Im zweiten Teil des Redaktionsgesprächs befassen sich unsere Redakteure mit der Trainerfrage und damit, was in der Winterpause passieren muss, damit der BVB eine gute Rückserie spielen kann. Ebenfalls: Das Winter-Transferfenster.
Ein Beitrag von Ingo Berchter, Andreas Römer und Falk-Stéphane Dezort
Ist Edin Terzic der richtige Trainer für den BVB? Wenn nein, wer sollte beim BVB an der Seitenlinie stehen?
Andreas: Terzic lebt und liebt schwarzgelb. Das macht ihn zumindest schon einmal in dieser Hinsicht zum richtigen Mann, er steht nicht im Verdacht, nur einen gut bezahlten Job zu machen, bis sich irgendwo was Besseres auftut. Allerdings fehlt mir das Konzept, an dem dann auch festgehalten wird. Was ist mit den ganzen jungen Spielern, die nicht wie Sancho oder Bellingham für gutes Geld weggekauft wurden. Die Entwicklung von Reyna oder Moukoko ist erschreckend. Dabei hätte ich Moukoko – wenn er nicht verletzt ist – gern im Sturm gesehen. Er passt eigentlich zum BVB-Spiel. Füllkrug ist ein Fremdkörper, der nach drei Spielen ohne großen persönlichen Erfolg sich vor die Kameras stellt und Flanken für sich einfordert. Da fehlt mir von Terzic mal ein klares Wort. Immer nur der Liebling sein, ist sicher der falsche Ansatz in einem Spitzenfußballklub.
Jürgen Klopp hat damals in seiner ersten Saison Wörns und Kovac als Innenverteidiger abgelöst durch zwei 19-Jährige. Nach nur einem Jahr galten Hummels und Subotic als das beste Innenverteidiger-Duo der Liga. Solch einen Mut wünschte man Terzic auch einmal.
Falk-Stéphane: Terzic bringt alles mit, was es braucht, um einen emotionalen Klub wie den BVB zu trainieren. Doch manches Mal fragt man sich schon, wie er zu seinen Spielerentscheidungen kommt. Aber auch er hat nur das Material zur Verfügung, was ihm Kehl, Watzke und Co. besorgt haben. Dass nun Bender und Sahin als Co-Trainer an seine Seite gestellt werden, sorgt nicht unbedingt dafür, dass der Coach fester im Sattel sitzt. Die Verpflichtung kommt so manchen eingefleischten Borussen schon einer „Kündigung auf Zeit“ gleich. Wenn Terzic fliegt hätte man zwei Nachfolge-Kandidaten mit „BVB-Stallgeruch“.
Ingo: Eigentlich bin ich ein Terzic-Mann. Ich mag seine emotionale Art. Allerdings hat er sich ein paar Mal vercoacht. Dabei hat er gerade in der CL gezeigt, dass er es kann. Aber im Grunde trauere ich 2017 und Tuchel nach und bin wütend auf Watzke. Da hätte eine Ära begonnen werden können. Aber im Moment sind eh keine vielversprechenden Trainer auf dem Markt. Also Augen zu und durch.
Was muss in der Winterpause personell getan werden?
Andreas: Schön wäre es, wenn mal alle wieder gesund wären. Ich bin gar kein Freund von Wintertransfers. Wer nämlich woanders gerade gut ist, wird nicht kommen. Also wieder nur zweite Garde? Die helfen einem auch nicht weiter. Vielmehr braucht es Spieler, die die Mannschaft führen können. Ich habe mit Can als Kapitän auch so meine Probleme. Aber das ist vielmehr ein internes Problem – wie ja eigentlich alles.
Der BVB hat den besten Torhüter der Liga, drei Innenverteidiger, die alle Nationalspieler sind, und hat trotzdem schon 25 Gegentore, nur drei weniger als Mainz und Köln, die auf den Abstiegsplätzen stehen. Es fehlt, wie ich schon anmerkte, an einem Plan an Konstanz. Jede Woche ein anderer Plan, andere Leute auf dem Platz, so bekommst du keine Automatismen rein. Also ich denke, da muss kein neues Personal her, es muss eine Idee fürs Spiel her.
Falk-Stéphane: Es bedarf definitiv einiger Verstärkungen, die auch diesen Namen verdient haben. In allen Mannschaftsteilen fehlt es an so Vielem – und offensiv kann man mit Haller, der komplett außer Form ist, und Füllkrug allein keinen Blumentopf gewinnen.
Ingo: Alle gesund an Bord zu bekommen. Ich wüsste nicht wer uns kurzfristig helfen könnte.
Wer ist dein absoluter Wunschspieler und warum?
Andreas: Da gucken wir ja alle nur vor außen drauf. Aber sollte sich etwa Malen ernsthaft mit dem Gedanken tragen, den Verein wechseln zu wollen, dann weg mit dem Mann. Setzt konsequent auf die eigene Jugend, da steckt doch einiges Potenzial drin. Es braucht spielerische Klasse, also am Ball geschickt und das (nicht erkennbare) Spielsystem des BVB verstanden haben.
Als um einen Rückholaktion von Jadon Sancho spekuliert wurde, kam man ja schon ins Nachdenken. Für ihr war der Wechsel nach Manchester der Fehler seines Lebens. Aber kann er in Dortmund zu alter Stärke finden? Da braucht es vermutlich einen Psychologen und keinen Fußballtrainer für. Also Wunschspieler habe ich tatsächlich keinen. Vielmehr wünschte ich mir, dass alle ihr unzweifelhaft vorhandenes Potenzial abrufen und zeigen, warum sie mal geholt wurden. Und zwar nicht nur hin und wieder mal.
Falk-Stéphane: Da gibt es momentan keinen.
Ingo: Paris Brunner – der nächste Unterschiedsspieler.
Im dritten Teil, der am 5. Januar 2024 erscheint, befassen wir uns mit einem Ausblick auf die Restsaison und dem Fußball im Allgemeinen.