abwehr es wieder im Strafraum der Dortmunder brennen zu lassen. Viele Kleinigkeiten werden von Schiri Dingert abgepfiffen. Ein wirklicher Spielfluss kommt so nicht zu Stande. Es steckt noch viel Krampf in den Spielzügen und nur durch einige wenige Kontersituationen kann der BVB gefährlich werden. Wenn Werder die Räume besser nutzen würde könnte es auch schon 1:2 stehen. Dann ist Pause.

Die Süd und die Ränge sind nach wie vor voll da und stehen hinter der Mannschaft. Die zweite Hälfte beginnt gleich mit einem Freistoß der auf Guirassy kommt der trocken von der rechten Seite des Strafraum abzieht und Friedl nur noch zum Eigentor abfälschen kann. Auch dem VAR Test auf Abseits hält der Treffer stand.

Die Borussen möchten sich jetzt wohl voll aufs Kontern konzentrieren. Beier kommt für Adeyemi und Duranville für Gittens. Das Spiel wird immer hektischer. Der ehemalige Dortmunder Bittencourt nimmt sich dann ein Herz und markiert durch einen Fernschuss das 2:1. Eine reine Willensleistung. Bremen erhöht jetzt die Drehzahl. Den zweiten Fernschuss knallt Bittencourt dann aber weit über das Tor von Kobel. Willen ist das was unser BVB jetzt braucht. Aber dann ist es Bremen die den Willen in ein Tor ummünzen. Wieder ein ehemaliger. Duksch macht den 2:2 Ausgleich und so den Vorsprung zunichte. 2:2 nach 72 Minuten.

Die Bremer jubeln am Ende
Foto: Kirchner-Media

Anton kommt für Brandt. Es zeigt sich leider das zu viele Kleinigkeiten die schief laufen, in der Summe zu viel sind um ein vernünftiges und geordnetes Spiel zuzulassen. Ob es die Kopfballduelle nach Kobels weiten Abschlägen sind oder eben die zweiten Bälle die immer wieder an die Bremer gehen. Ja, richtig, wir spielen mit einem Mann weniger. Aber trotzdem ist Bremen nicht die Übermannschaft. Ist es dann doch die von Sammer angesprochene Fitness die hintenraus dem BVB zum Problem wird?

Duranville setzt sich nochmal auf der linken Seite durch, wird aber an der Strafraumlinie gefoult. Aus dem anschließenden Freistoß und einer Ecke entstehen zwar Möglichkeiten aber es reicht nicht für die Führung. Schafft es der BVB noch in letzter Minute den Bock umzustoßen? Stattdessen trumpft Bremen erstmal wieder mit zwei knappen Möglichkeiten auf. Enormer Druck jetzt auf Kobel. Mit Mann und Maus wird Kobels Tor verteidigt. Dann ist Schluss. Wenigstens ein Punkt und die Niederlage abgewendet. Aber was heißt das jetzt?

„Und wir werden immer Borussen sein …“, klingt es von der Süd, das steht schon mal fest. Am Trainer liegts nicht? Die gemischte Tüte bleibt. Insgesamt kann man am Ende froh sein, dass man mit 10 Mann ein Punkt mitnimmt. Für die Tabellensituation natürlich zu wenig.

Mike Tullberg (Borussia Dortmund, Interimstrainer) bejubelt das Tor zum 1:0.
Foto: Kirchner-Media

Tullberg:

„Die Körpersprache hat von Beginn an gestimmt, bis zur 20. Minute und der roten Karte hat die Mannschaft alle Vorgaben umgesetzt.“

„Die Jungs haben alles auf dem Platz gelassen. Ich bin sehr positiv, wir waren 75 Minuten in Unterzahl, haben aber trotzdem 1 Punkt geholt.“

Laut Lars Ricken wird Tullberg auch am Mittwoch auf der Bank sitzen. Er will den Fußball in der kurzen Vorbereitungszeit nicht neu erfinden aber mit den gleichen Ansätzen und gleichen Spielweise wie heute an das Spiel gegen Donezk gehen.

Ob es ein kleiner Schritt nach vorne war wird sich am Mittwoch in der Champions League zeigen.

Text: Oliver Römer, Bilder: Kirchner Media