Auch im fünften Auswärtsspiel der Bundesligasaison ist für den BVB nix zu holen. Beim FSV Mainz 05 unterliegen die Dortmunder mit 1:3 (1:2). Für die Gastgeber trafen Lee, Burkhardt und Youngster Paul Nebel. Guirassy hatte für die Borussia zwischenzeitlich vom Punkt auf 1:1 gestellt. Schlüsselszene des Spiels war die rote Karte für Kapitän Emre Can nach 27. Minuten.
Aus der Mewa-Arena berichtet Falk-Stéphane Dezort
Die Zielsetzung in Mainz war klar. Trotz der schwierigen personellen Situation (immerhin rückte Ryerson zurück in die Startelf) sollte am 10. Spieltag und vor der Länderspielpause gegen die 05er der erste Sieg in der Fremde eingefahren werden. Und gegen Mainz hat der BVB nach wie vor eine Rechnung offen. Nicht nur wegen der verpassten Meisterschaft im Mai 2023, sondern auch wegen den beiden Aufeinandertreffen in der Vorsaison. Beim letzten Spiel im vergangenen Mai in der Mewa-Arena kassierten die Borussen beim Abstiegskandidaten mit 0:3 eine schallende Ohrfeige. Das Hinspiel im Tempel endete mit 1:1 und ohne Sieger.
Der BVB begann durchaus druckvoll und schnürte die Mainzer an deren Strafrau ein. Wirklich gefährlichen wurden die Westfalen aber nicht. Die Hausherren hingegen besannen sich zunächst auf ihr Konterspiel und kamen nach 18. Minuten zur bis dato dicksten Chance im Spiel. Der aus einer Verletzung zurückgekehrte Jonathan Burkhardt wurde steil geschickt, verpasste die Führung aber knapp.
Can fliegt, Lee trifft
Die Schlüsselszene im ersten Durchgang gab es dann acht Minuten später. Erneut wurde Burkhardt in den Lauf geschickt. BVB-Kapitän Can macht im Duell mit dem Mainzer Angreifer eigentlich alles richtig – aber nur fast. Ihm springt der Ball ein wenig zu weit weg, sodass er sich gegen den heraneilenden Lee nur noch mit der offenen Sohle zu helfen wusste. Konsequenz: Rote Karte. „Es ist eine klare rote Karte, das weiß er selbst“, ordnete Julian Brandt nach der Partie die Szene ein. „Ich bin jetzt aber nicht da, da drauf zuhauen. Das hat er nicht extra gemacht.“ Brandt nahm seinen Kapitän sogar in Schutz: „Sicherlich was das ein Keypoint, aber nicht der Grund, warum wir das Spiel verloren haben. Emre hat nicht die Gegentore kassiert, sondern die zehn Spieler, die noch auf dem Platz standen.“
Die schwarzgelbe Unterzahl machte sich umgehend bemerkbar. Die 05er übernahmen nun die Spielkontrolle und setzten den BVB defensiv unter Druck. Am Ende einer Chancestaffette nickte Lee letztendlich zur Mainzer Führung ein (36.). Diese hatte aber nicht lange Bestand. Drei Minuten später kam Lee im Duell mit Guirassy im eigenen Strafraum zu spät und verursachte einen Elfmeter. Da Can nicht mehr auf dem Platz stand, übernahm der Gefoulte die Aufgabe selbst und knallt den Ball unhaltbar für Zentner ins Tor.
Kurz vor und kurz nach der Pause
Es schien, als ob der BVB wieder etwas mehr Kontrolle gewinnen kann. Nach dem Ausgleich beschwor sich die Truppe, um mit dem Zwischenstand auch in die Kabine zu kommen. „Wir wollten natürlich mit dem Ergebnis in die Halbzeit. Da kann man sich dann neu sortieren“, sagte Pascal Groß. „Aber wir hatten keine Zuordnung. Wir müssen da einfach am Mann dran sein – auch zu zehnt. Das ist sehr ärgerlich.“ Denn: Der nächste Treffer fiel aber wieder auf der anderen Seite. Nahezu mit dem Pausenpfiff überwand Burkhardt Meyer im BVB-Kasten zur erneuten Mainzer Führung.
Die Schockstarre nach dem erneuten Rückstand nahm die Sahin-Elf auch in den zweiten Durchgang. Mainz war nun klar die bessere Mannschaft. Ein zu kurz geratenes Zuspiel von Sabitzer in Richtung Beier schnappte sich der Mainzer Linksverteidiger Mwene, sein Abschluss konnte Meyer noch parieren (51.). Drei Minuten machten es die Mainzer aber besser. Mwene wurde auf der linken Seite sträflich alleine gelassen und hat massig Zeit, sich den Ball zurechtzulegen. Sein Zuspiel fand in der Mitte mit Paul Nebel den richtigen Abnehmer (54.). Für das Eigengewächs der 05er war es das erste Bundesligator seiner Karriere im 22. Spiel.
Nach gut einer Stunde reagierte Sahin personell. Für Nmecha, Beier und Gittens – allesamt blass geblieben – kamen Malen, der genesene Couto und Debütant Lührs. Letzterer fand sich in der Innenverteidigung neben Schlotterbeck wieder. Für mehr Stabilität sorgte das beim BVB allerdings nicht. Vor den 33000 Zuschauern spielten nur noch die Hausherren, und die hatten auch immer wieder Chancen. Lees Kopfball nach einer Ecke landete glücklicherweise über dem Kasten (62.).
Die Pause kommt wie gerufen
Arg viel passierte im Schlussspurt der Partie nicht mehr. Die Wechsel auf beiden Seiten hatten ein wenig das Tempo genommen – gerade bei den Mainzern. Gefährlich wurde jedoch noch einmal der BVB. Nach einem Freistoß von Groß und einer Kopfballverlängerung von Malen landete der Ball urplötzlich bei Schlotterbeck. Sein Drehschuss ging nur knapp am Winkel vorbei (83). Und bei Burkhardts Sturmlauf und Amiris Abschluss behielt Meyer die Borussen vor einer noch höheren Niederlage bewahrt (89.).
Die Länderspielpause dürfte für den BVB wie gerufen kommen – in der Hoffnung, dass sich ein paar Spieler regenerieren und für mehr Optionen sorgen. „Wir müssen schauen, dass wir so viele Jungs wie möglich wieder an Bord bekommen“, sagte Brandt. „Ich hoffe, dass uns die zwei Wochen helfen.“ Für den Mittelfeldstrategen geht es indes zum BVB. „Das ist ein Tapetenwechsel. Ein gutes Gefühl hätte ich aber, wenn wir heute hier gewonnen hätten.“ Vielmehr nerve es ihn, dass man es in dieser Saison nicht schafft, Spiele in der Fremde zu ziehen. Nach der Unterbrechung gehts für die Borussia mit einem Heimspiel gegen Freiburg und dem Gastspiel in der Champions League bei Dinamo Zagreb weiter, ehe der FC Bayern ins Westfalenstadion kommt.
„Endlich den scheiß Bann brechen“
Danach soll endlich der erste Auswärtssieg in der Liga her. „Ich will endlich diesen scheiß Bann brechen. Ich habe keinen Bock mehr mit einer Niederlage nach Hause zu fahren“, betonte Brandt. „Wir müssen das, was wir zuhause schaffen, auch auswärts zeigen“, ergänzte Groß. „Es ist ja nicht so, dass der Support fehlt. Tausende Borussen kommen jedes Mal mit. Wir müssen schleunigst mehr Mentalität reinbekommen und die Köpfe nicht hängen lassen.“