Im zweiten des Redaktionsgespräch blicken die „Kirsche“-Redakteure zurück auf die Fußball-Europameisterschaft. Inbesondere das Abschneiden der Deutschen Mannschaft sowie die Leistung der DFB-Borussen.
Dank der Heim-EM gab es dieses Mal keine wirkliche Sommerpause. Hast du die Spiele der Europameisterschaft gesehen?
Andreas Römer: Ich halte mich ja für einen Fußballfan und habe deshalb wirklich sehr viele Spiele der EM gesehen. Unter dem Strich bin ich aber enttäuscht gewesen. Wirklich gute Spiele waren in der Minderheit. Dass sich am Ende England und Frankreich mit ihrem Rumpelfußball ins Halbfinale gespielt haben, war schon ein schlimmes Zeichen. Immerhin hat die tatsächlich beste Mannschaft den Titel geholt, das hat einem den Glauben an den Fußball erhalten.
Felix Trümper: Ich habe einige Spiele gesehen. Alle von Deutschland und bis zum Ausscheiden der DFB Elf fast auch alle anderen Spiele zumindest – die jeweils beiden späteren Spiele des Spieltags (18 und 21 Uhr) Nach dem Ausscheiden des DFB fast nichts mehr. Das Finale nur in Teilen, nebenbei.
Falk-Stéphane Dezort: Jedes Spiel, das irgendwie ging, habe ich gesehen. Das Turnier im eigenen Land hat mit in den Bann gezogen, auch wenn nicht jedes Spiel den großen fußballerischen Ansprüchen genügte, hatte ich oftmals meinen Spaß. Zwei Mal war ich auch live im Stadion: in der Gruppenphase bei Slowakei gegen Rumänien und beim Viertelfinale der Deutschen gegen Spanien.
Was sagst du zum Abschneiden der Deutschen Nationalmannschaft?
Andreas: Das Spiel gegen Spanien war das Beste. Da hätte man mit etwas Glück auch gewinnen können. Aber bis dahin war das auch nicht so richtig klasse. Schottland und Ungarn sind zweitklassig und sicher kein Prüfstein gewesen. Gegen die Schweiz war es dann schon richtig eng. Gegen Dänemark hatte man dann das Glück, das schließlich gegen Spanien gefehlt hat.
Deutschland hat nicht schlecht gespielt, gerade im Vergleich zu Frankreich oder England. Es gibt ein paar Hoffnungsträger, aber ob Nagelsmann den Stein der Weisen tatsächlich gefunden hat, werden wir erst noch sehen. So lange er versucht, einen talentierten aber uninspirierten, bequemen Teilzeit-Fußballer wie Leroy Sane als die Zukunft des deutschen Fußballs zu verkaufen, wird auch der Fußball der Nationalmannschaft sich nicht weiterentwickeln.
Felix: Vor einigen Monaten hätte ich gesagt, dass wir keine Chance auf das Halbfinale haben. Nach dem Spiel gegen Spanien muss man sagen, es war definitiv möglich. Ich wage mal die Assuage, dass wenn wir einen Elfmeterpfiff bekommen hätten, wir auch weitergekommen wären. Wir waren nämlich das einzige Team, das Spanien wirklich am Rande einer Niederlage hatte. Die waren in meinen Augen in der Verlängerung platt.
Falk-Stéphane: Vor dem Turnier hatte ich wenige Erwartungen an die DFB-Elf. Aber der furiose Auftakt gegen Schottland, auch wenn es kein Gradmesser war, hat irgendetwas ausgelöst. Vor allem das Spiel gegen Spanien fand ich mega – spätestens ab dem Rückstand hat das Team den besseren Fußball gespielt und ist verdient zum Ausgleich gekommen. Auch in der Verlängerun war die DFB-Elf besser, lediglich das letzte Quäntchen hat gefehlt. Dass man so bitter kurz vor Schluss doch nocht verliert, ist hart. Aber nach dem Spiel überwog nicht die Enttäuschung über das Ausscheiden, sondern irgendwo der stolz, dass die Mannschaft nicht sang- und klanglos ausgeschieden ist wie zuletzt.
Wie haben dir die drei (Ex)-Borussen – Füllekrug, Can und Schlotterbeck – gefallen?
Andreas: Zunächst mal muss man lobend erwähnen, dass es BVB-Kicker zur Nationalmannschaft gebracht haben. Herr Löw hatte ja scheinbar was gegen den Verein. Füllkrug hätte bei mehr Spielzeit sicher mehr Tore gemacht. Aber ansonsten hat er eine gute Figur gemacht. Can hat ein Tor geschossen. Vom Strand direkt in die Mannschaft. Ein cooler Tag für ihn. Gegen Spanien wurde er sogar von Beginn an gebracht und zur Pause völlig zurecht ausgewechselt – das war nicht sein Spiel. Schlotterbeck hat gegen Dänemark richtig gut gespielt – schade dass er nicht mehr ran durfte.
Felix: Über Schlotterbeck und Can ein Urteil zu fällen, ist sehr schwierig. Dafür waren die Einsatzzeiten doch etwas kurz. Was ich jedoch bemerkenswert fand war, dass Can als Nachrücker gleich mal im ersten Spiel eingesetzt wird und dann sogar trifft. Das sollte er gerne mal im BVB-Trikot so umsetzen, da spielt er mir viel zu häufig vorm Tor quer.
Falk-Stéphane: Cans Nachnominierung hatte mich überrascht, auch, dass er dann direkt randurfte. Im großen und ganzen haben die drei ihre Sache ganz gut gemacht. Füllkrug hat uns gegen die Schweiz auspflippen lassen – das hätte er gegen Spanien gerne noch einmal tun können. Jetzt geht er ja (leider) für West Ham auf Torejagd.