2:4-Niederlage am Dienstagabend gegen Aufsteiger Kiel, Platz 9 in der Tabelle, schlechteste Hinserie seit zehn Jahren und das Saisonziel in Gefahr: Beim BVB brennt nach dem Jahreswechsel und zwei Pleiten in Serie der Baum. Während Trainer Sahin das Debakel an der Förde auf seine Kappe nahm, sieht Boss Lars Ricken einmal mehr die Mannschaft in der Verantwortung und stärkt seinem Coach den Rücken.

Von Falk-Stéphane Dezort

Wie geht es weiter? Diese Frage wird man sich beim BVB in diesen Tagen häufiger Stellen. Die Entscheidung im vergangenen Sommer, mit Nuri Sahin wieder auf einen Trainer mit Stallgeruch zurückzugreifen, scheint die falsche gewesen zu sein. Fakt ist: Unter Sahin spielten die Westfalen mit nur 25 Punkten die schlechteste Hinserie seit zehn Jahren. Zu selten war an den ersten 17. Spieltagen eine Spielphilosophie zu erkennen – für welchen Fußball steht der BVB unter Sahin?

Dortmunds Co-Trainer Joao Tralhao (l) tröstet Dortmunds Trainer Nuri Sahin. Foto: Kirchner-Media

Beim 2:4-Debakel am Dienstagabend im diesigen Nebel im Kieler Holstein-Stadion machte sich beim 36-Jährigen Fassungslosigkeit breit – er musste sogar von seinem Betreuerstab getröstet werden. „Das war von der ersten bis zur letzte Minute eine Nicht-Leistung. So kannst du einfach nicht spielen“, wetterte Sahin nach der Partie. Seit Wochen ist beim BVB keine Entwicklung zu erkennen – und wenn dann nur in eine negative Richtung. Mit Platz 9 (Stand 15.1. 9 Uhr) hinkt man in Dortmund weit den Erwartungen und dem eigenen Anspruch hinterher. „Wir müssen jetzt ein top halbes Jahr spielen, um überhaupt in die Champions League zu kommen“, brachte es Lars Ricken gefrustet auf den Punkt. Und die Aufgabe wir mit dem Auswärtsspiel am Freitag in Frankfurt nicht leichter.

„Peinlich und unwürdig“

Den Trainer anzählen wollte der BVB-Boss trotz der abermals unerklärlichen Leistung der Schwarz-Gelben nicht. Vielmehr nahm der 48-Jährige die Mannschaft in die Pflicht – und das nicht zum ersten Mal in dieser Saison. „Die erste Halbzeit war übel bis peinlich. Profifußball ist ein Leistungssport.Bei der Qualität und dem Anspruch, den die Spieler haben, muss man auch die Leistung abrufen. Das war beschämend.“ Dem Coach stärkte Ricken hingegen den Rücken: „Die Mannschaft wurde vom Trainer emotional und taktisch gut eingestellt.“ Da müsse man die Mannschaft in die Verantwortung nehmen. „Wenn Spieler glauben, dass sie etwas Besonderes sind – und ich glaube, es ist etwas Besonderes für Borussia Dortmund zu spielen -, dann ist es einfach peinlich und unwürdig, wie wir in letzter Zeit die schwarz-gelben Farben präsentieren.“

Für BVB-Boss Lars Ricken ist die Mannschaft, nicht der Trainer in der Pflicht. Foto: Kirchner-Media

Klar ist aber, dass die bisherige Saison in Dortmund schlichtweg schlecht ist. „Der Platz, auf dem wir stehen, spiegelt auch die Saison wider“, sagte Ricken. Die Platzierung im Mittelfeld sei nicht dem Zufall oder unglücklichen Umständen geschuldet. „Es ist schwer zu erklären“, konstatierte der BVB-Boss. Sahin hingegen sieht die Verantwortung bei sich selbst: „Ich trage die volle Verantwortung“, sagte 36-Jährige wiederholt am Dienstagabend. Seine Gestik und Mimik ließen tief blicken. Auf die Frage aus dem Journalisten-Rund, was er sich nun wünsche, antwortete der BVB-Coach: „Ehrlichkeit. Es ist Zeit, dass wir in der Mannschaft und im Verein die Wahrheit sagen. Wir haben das hier hergeschenkt.“ Gehört zur Wahrheit, dass das „Projekt Sahin“ gescheitert ist?