Der BVB pausiert im Meisterkampf – Der FCB marschiert
Von keinem Clàsico im Westfalenstadion berichten David Inderlied (Bild) und Ingo Berchter (Wort)
Von der ersten Minute an war der FCB auf dem Platz, motiviert bis in die Haarspitzen, wie es nicht anders zu erwarten war. Der BVB brauchte fünf bis zehn Minuten länger, um anzukommen – zumindest mental. Hatten wir in Hoffenheim (und anderswo) auch schon so gesehen. Nur, dass hier heute viel mehr Qualität auf dem Platz. Und so verpassten Füllkrug und Hummels die scharf geschlagene Ecke von Sané, Schlotterbeck achtet nicht auf Upamecano – und nach dreieinhalb Minuten steht es 0:1.
Auch in den nächsten Minuten wirkt Bayern schneller, schärfer, präziser. In der 9. macht Goretzka das Spiel vertikal schnell auf Sané, und der überläuft Hummels auf kurzem Weg um mehrere Meter – er war dann einfach im Kopf und in den Füßen schneller – und spielt einen einfachen Querpass zu Kane: 0:2. Ähnliches sieht man in der 16., wo Sané fast das gleiche mit Wolf macht.
Danach verwaltet Bayern den Vorsprung. Immerhin kommen am Ende der Nachspielzeit mehrere Borussen in gute Positionen, Malen verfehlt schließlich das Tor knapp. Zur zweiten Hälfte bringt Dortmund Süle und stellt auf Dreierkette um. Ob das die Abwehr stabilisieren, oder die Offensive stärken soll – weder das eine noch das andere tritt ein.
In der 50. erwachte das Stadion, aber nicht die Borussen. Die Bayern spielen die öffnenden Diagonalpässe (die Tuchel gegen Saarbrücken vermisste), die Bayern bestimmten das Tempo. Reus hängte sich in seinem 400. Spiel für den BVB rein, kam in der 55. zu einem scharfen Schuss, der Neuer jedoch nicht vor große Probleme stellte.
Nachdem der Ball zwei weitere Male im Dortmunder Netz lag, aber wegen Abseits nicht zählte, machte Kane dann in der 73.nach feinem Zuspiel von Coman völlig freistehend das 0:3. Das ging viel zu einfach.
Die Einwechslungen der Borussia brachten nicht wirklich Erfolg – Moukoko schoss in der 87. aus 6 Metern übers Tor, während auf den Sitztribünen die Zuschauer das Stadion in Scharen verließen. Doch das war es noch nicht. Der englische Nationalspieler wird in der 93. perfekt von Pavlovic eingesetzt, der einen Süle-Pass abgefangen hat. Damit fand der Trouble mit Harry endlich ein Ende.
Lothar Matthäus hat im Vorfeld des Spiels gesagt, dass Bayern im 1:1 auf allen Positionen besser besetzt sei. Auch wenn das so nicht mal ein Bayern-Oberer unterschreiben würde: Heute erwies es sich als in weiten Teilen richtig. Das Passspiel ist das Schaltgetriebe im Fußball, hier wird aus Laufgeschwindigkeit, Passgenauigkeit und Antizipation das Spieltempo gemacht. Und die Bayern setzten ihr läuferisches Tempo mit präzisen Zuspielen um und Dortmund unter Druck, wie sie es brauchten. Und waren der Borussia in der Antizipation um Längen voraus.Der Dortmunder Minimalismus bis hierher in dieser Saison ist damit erst einmal entzaubert. Unsexy allein reicht eben nicht. Der BVB muss sich jetzt darauf konzentrieren in den Pokalwettbewerben weiterzukommen und in der Liga einen CL-Platz zu sichern.
Es gibt Jobs, die keiner mag: Klo putzen, Müll rausbringen. Manchmal ist es der, den Bericht zum Bayern-Spiel zu schreiben. So is Läbe. Aber der nächste Sieg kommt bestimmt – in der Liga, und gegen Bayern.
Text: Ingo Berchter Bilder: David Inderlied / c:Kirchner-Media