Nur drei Tage nach dem unrühmlichen Auswärtsauftritt an der Kieler Förde am Dienstag musste der BVB beim Tabellendritten aus Frankfurt ran. In der Mainmetropole waren die Dortmunder einmal mehr zum Siegen verdammt. Doch einfache Ballverluste machten ihnen wie so häufig in dieser Saison das Leben schwer. Ekitiké brachte die Hausherren nach 18. Minuten in Führung, der BVB rannten – blieb aber glücklos. Der eingewechselte Hojlund machte in der Nachspielzeit den Deckel drauf.

Aus dem Deutsche-Bank-Park in Frankfurt berichtet Falk-Stéphane Dezort

Lange Zeit bekam der BVB nicht, die desaströse Pleite am Dienstag bei Holstein Kiel (2:4) zu verarbeiten. Aus dem hohen Norden reiste der Tross um Coach Nuri Sahin direkt zum Kurztrainingslager in die Mainmetropole. Dort wartete erneut unter Flutlicht mit Eintracht Frankfurt ein Team, das in der Tabellenregion unterwegs ist, wo sich der BVB von Haus aus sieht – auf einem Champions League Platz. Das Hinspiel im August gewann der BVB mit 2:0.

Zwei Wechsel nahm Sahin vor der Partie im Vergleich zur Blamage beim Tabellenvorletzten vor. Waldemar Anton und Pascal Groß rückten für Marcel Sabitzer und Julien Duranville in die Startelf. Auf Seiten der Gastgeber fehlte mit Omar Marmoush der beste Torjäger. Er befand sich zwar im Stadion, der hochsummige Wechsel zu Manchester City auf die Insel rückt offenbar immer näher. So kam es direkt von Beginn an zu einem doppelten Wiedersehen mit zwei Ex-Borussen: Mario Götze und Ansgar Knauff.

Wiedersehen mit zwei Ex-Borussen: Mario Götze und Ansgar Knauff, der für Marmoush in die Startelf rückte. Foto: Kirchner-Media

Kobel im Glück, Guirassy im Pech

Für den BVB zählte auch in Frankfurt einmal mehr nur der Sieg. Doch die Westfalen hatten zunächst erst einmal Glück, dass sie nicht nach 58 Sekunden in Rückstand gerieten. Ein Abstoß von Kobel landete in den Füßen eines Frankfurters. Im Duell mit Kristensen blieb der BVB-Schlussmann aber der Sieger. Von dem beinahe Schockstart blieb der BVB unbeeindruckt und suchte selbst den Weg nach vorne. Nach neun Minuten setzte sich Guirassy im Strafraum gegen zwei Adler-Spieler durch und scheiterte nur knapp am Pfosten. Da hätten die Dortmunder Ultras, die die ersten zehn Minuten des Spiels vor dem Block verbrachten, beinahe eine der seltenen Borussia-Führungen verpasst.

Vorlagengeber Kristensen und Torschütze Etikité. Foto: Kirchner-Media

Es entwickelte sich das klassische BVB-Spiel in dieser Saison. Die Sahin-Elf übernahm die Kontrolle, verschenkte aber mit schlampigen Ballverlusten wieder einmal Geschenke. Und die Frankfurter, die ihre beste Hinserie der Vereingeschichte spielten, ließe sich nicht lange Bitten. Einen Ballverlust an der Mittellinie vergoldete Kristensen mit der Hereingabe auf Ekitiké, der freistehend nur noch einschieben musste (18.). „Es war wieder einmal zu einfach“, monierte Sahin. Die Borussia hatte zudem Glück, dass sie nicht wie in Kiel wieder in einen Doppelschlag liefen. Knauffs strammer Schuss im Fallen landete aus schwarz-gelber Sicht zum Glück nur am Aluminium (22.).

SGE lauerte auf Konter

Die Westfalen schüttelten sich und übernahmen wieder die Spielkontrolle. Wirklich gefährlich wurde es aber nur selten. Wenn was ging, dann zumeist über die linke Seite und Gittens. Seine Flanken aber landeten oft beim SGE-Abwehrduo, bei dem Guirassy kaum einen Stich sah. Und wenn der Ball mal scharf ins Zentrum kam, behinderten sich die Borussen gegenseitig. Anstatt Groß in aussichtsreicher Position aus zehn Metern aufs Tor schießen zu lassen, war es ebenjener Guirassy der dem BVB-Stabilisator die Kugel vom Fuß nahm (30).

Die Frankfurt ließen Dortnund spielen – wussten um ihre Schwächen. SGE-Coach Toppmöller hatten sein Team perfekt auf den BVB eingestellt und lauerte auf Konter. Beinahe wären die Hausherren mit einer Kopie des Führungstreffers nach 34 Minuten erneut erfolgreich gewesen. Gittens verlor den Ball im Angriffsdrittel. Da der BVB aufgerückt war, ging es in sekundenschnelle über Kristensen und Knauff erneut zu Etikité, der beinahe seinen zehnten Saisontreffer nachgelegt hätte. „Es ist ein weiterer Tiefschlag“, konstatierte BVB-Geschäftsführer Lars Ricken nach der Partie. „Die Tabellensituation ist desaströs. Bei dem, was wir an Spielern auf dem Platz haben und auch einwechseln, ist das sehr enttäuschen.“

Über Bensebainis Abwehrseite wurde die SGE öfter gefährlich. Foto: Kirchner-Media

Zu ungefährlich

In der Pause wechselte Sahin und nahm Bensebaini, über dessen Seite die Frankfurter immer wieder gefährlich wurden, und brachte Couto. Taktisch ging er auf die rechte Seite und Ryerson wechselte auf links. Der BVB wurde mit Couto auch erstmals gefährlich, aber Trapp bekam das Bein rechtzeitig raus (49.). Dortmund hatte weiterhin viel Ballbesitz und schnürte die SGE an ihrem Strafraum ein – ohne aber zu einer Chance zu kommen. Brenzlig wurde es hingegen auf der anderen Seite – abermals nach einem Konter. Der BVB hatte Glück, dass die Hereingabe von rechts direkt in den Armen von Kobel landete.

In der 63. Minute dann der Aufschrei – die Frankfurter wollten einen Elfmeter haben. Schiedsrichter Schlager ließ weiterlaufen. Und er hatte recht – der Zweikampf war einerseits außerhalb, und andererseits nicht zwingend ein Foul. Der BVB bemühte sich, zum Ausgleich zu kommen. Sahin brachte mit Beier und Adeyemi zwei frische Leute für Brandt und Nmecha (72.) und stellte insgesamt auf mehr Offensive. „In der zweiten Halbzeit hat die Mannschaft gezeigt, dass sie nicht nur sprachlich, sondern auch sportlich hinter dem Trainer steht“, meinte Ricken. Sie habe alles versucht. „Wir haben in der zweiten Halbzeit gut gespielt und viel Aufwand betrieben. Aber wir wurden nicht belohnt“, bedauerte Sahin.

Anton kehrte in die Startelf zurück. Foto: Kirchner-Media

Aber erstmal gab es nun auf der anderen Seite den Aufschrei. Gittens kam im Sechszehner zu Fall (77.). Aber auch hier blieb die Pfeife von Schlager stumm. Die Szene bietet auf jeden Fall Diskussionspotenzial, denn der BVB-Flügelflitzer wird klar getroffen. Der Kölner Keller meldete sich aber auch nicht. „Für mich ist das ein klarer Elfmeter“, sagte Ricken. Jedoch sei es falsch, die Niederlage nur daran festzumachen. Der BVB wurde nun druckvoller, bekam auch Abschlüsse durch Guirassy (77.) oder Gittens (80.). Die SGE setzte fortan nur noch auf Konter – spielte diese aber nicht sauber aus (82.).

Hitzige Schlussphase

Die Schlussphase wurde hitzig – Ballverluste auf beiden Seiten. Und Räume. Nach 85 Minuten verstanden die BVB-Verantwortlichen die Welt nicht mehr. Adeyemi setzte Guirassy mit einem Steckpass in Szene, der Angreifer kam nach einem Zupfer im Strafraum zu Fall und wollte den Elfmeter. Diesen bekam er aber nicht. Guirassy konnte es kaum fassen und musste von seinen Kollegen beruhigt werden. Dennn schon zuvor hatte er nach einem ausbleibenden Strafstoß-Pfiff Gelb wegen Meckern bekommen. Sahin brachte nun alles, was er noch hatte und ersetzte Ryerson durch Reyna (88.).

Eines konnte man dem BVB an diesem Freitagabend nicht vorwerfen – sie kämpften und versuchten alles. Nur gelang nichts. Auch in der fünfminütigen Nachspielzeit rannten die Borussen immer wieder auf Elf Frankfurter im Strafraum zu. Die Lücke fanden sie zu selten. Und auch Ecken fanden nicht den richtigen Abnehmer. Da die Borussia nun alles nach vorne warf, hatte die SGE Platz: Hojlund eroberte am Mittelkreis den Ball und behielt auch im Duell mit Kobel die Nerven – 2:0 (90.+4).